Brüssel (epd)Um mit den vielen Ankömmlingen zurechtzukommen, müssten alle EU-Länder "die europäischen Regeln zu Asyl und Grenzkontrollen strikt anwenden", verlangte der Kommissar. Darüber hinaus müssten sie den am stärksten betroffenen Mitgliedstaaten zur Hilfe kommen.
Vor allem das "Durchwinken" von Flüchtlingen in andere Länder müsse ein Ende haben, hieß es in einer Mitteilung der EU-Behörde, die damit ihre Position rund eine Woche vor dem Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs klarmachte. Das bezieht sich vor allem auf die Länder an der westlichen Balkan-Route. Auch die Flüchtlinge selbst dürften nicht einfach ziehen, wohin sie wollten, fügte die Kommission hinzu. "In der Union ankommende Menschen müssen wissen, dass sie nötige Hilfe bekommen. Aber es ist nicht ihre Entscheidung, wo das in der Europäischen Union ist."
Kommission hält am Dublin-System fest
Vorerst will die EU-Kommission am Dublin-System festhalten, obgleich für das Frühjahr schon Reformvorschläge geplant sind. Das Dublin-System sieht vor, dass Flüchtlinge in dem Land ihren Asylantrag stellen müssen, über das sie in die EU eingereist sind. In den vergangenen Monaten wurde das durch die Weiterreise zahlreicher Flüchtlinge bis nach Österreich, Deutschland und andere Länder tausendfach außer Kraft gesetzt. "Dublin ist nicht tot", sagte Migrationskommissar Avramopoulos, der selbst aus Griechenland stammt, von wo zahlreiche Flüchtlinge weiter nach Norden starten.
Griechenland bleibt damit im Zentrum der Aufmerksamkeit. Von den fünf geplanten "Hotspots" zur Registrierung von Flüchtlingen ist laut EU-Kommission bisher nur der auf der Insel Lesbos "voll einsatzfähig".
Fortschritte bei der Registrierung
Fortschritte stellte die EU-Kommission beim Thema Fingerabdrücke fest. Sie sind für die Registrierung und damit das Funktionieren des Asylsystems insgesamt wichtig. So sei der Anteil der Migranten in Griechenland, deren Fingerabdrücke in der Eurodac-Datenbank aufgenommen wurden, von acht Prozent im September 2015 auf 78 Prozent im Januar 2016 gestiegen. In Italien stieg der Anteil im selben Zeitraum demnach von 36 Prozent auf 87 Prozent. Laut Kommission sind in Italien bislang zwei von sechs vorgesehenen Hotspots "voll einsatzfähig".
Die Kommission mahnte Fortschritte in vielen weiteren Bereichen an, unter anderem bei der Umverteilung von 160.000 Flüchtlingen, die sich bereits in der EU aufhalten, 66.400 davon in Griechenland. Die EU-Regierungen selbst hatten im vergangenen Jahre die Umverteilung beschlossen, aber dem offenbar kaum Taten folgen lassen. Nach Angaben der EU-Kommission boten 15 Mitgliedstaaten den Griechen zusammengenommen lediglich 1.081 Plätze an. Erst 218 Menschen sind demnach inzwischen in andere Länder gebracht worden.