Berlin (epd) Die 21 Millionen Rentner in Deutschland können sich über ein deutliches Rentenplus freuen. Zum 1. Juli steigen die Bezüge im Westen um 4,25 Prozent, im Osten um 5,95 Prozent, wie Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Montag in Berlin sagte. Das "erfreuliche Ergebnis" sei auf die gute Lage am Arbeitsmarkt, das Wirtschaftswachstum und die steigenden Löhne zurückzuführen, sagte Nahles. Es ist der stärkste Rentenanstieg seit 23 Jahren. Die Opposition sieht dennoch keinen Grund zur Euphorie.
Der im vergangenen Herbst veröffentliche Rentenbericht der Bundesregierung hatte eine Erhöhung der gesetzlichen Altersbezüge von bis zu fünf Prozent vorausgesagt. Nahles betonte, die umlagefinanzierte Rente bewähre sich. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sei das eine gute Nachricht. Die Erhöhung hat nach ihren Worten keine Auswirkung auf den Beitragssatz zur Rentenversicherung. Der bleibe in den kommenden Jahren stabil bei 18,7 Prozent, versprach Nahles.
Linke: Kurze Verschnaufpause
Mit dem deutlichen Rentenplus steigt der Rentenwert im Osten den Angaben zufolge von 27,05 auf 28,66 Euro und damit auf 94,1 Prozent des Westwerts. Derzeit liegt er bei 92,6 Prozent. Der Rentenwert im Westen steigt von 29,21 auf 30,45 Euro. Das für die Erhöhung herangezogene Lohnplus betrug demnach knapp 3,8 Prozent im Westen und 5,5 Prozent in Ostdeutschland.
Die Linken-Fraktion bezeichnete das Rentenplus in diesem Jahr als eine "kurze Verschnaufpause bei einem stetig weiter sinkenden Rentenniveau". Die Bundesregierung müsse jetzt Rentenreformen der vergangenen Jahre rückgängig machen, denn die darin vorgesehenen Kürzungen sorgten dafür, dass die Renten Jahr für Jahr den Löhnen hinterherhinken.
Außerdem weist die Linke darauf hin, dass eine ostdeutsche Durchschnittsrentnerin nach 45 Beitragsjahren 966 Euro im Jahr weniger bekommt als eine vergleichbare Frau im Westen. Nahles müsse deshalb die Rentenlücke nach 27 Jahren Einheit schließen. Die Grünen fordern angesichts der guten Finanzlage, die Mütterrente durch Steuermittel statt wie bisher auf Kosten der Rentenkasse zu finanzieren.