TV-Tipp: "Der Urbino-Krimi: Mord im Olivenhain" (ARD)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Der Urbino-Krimi: Mord im Olivenhain" (ARD)
24.3., ARD, 20.15 Uhr: "Der Urbino-Krimi: Mord im Olivenhain"
Auch der zweite "Urbino-Krimi" imponiert durch eine Bildgestaltung, die hinsichtlich Raffinesse und Lichtsetzung deutlich aus dem Fernsehalltag herausragt. Die Geschichte ist ebenfalls interessant. Aber weil sich "Mord im Olivenhain" in Stil und Machart nicht von "Die Tote im Palazzo" unterscheidet, fehlt diesmal naturgemäß der Reiz des Neuen. Auch der Rahmen enttäuscht ein bisschen, weil sich die personelle Konstellation im Vergleich zum ersten Film nicht weiterentwickelt hat.

Verkehrspolizist Roberto Rossi (Leonardo Nigro) wetteifert nach wie vor mit dem zugereisten deutschen Ex-Kommissar Gruber (Hannes Jaenicke) um die Gunst der attraktiven Baronesse Malpomena del Vecchio (Katharina Wackernagel), die allerdings hinter jeder maskulinen Höflichkeit gleich eine Paarungsabsicht wittert; außerdem wird der "Poliziotto", wie die Romanreihe von Uli T. Swidler heißt, bei seinen Ermittlungen von seinem Chef (Tonio Arango) behindert. Da auch die wiederkehrenden Gags die gleichen sind, wirken sie nicht mehr originell, sondern wie Marotten: Die angehende Medizinerin Malpomena lässt sich zwar gern von Roberto chauffieren, weist ihn jedoch regelmäßig darauf hin, dass sein Roller kein angemessenes Gefährt für sie sei; und manchmal fährt die Vespa nicht mal.

Dafür ist die Krimihandlung des zweiten Films spannender, selbst wenn Andreas Knaup, der das Drehbuch diesmal allein geschrieben hat, schon früh den Mörder verrät. Erneut beginnt der Film wie ein Thriller: In den weitverzweigten Gängen unter der mittelitalienischen Stadt Urbino geschieht ein Mord. Es handelt sich allerdings um eine Tat mit Verzögerung: Das Opfer ist durch einen Kopfschuss tödlich verletzt, schafft es aber irgendwie bis in die Olivenplantagen der beiden Nachbarn Rossi und Gruber, weshalb der Titel "Mord im Olivenhain" streng genommen nicht zutrifft. Der Tote ist Malpomenas Mentor, sie betrachtet es daher als eine Frage der Ehe, dass sie die rechtsmedizinische Untersuchung übernimmt; und Gruber liefert die erstaunliche Erklärung dafür, warum sich der Professor als "Dead Man Walking" noch so weit schleppen konnte. Ein weiterer Mord bringt Rossi auf eine Spur, die in die Katakomben führt. Dort hat unterdessen der sinistre Olivenölhändler Asso (Patrick von Blume), der ein düsteres unterirdisches Geheimnis hütet, den Bruder des Polizisten lebendig eingemauert.

Natürlich treffen sich die wichtigsten Beteiligten zum Finale in den finsteren Gängen, und weil die Donnerstagskrimis mehr oder minder familientauglich sein sollen, hält sich die Spannung in Grenzen. Dafür darf erneut Axel Neumann als Streuner Luigi sein Unwesen treiben: Nach einer unsanften Begegnung mit einem alptraumhaft maskierten Mann geht er Polizeichef Cotelli mit seinem Gefasel vom Golem auf die Nerven. Tonio Arango verkörpert den Commissario, dem seine hübsche Assistentin Maria (Patrizia Carlucci) auf der Nase rumtanzt, ohnehin am Rand zur Witzfigur, aber dass er auch noch slapstickhaft mit dem Kopf gegen einen niedrigen Torbogen knallen muss, hat der Mann nicht verdient. Kurz drauf wird er von Luigi niedergeschlagen, weil der ihn wegen der Kapuze seines Sportpullis für den Golem hält.

Ähnlich überflüssig ist ein Nebenstrang, in dem Malpomena mehr oder minder unverblümt von ihrer Großmutter zur Fortpflanzung aufgefordert wird, damit das Geschlecht der del Vecchios nicht ausstirbt. Das Geplänkel soll vermutlich die Vorlage für eine mögliche Fortsetzung liefern: Die bislang platonische Freundschaft zwischen der Baronesse und dem Polizisten könnte aufgrund der drohenden Enterbung das nächste Level erreichen, was natürlich Zündstoff für die fragile Dreierbeziehung wäre.

Sehenswert ist "Mord im Olivenhain" dennoch, zumal Regisseur Uwe Janson und sein Kameramann Marcus Stotz auch diesmal bildsprachliche Akzente setzen: Die Aufnahmen sind immer wieder leicht verfremdet, die Dialoge gern durch kurze Rückblenden illustriert. Die unvermeidlichen Schmuckbilder mit Panorama-Aufnahmen des Städtchens wirken besser in den Filmfluss integriert, zumal sie diesmal die Atmosphäre unterstreichen. Reizvoll ist auch die teilweise rätselhafte Ausstattung; beim Olivenhändler beispielsweise hängt ein Tischfußballspiel an der Decke. Leonardo Nigro verkörpert seinen Roberto erneut mit einer geschmeidigen Souveränität, die ihn wie eine späte eidgenössische Antwort auf Russel Crowe wirken lässt. Sein Understatement ist viel gehaltvoller als der handfeste Humor, mit dem Arango den Polizeichef ausstatten muss. Ungleich origineller als dessen Missgeschicke sind Augenblicke wie jener, als der Tote an einem Olivenbaum lehnt und erst umkippt, als ihm eine Olive auf den Kopf fällt. Nach wie vor überflüssig sind die regelmäßig eingestreuten italienischen Wörter, selbst wenn sie diesmal (putana, stronzo) der Auffrischung des Schimpfwortschatzes dienen. Dafür liefert Gruber eine schlüssige Erklärung für seinen Umzug nach Italien: Selbst sein zwanzig Jahre währender Kampf gegen die Mafia hat ihm die Liebe zu diesem Land nicht nehmen können.