Neu-Anspach (epd)Grund sei, dass Flüchtlingsgruppen und ihre Betreuer freien Eintritt hätten, teilte das Museum am Dienstag mit. "Wir stehen zum Beschluss unseres Aufsichtsrats vom vergangenen September und sind der festen Überzeugung, dass durch diese Regelung niemand Schaden nimmt oder benachteiligt wird."
Erschreckender Ton
Monatelang habe es nur vereinzelt Kritik an der Regelung gegeben, seit Sonntagabend kursierten jedoch Fotos der Preisliste auf verschiedenen Facebook-Seiten im Internet, teilte das Museum weiter mit. Die Folge seien offene Protest- und Boykott-Aufrufe. Zahlreiche Beschwerden, beleidigende Äußerungen und massive Angriffe erreichten das Museum seitdem über Facebook, Telefon und E-Mail. Der Ton dieser Nachrichten sei zum Teil erschreckend. Es werde gehetzt, gedroht, abgewertet und dem Museum die Diskriminierung deutscher Staatsbürger vorgeworfen.
Die meisten Kommentatoren auf Facebook ereifern sich darüber, dass Flüchtlinge als einzige Gruppe gratis in das Freilichtmuseum dürfen, während Sozialhilfebezieher 2,50 Euro oder Menschen mit Behinderung vier Euro bezahlen müssen. "Es gibt Rentner, die müssen Flaschen sammeln, damit sie über die Runden kommen. Die Wirtschaftsflüchtlinge, die ein Taschengeld bekommen, dürfen kostenlos rein? Schämen solltet ihr euch", schreibt zum Beispiel ein Nutzer des sozialen Netzwerks. "Wir haben schon 15.000 Leute zusammen, die diesen Moslem-Islam-Park boykottieren werden", kommentiert eine weitere Nutzerin.
Beitrag zur Integration
Doch im Internet formiere sich jetzt Gegenwehr, berichtete das Museum. Die Stellungnahme auf der Hessenpark-Facebook-Seite habe inzwischen mehr als 3.500 Likes, in zahlreichen Kommentaren unterstützten Menschen die Haltung des Parks. "Unfassbar dieser Shitstorm", schreibt beispielhaft eine Facebook-Nutzerin. "Da rottet sich ein Haufen missgünstiger aufrechtdeutscher Bürger zusammen, die denen, die gar nichts haben, nicht mal freien Eintritt in ein Heimatkundemuseum gönnen. Ich schäme mich für all die Hasskommentatoren."
Im Hessenpark kann man sich über historische Gebäude, alte Haustierrassen, traditionelle Handwerks- und Hauswirtschaftstechniken sowie Festtagsbräuche informieren. Vor allem deshalb hatte sich der Aufsichtsrat dafür entschieden, Flüchtlingsgruppen freien Eintritt zu gewähren. "Wir wollen, dass die Menschen in die Geschichte und Kultur der Region eintauchen und dadurch eine Verbindung zu ihrer neuen Umgebung aufbauen können", betonte Museumsleiter Jens Scheller. Als Landeseinrichtung wolle der Hessenpark einen Beitrag zur Integration leisten und ein Zeichen setzen, dass Flüchtlinge in Hessen willkommen seien.