Assad-Emissäre
Genf (epd) Die Vereinten Nationen haben am Montag die unterbrochenen Gespräche zur Beilegung des Syrien-Krieges neu gestartet. Der Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, traf sich am UN-Sitz in Genf zunächst zu Beratungen mit der Delegation des Regimes von Baschar al-Assad. Unterdessen forderten die Chefs humanitärer UN-Organisationen den vollen Zugang ihrer Helfer zu Millionen notleidenden Menschen in syrischen Städten.
Dialog in Feuerpause führen
UN-Vermittler de Mistura appellierte an das Assad-Regime und die Opposition, das Leiden der Menschen in Syrien zu beenden. Der Moment der Wahrheit sei gekommen. Die Feuerpause in Syrien biete den verfeindeten Parteien eine Gelegenheit, einen Dialog zu führen. De Mistura räumte jedoch ein, dass zwischen den Positionen der Lager noch eine große Distanz liege. In dem Konflikt, der Mitte März 2011 mit Protesten gegen das Assad-Regime ausbrach, wurden bislang nach UN-Schätzungen mehr als 260.000 Menschen getötet.
Besonders umstritten ist bei den Verhandlungen die Zukunft Assads. Die Opposition verlangt seine Absetzung, das Regime will an ihm festhalten. Assads Außenminister Walid al-Muallem nannte die Diskussion über eine Ablösung des Präsidenten eine "rote Linie", die in den Gesprächen nicht überschritten werden dürfe.
Die neue Runde soll bis Donnerstag kommender Woche dauern. Danach planen die UN zwei weitere Gesprächsrunden. Der UN-Vermittler de Mistura erklärte, falls sich die Konfliktparteien nicht auf eine Beilegung des fünfjährigen Bürgerkriegs einigen könnten, werde er den Fall wieder an den UN-Sicherheitsrat überweisen. Der Sicherheitsrat hatte im vergangenen Jahr einen Fahrplan mit der Bildung einer Übergangsregierung, einer neuen Verfassung und freien Wahlen gutgeheißen. Der Plan soll dem arabischen Land Frieden und Stabilität bringen.
8,4 Millionen Kinder und Jugendliche leiden
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR, das Welternährungsprogramm und andere humanitäre UN-Organisationen erinnerten in einem gemeinsamen Aufruf daran, dass 4,6 Millionen notleidende Menschen in Syrien kaum oder gar nicht erreichbar sein. Rund zwei Millionen Syrer harrten in Gebieten aus, die von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) kontrolliert würden. Der "IS" nimmt an den Genfer Gesprächen nicht teil.
Nach Schätzungen von Unicef kennt jedes dritte syrische Kind nur Krieg und Flüchtlingsleben. Etwa 3,7 Millionen Mädchen und Jungen seien seit Beginn des Konflikts vor fünf Jahren geboren, hieß es in einem Bericht. Das sei ein Drittel aller syrischer Kinder. Über 151.000 von ihnen sind als Flüchtling in einem der syrischen Nachbarländer zur Welt gekommen und haben ihre Heimat noch nie gesehen. Den Schätzungen zufolge leiden derzeit etwa 8,4 Millionen Kinder und Jugendliche in Syrien und den Nachbarländern direkt unter dem Bürgerkrieg.
Die Syrien-Gespräche hatten Ende Januar in Genf begonnen. Es kam aber nicht zu direkten Kontakten zwischen dem Assad-Regime und der Opposition. De Mistura setzte die Gespräche aus und verschob mehrmals die Wiederaufnahme.