Davos, Genf (epd)"Kaum ein anderes Problem hat die Europäische Union so entzweit und damit auch gefährdet wie die Flüchtlingsfrage", sagte er am Mittwoch zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos. Die EU sehe sich mit der "wohl größten Belastungsprobe ihrer Geschichte" konfrontiert.
Deutschland entlasten
"Wollen wir wirklich, dass das große historische Werk, das Europa Frieden und Wohlstand gebracht hat, an der Flüchtlingsfrage zerbricht?" fragte Gauck. "Niemand, wirklich niemand kann das wollen", betonte der Bundespräsident. Vor dem internationalen Publikum machte Gauck klar, dass Deutschland die Hauptlast der Flüchtlingskrise nicht weiter alleine schultern könne. Er wünsche sich Solidarität der übrigen europäischen Staaten mit einem "belasteten Deutschland".
Das deutsche Staatsoberhaupt kritisierte die osteuropäischen Staaten, die eine Aufnahme von vielen Flüchtlingen verweigern. "Ich kann aber nur schwer verstehen, wenn ausgerechnet Länder Verfolgten ihre Solidarität entziehen, deren Bürger als politisch Verfolgte einst selbst Solidarität erfahren haben", sagte Gauck. Nach Angaben der Bundesregierung nahm kein anderes Land der Welt in den vergangenen zwei Jahren mehr Flüchtlinge auf als die Bundesrepublik. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 1,1 Millionen Migranten und Flüchtlinge nach Deutschland.