Berlin (epd)Die Stiftung für das sorbische Volk bekommt mehr Geld. Von 2016 bis 2020 stehen der Stiftung jährlich insgesamt rund 18,6 Millionen Euro zur Verfügung, zwei Millionen Euro mehr im Jahr als bisher. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen, Dietmar Woidke (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU), unterzeichneten am Montag in Berlin ein entsprechendes Abkommen über die gemeinsame Finanzierung der Stiftung für das sorbische Volk.
Slawische Minderheit
Dabei trägt der Bund mit 9,3 Millionen Euro den größten Anteil. Auf Sachsen entfallen 6,2 Millionen Euro, Brandenburg zahlt 3,1 Millionen Euro. Schätzungen zufolge leben in der brandenburgischen Niederlausitz rund 20.000 und in der sächsischen Oberlausitz rund 40.000 Angehörige der slawischen Minderheit.
Mit der Förderung der sorbischen Kultur, der sorbischen Bräuche und insbesondere der sorbischen Sprache leiste die Stiftung einen herausragenden Beitrag zur Wahrung und Pflege des Sorbentums, sagte de Maizière bei der Unterzeichnung. "Was die Stiftung betreibt ist Heimatpflege im besten Sinne. Das wollen der Bund und die beiden beteiligten Länder Sachsen und Brandenburg vermehrt unterstützen."
Sorben und Deutsche lebten seit mehr als 1.000 Jahren friedlich zusammen, sagte der sächsische Ministerpräsident Tillich, der selbst sorbischer Abstammung ist. In der Frage, wie man mit Minderheiten im eigenen Land umgeht, könne sich eine Nation beweisen und auszeichnen. Mit ihrer Sprache, ihren Bräuchen und ihrer Kultur seien die Sorben "ein kleiner Diamant im kulturellen Reichtum Sachsens", unterstrich Tillich.
Tillichs Brandenburger Amtskollege Woidke sprach von einem "wichtigen Tag für die sorbisch-wendische Identität". Die Bewahrung der sorbischen Sprache und die Kulturpflege sei kein Selbstläufer und müsse institutionell gefördert werden. Dafür biete das neue Abkommen eine gute finanzielle Grundlage, sagte Woidke.
Anerkanntes Siedlungsgebiet
Das Ergebnis der Verhandlungen könne sich sehen lassen, betonte auch der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk (CSU). Die Zukunft liege in der Digitalisierung der sorbischen Sprache. Deshalb habe der Bundestag zusätzlich zu den 18,6 Millionen Euro weitere 765.000 Euro zur Förderung der Anwendung der sorbischen Sprache in den digitalen Medien zur Verfügung gestellt.
Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Jan Budar, dankte für das große Vertrauen in die Arbeit der Stiftung. Die Stiftung wurde im Jahr 1998 durch einen Staatsvertrag zwischen dem Land Brandenburg und dem Freistaat Sachsen als rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bautzen errichtet. Finanziert wird die Einrichtung seit 1998 durch den Bund und die beiden Länder.
In Brandenburg gehören derzeit unter anderem der Spreewald mit Lübbenau sowie die Städte Cottbus, Jänschwalde, Spremberg und Vetschau zum offiziellen sorbisch-wendischen Siedlungsgebiet. In Sachsen zählen unter anderem die Städte Bautzen, Hoyerswerda, Kamenz, Bad Muskau und Weißwasser mit den umliegenden Regionen zum anerkannten Siedlungsgebiet der slawischen Minderheit.