Fernseh-Vorschau: Erziehung, Schule, Liebe

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Fernseh-Vorschau: Erziehung, Schule, Liebe
evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 22. bis 29. Januar 2016?

23.1., ZDF, 18:35 Uhr: "hallo deutschland hautnah: Problemfall Schule"

Über acht Millionen Kinder und Jugendliche gehen in Deutschland zur Schule. Sie haben mit vielen Problemen zu kämpfen: Marode Gebäude, Mobbing und Gewalt gehören zum Alltag vieler Schüler. "hallo deutschland hautnah" stellt einige dieser Probleme im Rahmen einer Spezialausgabe vor und würdigt das persönliche Engagement von und für Jugendliche. Eine von ihnen ist Lara. Die 19jährige junge Frau denkt nur ungern an ihre Schulzeit zurück: Sie wurde massiv gemobbt, weil sie in jugendlichem Leichtsinn einem Freund ein Nacktfoto von sich schickte. Das machte die Runde an der Schule und bei Facebook. Die Täter haben sich nie entschuldigt. Der 23-jährigen Jasmin aus Wuppertal war die Schule früher lange Zeit egal. Sie war eine notorische Schulschwänzerin. Noch in der achten Klasse verpasste sie ein Fünftel des Unterrichts unentschuldigt. Doch dank eines Schulschwänzer-Projekts begreift sie, dass sie etwas tun muss. Sie geht wieder regelmäßig zur Schule, macht ihren Realschulabschluss und eine Berufsausbildung als Altenpflegerin. Heute sagt sie: "Mit dem Schwänzen habe ich mir nur selber geschadet." An der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin hat der Schulleiter das Problem selbst in die Hand genommen. 2005 stand die Schule kurz vor der Schließung, Gewalt und Schwänzerei gehörten zum Alltag. Dann führte der neue Schulleiter Michael Rudolph strenge Regeln ein. Handys sind verboten. Wer zu spät kommt, muss den Schulhof fegen. Wenn Schüler fehlen, werden die Eltern sofort benachrichtigt. Der Erfolg gibt dem strengen Schulleiter recht: Inzwischen gibt es kaum noch Schwänzer.

23.1., RBB, 23:20 Uhr: "Hannah Arendt"

Filme über Figuren der Vergangenheit sind nur dann wirklich von Belang, wenn diese Persönlichkeiten einen Bezug zur Gegenwart haben. Hannah Arendt war eine der größten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts, und Margarethe von Trottas filmisches Denkmal ist von bemerkenswerter handwerklicher Qualität; aber das war nicht anders zu erwarten. Herausragend wird die Hommage an die Philosophin jedoch, weil Arendts Haltung noch heute so vorbildlich und aktuell ist wie vor fünfzig Jahren, zu jener Zeit also, die der Film behandelt. Zunächst aber geht einem Hannah Arendt mit ihrer bedingungslosen Kompromisslosigkeit ziemlich auf die Nerven, und das war womöglich die brillanteste von vielen guten Ideen, die Trotta und Pamela Katz beim Verfassen des gemeinsamen Drehbuchs hatten: Wenn die Publizistin schließlich zwischen die Fronten gerät, ist man nicht deshalb auf ihrer Seite, weil man sie sympathisch findet, sondern weil sie Recht hat. Das Porträt konzentriert sich auf die erste Hälfte der Sechzigerjahre. Die Handlung beginnt mit der Entführung Adolf Eichmanns durch israelische Agenten. Arendt bietet sich dem Magazin The New Yorker als Berichterstatterin des Prozesses an. Im Grunde ist der erste Akt ein langer Prolog für die anschließende Hexenjagd: Hannah Arendt überrascht die Öffentlichkeit mit einer Artikelserie, die Eichmann nicht etwa als Monster beschreibt, sondern anhand seiner Person die seither vielzitierte "Banalität des Bösen" analysiert. Barbara Sukowa, so scheint es, verkörpert die Philosophin nicht, sie ist Hannah Arendt. Besser lässt sich eine schauspielerische Leistung kaum würdigen.

24.1., ZDF, 23:30 Uhr: "ZDF History: Das Geheimnis der Auschwitz-Alben"

Fotografieren war in Auschwitz streng verboten. Und doch gibt es mehrere Fotoalben vom Schauplatz des Verbrechens. Wer fotografierte, und warum? Das blieb lange ein Rätsel. Bis heute sind drei Foto-Alben der SS bekannt; das letzte tauchte erst 2006 wieder auf. Experten versuchen nun zu klären, wie die Bilder entstanden, wer die Fotografen waren und weshalb diese geheimen Bildbände angefertigt wurden. Die bekanntesten Fotos aus Auschwitz hat ein SS-Mann im Mai 1944 aufgenommen. Sie zeigen die "Selektion" einer großen Gruppe ungarischer Juden direkt nach der Ankunft, an den Gleisen. Doch die Stationen der Ermordung sind in dem Foto-Album "Umsiedlung der ungarischen Juden" nicht zu sehen, womöglich sollten die Aufnahmen Propaganda-Zwecken dienen. Das Album wird dennoch später im Auschwitz-Prozess zum Beweismittel und ist mit dem Schicksal einer Überlebenden verbunden. 1945 fand Lili Jacob das Dokument kurz nach der Befreiung. Und es ist ausgerechnet ihr Transport, den der SS-Mann im Mai 1944 fotografierte. Lili Jacob hütete das Album und damit die letzten Fotos ihrer jüngeren Brüder wie einen Schatz. Heute befindet sich das Auschwitz-Album in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.

24.1., BR, 19:00 Uhr: "Unter unserem Himmel: Eichstätt und seine Flüchtlinge - Das vierte Jahr"

Der gebürtige Eichstätter Martin Weinhart hat im Sommer 2014 einen Film über Integration in der Universitätsstadt gedreht, im Winter 2015 war er wieder vor Ort, um zu zeigen, wie sich die Situation entwickelt hat. Der Filmautor wollte herausfinden, ob sich die überaus positive Stimmung gegenüber den Flüchtlingen, die er vor eineinhalb Jahren wahrgenommen hat, mit dem rasanten Anstieg der Zufluchtsuchenden verändert hat. Diesmal liegt der Fokus auf den Helfern und Organisatoren in Eichstätt, die in dieser Umbruchzeit die enormen Aufgaben schultern. Im Oktober 2014 hat Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, die ehemalige Maria-Ward-Schule am Residenzplatz kostenlos als Erstaufnahmeeinrichtung zur Verfügung gestellt, seitdem wohnen rund 200 Flüchtlinge im Stadtkern an einem der schönsten Barockensembles in Bayern. Außerdem hat Martin Weinhart Flüchtlinge wiedergetroffen, die er bereits damals porträtiert hat. Die meisten von ihnen sind im Arbeitsmarkt integriert, machen Praktika oder eine Lehre.

26.1., ZDF, 22:15 Uhr: "37 Grad: Und das nennst du Erziehung!"

Die Kinder räumen nichts weg, am Essen wird rumgenörgelt. Der Vater hasst das Chaos, die Mutter bleibt entspannt. Was ist, wenn der Streit um die richtige Erziehung so überhand nimmt, dass die Beziehung der Eltern daran zu scheitern droht? "37 Grad" macht den "Paar-Check" und nimmt den Umgang mit den Kindern ebenso unter die Lupe wie die täglichen Grabenkämpfe im Familienalltag. Zwei Familien wagen für die Sendung ein Experiment und stellen sich einer Familienkonferenz und anderen herausfordernden Situationen. Ein 90-minütiges Zwiegespräch ohne Kinder droht frühzeitig in Schweigen oder Streit zu enden. Am Ende finden die Protagonisten Antworten auf die Frage, wie man die unterschiedlichen Erziehungsstile miteinander vereinbaren kann und wie offene und ehrliche Gespräche entstehen können.

27.1., 3sat, ab 2:15 Uhr: Themenabend Auschwitz

Zum Gedenken an den 71. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zeigt 3sat den ganzen Abend Dokumentationen zu diesem Thema. Den Auftakt macht um 20.15 Uhr der Film "Ich fahre nach Auschwitz".  Die Autorin Gesine Enwaldt geht der Frage nach, welche Bedeutung die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau heute hat. Der Film zeigt, wie eine Stadthagener Schulklasse, eine Jugendgruppe aus Breisach und Auszubildende der Hamburger Polizei die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau erleben. Die jungen Erwachsenen erzählen von ihren Erwartungen und Ängsten. Um 21.00 Uhr folgt "Auschwitz vor Gericht". Am 20. Dezember 1963 begann in Frankfurt das bedeutendste und größte Gerichtsverfahren der deutschen Rechtsgeschichte: der Frankfurter Auschwitzprozess. Nach Jahren des öffentlichen Verschweigens konfrontierte dieser Prozess die Deutschen und die Welt zum ersten Mal mit allen Einzelheiten des Völkermords an den europäischen Juden. Dass die Mörder von Auschwitz erst 18 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers angeklagt werden konnten, zeigt, wie schwierig es war, überhaupt über Auschwitz Gericht zu halten. Dass es schließlich doch dazu kam, ist vor allem dem damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zu verdanken, der im Nachkriegsdeutschland einer der wenigen entschlossen handelnden Verfolger der NS-Verbrechen war. Fünfzig Jahre nach Eröffnung des historischen Prozesses sind jedoch unzählige Verbrechen von Auschwitz noch immer ungesühnt. Ab 21.45 Uhr erzählt der Film "Meine Geschichte" von Frauen im Widerstand.

27.1., 3sat, 22:25 Uhr: "Ende der Schonzeit"

Film und Fernsehen haben wahrlich schon viele Dreiecksgeschichten erzählt, aber dieses Spielfilmdebüt von Franziska Schlotterer ist eine der ungewöhnlichsten: Schwarzwaldbauer Fritz gewährt dem Juden Albert 1942 Unterschlupf, wenn der im Gegenzug Fritz’ Frau Emma schwängert. Das klingt grotesk, wirkt aber dank Schlotterers Inszenierung wie selbstverständlich. Die mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilmerin schildert die Ereignisse zwar aus Sicht Alberts (Christian Friedel), doch die faszinierendere Figur ist der wortkarge Fritz. Hans-Jochen Wagners Verkörperung des Bauern verhilft "Ende der Schonzeit" erst zu jener Plausibilität, der die Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verdankt; und das ist nicht bloß eine Frage der Dialoge. Laut Schlotterer erzählt "Ende der Schonzeit" das System des "Dritten Reichs" im Kleinen. Sie will am Beispiel der Dreiecksgeschichte "die verheerenden Auswirkungen beschreiben, die die NS-Dikatur auf die zwischenmenschlichen Beziehungen hatte." Aus ihrer Sicht sind die drei Hauptfiguren "Gefangene ihrer Situation". Darin liegt in der Tat der Reiz des Films: dass alle Beteiligten wie Opfer wirken, sich aber jeder auf seine Weise schuldig macht.

27.1., Arte, 20:15 Uhr: "Lore"

Wenn ein Film das Schicksal einer Handvoll Kinder schildert, richtet er sich in der Regel auch an eine entsprechende Zielgruppe. "Lore" aber war fürs Kino erst ab 16 Jahren freigegeben, und das aus gutem Grund: Die Geschichte ist für Kinder unter zwölf Jahren zu komplex, die Atmosphäre permanenter Bedrohung zudem eine große Belastung. Jugendliche ab 14 könnten dem Film jedoch trotz diverser bedrückender Momente viel abgewinnen, denn die Australierin Cate Shortland beschreibt in ihrer zweiten Kinoarbeit nach dem vielfach prämierten Jugenddrama "Somersault – Wie Parfüm in der Luft" (2004) erneut, wie eine junge Frau schneller erwachsen werden muss, als gut für sie ist: Die 15jährige Lore muss sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit ihren kleinen Geschwistern vom Südwesten in den hohen Norden durchschlagen. Ohne großes Federlesen lässt das Drehbuch (nach Motiven des Romans "Die dunkle Kammer" von Rachel Seiffert) die Eltern aus dem Film verschwinden. Der Vater (Hans-Jochen Wagner) ist ranghoher SS-Offizier und war offenbar maßgeblich an der Judenvernichtung in Weißrussland beteiligt, die Mutter (Ursina Lardi) ist glühende Nationalsozialistin. Dass ihr weiteres Schicksal offen bleibt, hat mit der Perspektive des Films zu tun: Die Ereignisse werden konsequent aus Sicht von Lore erzählt. Herausragend ist vor allem die Leistung der jungen Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl.

27.1., Arte, 21:55 Uhr: "Claude Lanzmann – Stimme der Shoah"

Dreißig Jahre nach Vollendung seines zehnstündigen Meisterwerks "Shoah" erzählt Claude Lanzmann dem Filmemacher und Journalisten Adam Benzine von den menschlichen und künstlerischen Abgründen, an die ihn das Ringen um die Wahrheit über die Ermordung der Juden führte. Lanzmann führt mit seiner emotionalen Erinnerung zurück in die Siebziger, als er fast dreißig Jahre nach Kriegsende in Deutschland auf Täter traf, die wenig Reue zeigten, die sich in einer scheinbar wohlgeordneten Kleinbürgerlichkeit eingerichtet hatten und die nur mit Tricks und verdeckter Kamera zum Reden gebracht werden konnten. Die Überlebenden wiederum wollten nicht mehr mit dem Schmerz des Erlittenen konfrontiert werden. Doch genau darum ging es Lanzmann: Er wollte, dass sie mit ihm, mit dem Film, mit den Zuschauern, das Grauen in der Erinnerung noch einmal erfuhren. Neben dem "Making of Shoah" konzentriert sich Benzine auf einige zentrale Moment in Lanzmanns Leben, seine Jugendjahre, in denen er in der Résistance kämpfte, seine Liebesgeschichte mit Simone de Beauvoir und seine tiefe Freundschaft mit Jean-Paul Sartre, seine Hoffnungen und Erwartungen für die Zukunft.

27.1., WDR, 22.10 Uhr: "Richter Gottes"

22 katholische Straf- und Ehegerichte gibt es in Deutschland. Dort führen Priester die Verhöre. Es gibt Ermittler, Gutachter, Kirchenanwälte, Vernehmungsrichter. Sie verhandeln die Prozesse unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nur selten dringt etwas nach außen und das ist gewollt. Denn die Gerichte befassen sich mit den Verfehlungen des eigenen Personals, mit den Missbrauchstätern. Und sie führen Eheprozesse, in denen es um das intime Familienleben geht. Prozessbeteiligte berichten von stundenlangen Verhören und peinlichen Befragungen. Der Film gibt zum ersten Mal einen Einblick in die Welt der deutschen Kirchengerichte und zeigt die Gefahren eines parallelen, kirchlichen Rechtssystems. Er berichtet über interne kirchliche Ermittlungen, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte; unter anderem über eine 20jährige Frau, deren Fall lange unentdeckt bleiben konnte. Im November, nach der Erstausstrahlung des Films, hatte die Staatsanwaltschaft Berlin angekündigt, neue Ermittlungen in dem Fall zu prüfen. Jetzt fragt "die story" nach, was aus den Ermittlungen geworden ist.

28.1., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Liebe macht stark"

Seit über sechs Jahren dreht sich Susanas und Erics Leben um ihren mehrfach behinderten Sohn. In den ersten drei Tagen nach Lucas Geburt hatten bei ihm viele lebenswichtige Organe versagt. Die Neurologen stellten schwerste Hirnschäden fest. Die Ärzte prognostizieren: Wenn er überlebt, wird er sein Leben an die Decke starrend verbringen. Drei Wochen später fällen die Eltern die schwerste Entscheidung ihres Lebens: Ihr Sohn soll sterben dürfen. Als die Beatmungsgeräte ausgeschaltet sind, beginnt Luca selbständig zu atmen. Für das Paar beginnt ein Alltag im Ausnahmezustand: Ein Leben zwischen Arbeiten und Lucas Therapien. "Menschen hautnah" hat das Paar schon einmal begleitet. Ein zweites Mal hat sich das Autorenduo Michaela Bruch und Klaus Bergner mit der Frage auf den Weg gemacht: Wie schaffen die beiden das bloß? Oft zerbricht eine Liebe an einem solchen Schicksal, nicht aber die von Susana und Eric. Jeder macht den anderen stark.