7.2., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Die Liebhaber"
Silvia Kaiser beschäftigt sich in ihrem Film mit einem zumindest für diesen Sendeplatz ungewöhnlichen Thema: Sie geht der Frage nach, wie Männer ticken, die aus Überzeugung Liebhaber sind: Was ist ihnen in Beziehungen wichtig und welche Ängste vor Bindungen haben sie? Daniel (34) zum Beispiel will nicht nur die flüchtige, sexuelle Affäre, er will auch die Liebe der Frauen. Dafür trainiert er unterschiedliche Techniken der Verführung, er weiß, wie er die Aufmerksamkeit auf sich zieht - und ist fasziniert vom eigenen Erfolg. Javier (47) genießt die Stunden in seiner Wohnung allein. Über zehn Jahre war er verheiratet. Nach der Scheidung spricht ihn eine Frau an. Sie ist verheiratet und will eine unverbindliche, sexuelle Affäre. Javier nimmt das Angebot an und genießt die Freiheit der Unverbindlichkeit.
7.2., Arte, 20.15 Uhr: "Der Stellvertreter"
"Der Stellvertreter" ist die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Rolf Hochhuth aus dem Jahr 1963: Während des Zweiten Weltkriegs versucht ein evangelischer SS-Mann, die Welt darüber in Kenntnis zu setzen, was in den sogenannten "Arbeitslagern" wirklich geschieht. Als ihm weder Freunde noch Kirche helfen, ist der Papst in Rom Gersteins letzte Hoffnung. Doch im Vatikan schlagen ihm Unwillen und Misstrauen entgegen. Nur der junge Jesuit Riccardo versteht, von welchem Verbrechen Gerstein berichten will. Gemeinsam riskieren die Männer nicht nur ihre Stellung, sondern bald auch ihr Leben bei dem Versuch, den europaweiten Deportationen der jüdischen Bevölkerung ein Ende zu setzen. Oft als Lehrstück bezeichnet, ist der Film von Costa-Gavras eine sorgsame Komposition, die ihre komplexen Figuren in eine tragische, weil reale Geschichte wirft. Durch Ulrich Mühe, Ulrich Tukur und Mathieu Kassovitz in den Hauptrollen gewinnt die historische Kulisse des Films ein menschliches Fundament, das betroffen macht. Ulrich Tukur wurde für seine Darstellung für den Europäischen Filmpreis nominiert.
8.2., Arte, 22.05: "Paradies: Glaube"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Im zweiten Teil seiner Trilogie über Glaube, Liebe und Hoffnung porträtiert Ulrich Seidl eine Frau mit einer Mission: Anna Maria will, dass Österreich wieder katholisch wird. Deshalb wandert sie mit einer Mutter-Gottes-Statue von Tür zu Tür, um Gott zu den Gottlosen zu bringen. Diese Szenen sind zwar ziemlich skurril, sie wirken aber auch ausgesprochen dokumentarisch, und darin liegt die Stärke der Arbeiten von Seidl. Hauptdarstellerin Maria Hofstätter hat sich jahrelang auf die Rolle der Missionarin im eigenen Land vorbereitet. Dank der entsprechenden Verinnerlichung ihrer Figur war sie in der Lage, bei wildfremden Menschen zu klingeln und sie in ein religiöses Gespräch zu verwickeln. Der Film wird allerdings nicht jedermanns Sache sein, und das nicht allein, weil der Wiener auch hier seiner Vorliebe für entblößte Alltagskörper frönt. Ungleich brisanter ist Anna Marias innige Beziehung zu Jesus. Gottes Sohn ist für sie wie ein Liebhaber, sie liebkost seinen gekreuzigten Körper. Einmal deutet Seidl sogar eine Masturbation mit dem Kruzifix an, was nach der Uraufführung des Films bei den Festspielen in Venedig prompt zu vehementen Protesten führte und dem Regisseur eine Klage wegen Blasphemie einbrachte.
9.2., Arte, 20.15 Uhr: "Verdun – Sie werden nicht durchkommen!"
Verdun, 1916: Krieg in seiner schlimmsten Form. Vor 100 Jahren, vom 21. Februar bis zum 20. Dezember 1916, lieferten sich Franzosen und Deutsche in der Schlacht von Verdun einen erbitterten Kampf im Osten Frankreichs. Die Schlacht von Verdun war das gewaltvollste Aufeinandertreffen in der Geschichte der beiden Nationen, bei dem mehr als 300.000 Menschen ihr Leben verloren. In Verdun standen sich Frankreich und Deutschland allein gegenüber, ohne die Unterstützung ihrer Verbündeten. Heute erscheint der mörderische Stellungskrieg absurd. Der Dokumentarfilm folgt der Chronologie der Ereignisse. Selten gezeigte Archivbilder vermitteln eine Vorstellung von dieser titanenhaften Konfrontation. Die nachgespielten Sequenzen wurden zur Unterscheidung von den Zeitdokumenten koloriert. Mit zahlreichen Computeranimationen werden der Verlauf des Kampfgeschehens sowie die Topographie des Schlachtfelds veranschaulicht. IM Anschluss wiederholt Arte die sechsstündige Reihe "14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs".
11.2., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah"
An einem Freitag im November wirft sich Viktor vor einen Zug. Der Lokführer hat schon ein Tuch über den vermeintlich Toten gelegt, da entdeckt ein Polizist, dass Viktor sich noch bewegt, und ruft den Notarzt. Als Viktor im Krankenhaus erwacht und feststellt, dass er beide Beine verloren hat, ist seine Todessehnsucht stärker als zuvor. Der Film erzählt, wie es dazu kam: In der Oberstufe am Gymnasium wurde Viktor krank, nicht körperlich, aber in seinem Kopf machte sich ein Nebel breit, alles wurde immer dunkler. Es fiel ihm schwer, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Viktor litt an einer unerkannten Depression, die beinahe zum Suizid geführt hätte. Sein zweiter Lebensretter war ein holländischer Sterbehelfer, der zu seinem Freund wurde. Im Zuge einer Therapie stellt sich raus, dass Viktor an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, einer depressiven Erkrankung, die dafür sorgt, dass er keine Beziehung führen kann, dass er Aggressionen gegen sich selbst entwickelt. Heute kann Viktor Freundschaften pflegen und ein fast normales Leben führe.
11.2., WDR, 23.35 Uhr: "Tod auf den Gleisen - Trauma eines Lokführers"
Jedes Jahr werfen sich in Deutschland mehr als tausend Menschen vor einen Zug. Jeder Lokführer muss damit rechnen, dass ihm dies während seines Berufslebens mindestens zweimal widerfährt. Diese Art des Suizids unterscheidet sich jedoch in einem Punkt von anderen Methoden, sich umzubringen: Der Selbstmörder ist Opfer und Täter zugleich. Er schadet mit seiner Tat mindestens einem Unbeteiligten schwer: dem Lokführer, der dieser Situation hilflos ausgeliefert ist. Er muss mit der Last dieser traumatischen Erfahrung leben, an der oft nicht nur er, sondern auch seine Familie zu zerbrechen droht. Und viele geben ihren Beruf auf. Die Autorin begleitet einen Lokführer bei der Bewältigung seines Schicksals und zeigt, wie mühsam der Weg zurück in die Normalität ist. Wie verarbeitet der Lokführer dieses traumatische Ereignis für sich? Welche Konsequenzen hat dies für seine Familie? Welche Unterstützung erhält er von seinem Arbeitgeber? Und kann er überhaupt je wieder fahren?
12.2., ZDF, 23.00 Uhr: "Familie Braun"
Schon allein die Grundidee dieser Kurzfilmreihe ist grandios, auch und gerade weil sie wie ein Witz beginnt: Geht ein Nazi zur Wohnungstür, weil es geklingelt hat, steht ein kleines schwarzes Mädchen davor. Der Wuschelkopf mit den Jim-Knopf-Augen ist das Ergebnis einer mehrere Jahre zurückliegenden flüchtigen Begegnung. Weil die Frau in ihre eritreische Heimat ausgewiesen wird, muss sich jetzt der Vater um seine Tochter kümmern. Während sich bei Kumpel Kai unter der rauen Schale bloß ein weicher Keks verbirgt, hat Thomas ein weiches Herz, und das wird von der kleinen Lara alsbald erobert. Die Serie ist ein Musterbeispiel dafür, dass auch mit kleinem Geld Großes möglich ist. Bis auf wenige kurze Ausflüge vor die Tür des heruntergekommenen Wohnsilos spielt sich die Handlung ausschließlich in der liebevoll als Nazi-Refugium gestalteten Zweiraumwohung der beiden Rechtsextremisten ab. Da Lara in typisch kindlicher Unbefangenheit diverse Fragen zur eigentümlichen Einrichtung hat, kommen die beiden geistigen Tiefflieger in manche Erklärungsnöte. Das ZDF zeigt "Familie Braun" freitags um 23 Uhr und am Montag (15. Februar) ab 0.15 Uhr alle am Stück. Die komplette Reihe kann zudem über YouTube und die ZDF-mediathek aufgerufen werden.