Neues Museum Friedland eröffnet

Neues Museum Friedland eröffnet
Vier Millionen Menschen kamen seit 1946 über das Grenzdurchgangslager Friedland in die Bundesrepublik: Heimatvertriebene und Kriegsflüchtlinge ebenso wie Aussiedler oder "Boat People". Ein neues Museum erinnert jetzt an diese wechselvolle Geschichte.

Friedland (epd) Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat am Freitag das neue Museum zur 70-jährigen Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland bei Göttingen eröffnet. Der Name Friedland sei als geschichtsträchtiger Ort längst selbst zu einem Symbol geworden, sagte er bei einem Festakt mit rund 500 geladenen Gästen im Lager. Dort habe es stets das gegeben, was heute als Willkommenskultur gelte. Weil und Niedersachsens Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) nahmen symbolisch den Schlüssel für das Museum entgegen.

Wechselvolle Geschichte

Für die neue Dauerausstellung "Abschied, Ankunft, Neubeginn" ließ die Landesregierung für rund 20 Millionen Euro den historischen Bahnhof in dem Ort umgestalten. Die Kosten dafür teilen sich Bund und Land. Später sollen auf dem Lagergelände noch ein Besucher- und Forschungszentrum sowie eine internationale Jugendbegegnungsstätte errichtet werden. Ein Museumspfad soll alle Museumsteile miteinander verbinden. Bislang haben rund 4,5 Millionen Menschen zeitweise in dem Lager gelebt.

Hilfsorganisationen und Kirchen sowie die Bevölkerung hätten immer sehr engagiert daran mitgearbeitet, dass Menschen hier einen Neuanfang gestalten konnten, betonte Weil. Damit hätten sie auch ihre spätere Integration eingeleitet. "Ich freue mich, dass das beharrliche Engagement der Museumsmacher dazu beigetragen hat, diese wechselvolle und erfolgreiche Geschichte öffentlich zu zeigen."

Das Lager Friedland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der britischen Armee als Auffangstation für heimatvertriebene Menschen und zurückkehrende Kriegsgefangene aus Russland errichtet. Später kamen Aussiedler aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion sowie Ungarn-Flüchtlinge. Auch vietnamesische "Boat People" und Chilenen, die vor der Pinochet-Diktatur flohen, durchliefen das Lager. Seit 2011 dient die Einrichtung als Erstaufnahme für Asylsuchende. Das eigentlich für bis zu 700 Menschen ausgelegte Lager war im vergangenen Sommer teilweise dreifach überbelegt.

Bedeutung von Asyl

Busemann sagte, die Eröffnung des Museums komme genau zur richtigen Zeit. "Kaum ein Ort wäre besser geeignet, die Bedeutung von Asyl und Flüchtlingsschutz zu zeigen." Friedland sei für zahlreiche Menschen das "Tor zur Freiheit" geworden.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) äußerte die Hoffnung, dass das neue Museum in Zukunft einen wichtigen Platz in der deutschen Museumslandschaft einnehmen werde. 2006 hatten alle Fraktionen des Landtags dafür gestimmt, ein solches Museum einzurichten. Für Samstag und Sonntag ist ein Bürgerfest rund um den Bahnhof mit Führungen, Talkrunden, einem Frühschoppen und einer Exkursion zur ehemaligen innerdeutschen Grenze geplant. Erstmals regulär geöffnet ist das Museum am Mittwoch (23. März).