"Ärzte ohne Grenzen": Arznei für Arme durch Handelsvertrag in Gefahr

"Ärzte ohne Grenzen": Arznei für Arme durch Handelsvertrag in Gefahr
Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warnt davor, dass ein geplantes Handelsabkommen zwischen der EU und Indien die Versorgung armer Menschen mit preiswerten Medikamenten, sogenannten Generika, gefährden könnte.

Brüssel (epd) Anlässlich eines Treffens des indischen Regierungschefs Narendra Modi mit EU-Spitzenpolitikern am Mittwoch in Brüssel erklärte "Ärzte ohne Grenzen", bestimmte Regelungen in einem Freihandelsvertrag könnten den Zugang zu Generika einschränken, die in großem Maße in Indien hergestellt werden: "Indien ist eine wichtige Quelle für bezahlbare, lebensrettende Generika, von der das Leben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt abhängt."

"Ärzte ohne Grenzen" selbst ist stark auf Indien angewiesen. Zwei Drittel der Medikamente, die die Organisation zur Behandlung von HIV, Tuberkulose und Malaria kauft, sind indische Generika. Generika sind Nachahmungen von bereits unter einem Markennamen gehandelten Medikamenten mit denselben Wirkstoffen. Sie sind in der Regel billiger als die Originalpräparate.

Generika

Beim EU-Indien-Gipfel sollte unter anderem ein Handelsabkommen besprochen werden, zu dem die Verhandlungen derzeit ausgesetzt sind. Darin geht es auch um den Schutz geistigen Eigentums. Dieser spielt mit Blick auf Generika eine Rolle. "Der Vorschlag der EU zu diesem Thema könnte dazu führen, dass die Ausfuhr von völlig legal hergestellten Medikamenten aus Indien gestoppt wird, wenn ein multinationales Unternehmen behauptet, dass seine geistigen Eigentumsrechte verletzt seien", erklärte "Ärzte ohne Grenzen" zu einem der Punkte, den die Organisation für problematisch hält.

Die EU-Kommission äußerte sich mit anderem Tenor. Der Zugang zu Arzneien sei ein wesentlicher Bestandteil der EU-Politik im Bereich geistiges Eigentum, teilte ein Sprecher in Reaktion auf die Erklärung von "Ärzte ohne Grenzen" mit. "Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien wird Indiens Recht, Generika für heimische und internationale Verwendungen zu produzieren, nicht untergraben."