Preis der Leipziger Buchmesse geht an Guntram Vesper

Preis der Leipziger Buchmesse geht an Guntram Vesper
Mammutwerk
«Frohburg» erzählt vom Leben im 20. Jahrhundert
Mit "Frohburg" hat der 74 Jahre alte Autor Guntram Vesper der "verlassenen Landschaft seiner Kindheit ein Denkmal gesetzt". Für sein Mammutwerk erhielt er nun den Preis der Leipziger Buchmesse.

Leipzig (epd) Der Schriftsteller Guntram Vesper (74) ist für seinen Roman "Frohburg" mit dem diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse geehrt worden. Der gebürtige Sachse erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Belletristik am Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse. In seiner Laudatio sagte der Literaturkritiker Dirk Knipphals, Vesper breite mit seinem Roman "eine umfangreiche Geschichtslandschaft vor uns aus". Gleichzeitig lohne sich der Blick auf Details und einzelne Sätze, betonte Knipphals.

Belebt Dinge und Ereignisse

Vesper stammt aus dem sächsischen Frohburg, nur rund 40 Kilometer südlich von Leipzig. Er wurde 1941 als Sohn eines Landarztes geboren, 1957 flüchtete die Familie in den Westen. Der Schriftsteller wurde für sein Werk bereits vielfach auszeichnet. Neben Büchern schrieb er auch etliche Hörspiele und Radioessays.

In seinem ziemlich genau 1.000 Seiten umfassenden Mammutwerk "Frohburg" widmet sich Vesper mit Hilfe seines Erzählers dem Ort seiner Geburt und setzt "der verlassenen Landschaft seiner Kindheit ein Denkmal", wie die Jury befand. Die Architektur des Romans weise eine "komplexe Architektur" auf und belebe Dinge und Ereignisse, die aus dem kollektiven Gedächtnis zu verschwinden drohten.

Laudator Knipphals fügte hinzu, Vesper gelinge eine besondere "Ästhetik des Verknüpfens". Die große Geschichte - Weltkrieg, Einmarsch der Roten Armee und DDR-Alltag - werde verbunden mit dem Kleinen, der Geschichte Frohburgs "und der eigenen Familiengeschichte".

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert und wird in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben. Die Preisträger erhalten je 15.000 Euro, zudem gehen 15.000 Euro an alle 15 Nominierten. Mit ihrer Übersetzung konnte Brigitte Döbert die Jury aus Literaturkritikern überzeugen. Den Preis für das beste Sachbuch erhielt Jürgen Goldstein. Die Auszeichnung gilt als einer der wichtigsten Ehrungen der deutschsprachigen Literaturszene. Eingereicht wurden diesmal insgesamt 401 Werke aus 113 Verlagen.

Noch viele weitere Preise

Goldstein widmet sich in seinem Sachbuch "Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt" dem gleichnamigen Entdecker, Zeichner, Schriftsteller, Übersetzer und Revolutionär Forster (1754-1794), der 1793 in Mainz die erste Republik auf deutschem Boden ausrief. Goldsteins Buch sei mehr als eine Biografie, erklärte die Literaturkritikerin Meike Feßmann. Es lese sich "wie der Abenteuerroman eines Lebens, voller Erkenntnisse, die bis heute gültig sind". Der 1962 geborene Goldstein lehrt als Professor für Philosophie an der Universität Koblenz-Landau.

Für ihre Übersetzung des Werks "Die Tutoren" von Bora Cosic aus dem Serbischen erhielt Brigitte Döbert den begehrten Preis. Sie habe "für jede Nuance einen Ton gefunden", lobte Laudator Burkhard Müller und verwies darauf, dass vielen das Werk Cosic' unübersetzbar schien.

Während der Messetage werden noch viele weitere Auszeichnungen vergeben. So erhielt etwa am Donnerstag der Lyriker und freie Literaturkritiker Nico Bleutge den mit 5.000 Euro dotierten Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik, der vom "Börsenblatt" gestiftet wird. Die Leipziger Buchmesse hat für Besucher noch bis Sonntag geöffnet. Im vergangenen Jahr konnte sie rund 186.000 Besucher anlocken.