Hamburg (epd)Die Zeitung beruft sich auf eine Untersuchung des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft, die dem Blatt vorliegt. Demnach haben die sozialen Berufe die Absolventen von technischen oder medizinischen Studien an der Spitze des Rankings verdrängt. "Die klassische Ordnung der Engpassberufe wurde 2015 auf den Kopf gestellt", sagte Oliver Koppel, Arbeitsmarktforscher beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Er erklärte den wachsenden Bedarf der Sozialpädagogen und Sozialarbeiter damit, dass sie auch für die Versorgung und Betreuung von Flüchtlingen gebraucht werden.
Seit 2012 werden die Arbeitsmarktdaten von der Bundesagentur für Arbeit (BA) in einem Klassifikationsschema erfasst, das rund 1.300 Berufe enthält. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat diese Daten für 2015 analysiert und für jede Gruppe das Verhältnis von offenen Stellen und Arbeitslosenzahlen ermittelt.
Viele offene Stellen belegen gestiegenen Personalbedarf
Das Ergebnis: In der Gruppe der sozialen Expertenberufe ist die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Stellen pro 100 Arbeitslose zwischen Januar und Dezember 2015 von 45 auf 114 gestiegen. Bei den Ingenieurberufen der Energie- und Elektrotechnik bewegte sich dieser Wert zwischen 60 und 71.
Weil für die sozialen Fachstellen nun Personal fehle, könnten auch Seiteneinsteiger profitieren, sagte Kolja Briedis, Absolventenforscher beim Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Chancen hätten auch Politik- oder Geisteswissenschaftler, aber auch Absolventen mit Fremdsprachenkenntnissen dürfen auf neu Jobs hoffen.
Eine Empfehlung für ein Studium der Sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik könne man hingegen aus den aktuellen Daten nicht ableiten, betonte Briedis. "Wer jetzt mit einem Studium startet, ist frühestens in drei Jahren fertig. Wie der Arbeitsmarkt dann aussehen wird, kann heute noch niemand wissen", sagte der Experte dem Blatt.