Genf (epd)"Migration hat auch ihre dunkle Seite", sagte Thomas de Maizière (CDU) am Montag bei einer Flüchtlingskonferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Vereinten Nationen in Genf. Die Regierenden müssten die Ängste und Sorgen der einheimischen Bevölkerung ernst nehmen. Das Neue und Fremde könne auf Einheimische bedrohlich wirken.
Der Innenminister machte klar, dass die Kapazitäten zur Aufnahme neuer Flüchtlinge begrenzt seien. Zugleich kritisierte er eine Verweigerungshaltung anderer EU-Länder. Viele europäische Partner leisteten keinen Beitrag zur Bewältigung des Problems. Der Minister verlangte eine gemeinsame europäische Strategie zur Lösung der Krise.
de Maizière: Minderung der Flüchtlingszahlen nötig
ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit lobte die deutsche Flüchtlingspolitik. Die Bundesregierung habe die Hoffnungslosigkeit vieler verzweifelter Menschen in Hoffnung verwandelt. Dafür gebühre ihr ein großer Dank, sagte der Theologe.
De Maizière erinnerte daran, dass kein anderes Land in der Welt in den vergangenen zwei Jahren mehr Flüchtlinge aufgenommen habe als Deutschland. 2015 seien rund 1,1 Millionen Menschen in der Bundesrepublik angekommen. Vor allem osteuropäische EU-Staaten wie Polen verweigern die Aufnahme von Flüchtlingen.
De Maizière betonte, es sei dringend eine Minderung der Flüchtlingszahlen nötig. Die EU müsse ihre Außengrenzen besser schützen, dabei spiele die Grenzschutzbehörde Frontex eine zentrale Rolle. Der Innenminister verlangte ein härteres Vorgehen gegen Schlepperbanden auf den Landrouten und im Mittelmeer.
Minister: Hotspots bald einsatzbereit
Zugleich betonte de Maizière, dass die sogenannten Hotspots für Flüchtlinge in EU-Mitgliedsländern bald einsatzbereit seien. In den Zentren sollen die ankommenden Menschen empfangen, identifiziert und registriert werden.
Der CDU-Politiker dankte den Kirchen für ihr Engagement in der Flüchtlingskrise. Viele Christen hätten Zeit und Geld aufgebracht, um Migranten willkommen zu heißen. Der Weltkirchenrat müsse mit seinen 350 Mitgliedskirchen mithelfen, dass Christen in ihren Heimatregionen bleiben könnten. Die Konferenz endet am Dienstag mit einem gemeinsamen Aufruf des Weltkirchenrates und der teilnehmenden UN-Organisationen.