Berlin, Beirut (epd)Die Konvois sollen die Städte Zabadani, Madaja und Moadamijah nahe Damaskus sowie Kafraja und Fuaa westlich von Aleppo erreichen, wie eine Sprecherin des Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Verbundes dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Die ersten Hilfslieferungen trafen der BBC zufolge am Nachmittag in Moadamijah ein, das wenige Kilometer südwestlich der Hauptstadt liegt.
Tausende leiden an Hunger
Im Gebiet um Damaskus versucht das Assad-Regime, die letzten von Rebellen gehaltenen Städte unter seine Kontrolle zu bringen. Aufgrund der Belagerungen leiden dort Tausende Menschen an Hunger, Dutzende sind nach Berichten von Hilfsorganisationen schon an Mangelernährung gestorben. Auch die Rebellen haben im Nordwesten des Landes zwei Städte eingeschlossen. Unterdessen sicherte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dem neuen UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi Deutschlands Unterstützung bei der Versorgung notleidender Menschen in Syrien zu. Es dürfe nichts unversucht gelassen werden, um die Gewalt in Syrien einzudämmen, damit humanitäre Hilfe ermöglicht werden könne.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass in Syrien momentan mindestens 15 Orte von der Außenwelt abgeschnitten sind. In den Gebieten harren etwa 400.000 Männer, Frauen und Kinder aus. Bisher scheint das Assad-Regime nur einen sicheren Zugang zu den sieben Städten gewährleistet zu haben, deren Einwohner der Syrien-Kontaktgruppe zufolge die humanitäre Hilfe am dringendsten benötigen. Im Laufe der Woche könnten weitere Hilfslieferungen nach Kafr Batna nahe Damaskus und Deir ez-Zour im Osten des Landes folgen. Ob die Lebensmittel die notleidenden Menschen im Osten tatsächlich erreichen werden, ist jedoch offen, da der sogennante Islamische Staat das Gebiet kontrolliert.
Zentrale Rolle für Deutschland
Flüchtlingskommissar Grandi sagte bei seinem ersten Deutschland-Besuch in Berlin, die Bundesrepublik spiele bei der humanitären Hilfe eine zentrale Rolle. Wenn infolge der Vereinbarungen auf der Münchner Sicherheitskonferenz Hilfskonvois nach Syrien geschickt werden könnten, sei dies gut. Doch müsse der Druck auf die Kriegsparteien aufrecht erhalten werden. "Wir brauchen den Zugang", so der Chef des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Zunächst müsse den Menschen im Land selbst, dann den Flüchtlingen in den Nachbarländern geholfen werden.
Am Dienstag hatte der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura in Damaskus Vertreter der Assad-Regierung getroffen und den ungehinderten Zugang zu den Hungernden in den belagerten Städten gefordert. Ein UN-Sprecher in New York berichtete später, Assad habe dem Sondergesandten Zugang für von den UN koordinierte Konvois zugesichert. Die Syrien-Unterstützergruppe, zu der auch Deutschland gehört, hatte sich vergangene Woche am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz auf den Zugang für humanitäre Hilfe geeinigt.
Deutschland ist der fünftgrößte Geber des UN-Flüchtlingshilfswerkes und hatte zuletzt auf der Londoner Geberkonferenz für Syrien seine Unterstützung um 1,2 auf 2,3 Milliarden Euro erhöht. Nach Angaben des UNHCR sind innerhalb Syriens rund acht Millionen Menschen auf der Flucht. Die Nachbarländer Jordanien, Türkei und Libanon haben mehr als vier Millionen Syrer aufgenommen.