TV-Tipp: "Nacht ohne Morgen" (ARD)

TV-Tipp: "Nacht ohne Morgen" (ARD)
9.2., ARD, 23.00 Uhr: "Nacht ohne Morgen"
Der Vorspann haut einem die Namen der drei Hauptdarsteller förmlich um die Ohren, dabei ist der Film alles andere als plakativ. Autor Karl-Heinz Käfer und Regisseur Andreas Kleinert, die schon für das famose Alzheimer-Drama "Mein Vater" verantwortlich waren, erzählen mit "Nacht ohne Morgen" die im Grunde tragische Geschichte eines Mannes, dessen Leben auf einer Lüge basiert.

Nun, am Ende des Wege, will der todkranke frühere Staatsanwalt Dänert offenbar seine Bilanz in Ordnung bringen, wie die junge Polizistin Larissa vermutet. Sie soll ihm dabei helfen, einen Fall zu lösen, der fast zwanzig Jahre zurückliegt. Damals wurde ein junger Mann im einstigen Grenzgebiet zur DDR offenbar vorsätzlich überfahren und dann im Wald versteckt. Larissa war noch ein Kind, sie hat die Leiche gefunden und Jahre gebraucht, das Erlebnis zu verkraften.

Die Handlung klingt nach Krimi, und zumindest hinsichtlich der Mördersuche orientiert sich der Film auch an den entsprechenden Konventionen. Davon abgesehen aber gehen Käfer und Kleinert erzählerisch wie auch ästhetisch einen eigenen Weg, und dass ihnen dabei nicht jeder frohgemut folgen wird, nehmen sie in Kauf. Die Farben sind winterlich fahl, die Dialoge in all ihrer Aussagekraft sorgfältig formuliert, die Figuren alles andere als einladend. Dänert ist ein Eigenbrötler, und Götz George, den Kleinert schon in "Mein Vater" zu einer formidablen Leistung führte, versucht gar nicht erst, der Figur sympathische Züge zu verleihen. Dennoch wecken die regelmäßigen Hustenanfälle und die Momente, wenn sich Dänert unter Schmerzen krümmt, naturgemäß Mitgefühl. Fritzi Haberlandt, als Schauspielerin ohnehin kein Mensch der großen Gesten, ist eine wunderbare Ergänzung zu Georges sparsamem Spiel. Auch Larissa ist ein Sonderling, doch je stärker Dänert gesundheitlich abbaut, um so mehr kommt sie aus sich heraus.

Bis ins Detail komponierte Einstellungen

Während sich vordergründig die Krimihandlung entfaltet, entwickeln sich hintergründig die Profile dieser beiden so unterschiedlichen Menschen: weil sie mit jedem Schritt, den sie vorankommen, auch viel von sich selbst preisgeben. Ihre Ermittlungen führen sie zurück in die Wendezeit, als sich Jimmy aus Brandenburg nach Berlin ins "Wonderland" aufmachte; er suchte das Glück, doch er fand den Tod. Kleinert und Kameramann Johann Feindt setzen die Geschichte mit bis ins Detail komponierten Einstellungen um; und diese Sorgfalt zeigt sich nicht nur an den Schweißperlen im Gesicht, wenn Dänert von Schmerzkrämpfen geschüttelt wird. Auch die Ausstattung (Myrna Drews) erzählt eine Menge über die Figuren. Mit Ausnahme von Barbara Sukowa als Dänerts Ehefrau sind die Nebenrollen mit unbekannten, aber ebenso markanten wie ausgezeichneten Schauspielern besetzt. Inhaltlich lebt der Film natürlich von der Frage, warum Dänert ausgerechnet diesen Fall wieder aufrollt. Aber gefesselt ist man vor allem von den herausragenden Leistungen der Schauspieler.