Frankfurt a.M. (epd)"Ich möchte nicht, dass alle arabisch aussehende Männer in eine Schublade gesteckt werden, wir müssen uns aber fragen, wie so ein Frauenbild entstehen kann", sagte Mansour dem Evangelischen Pressedienst (epd). Man könne nicht behaupten, dass die Übergriffe auf dem Münchner Oktoberfest vergleichbar seien mit denen in Köln in der Silvesternacht. "Da gibt es einen großen Unterschied, wenn es darum geht, die Ursachen zu verstehen."
Sehr polemische Diskussionen
Natürlich gebe es Sexismus und Gewalt gegen Frauen in jeder Kultur. Doch die Vermischung der Ursachen führe dazu, dass eine ehrliche Debatte über das Verhältnis von Mann und Frau in der arabischen Kultur blockiert werde, fügte Mansour hinzu. "Alle Diskussionen um das Thema verlaufen sehr polemisch", beklagte der Autor des Buches "Generation Allah". Mansour forderte, Themen wie Gleichberechtigung und demokratische Grundrechte zu thematisieren. "Wir müssen differenziert über Probleme sprechen, sonst überlassen wir das Feld Anhängern von Pegida und Rechtsradikalen."
Am Montag hatten Feministinnen in einer Erklärung im Internet gefordert, sexualisierte Gewalt nicht pauschal einer Religion oder Ethnie zuzuschreiben. "Sexualisierte Gewalt darf nicht nur dann thematisiert werden, wenn die Täter die vermeintlich 'Anderen' sind: die muslimischen, arabischen, Schwarzen oder nordafrikanischen Männer", heißt es in der Erklärung, die 23 Frauenrechtlerinnen veröffentlichten. Mitzeichnerinnen sind unter anderem Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne). Unter dem Hashtag #ausnahmslos kommentierten zahlreiche Nutzer den Aufruf auf Twitter.
Klare Botschaften
Es sei nicht davon auszugehen, dass die Übergriffe von Köln von gläubigen und konservativen Muslimen verübt worden seien, sagte Mansour, denn diese verzichteten konsequent auf Alkohol und vermieden körperlichen Kontakt zu Frauen. Dennoch könne ein bestimmtes Islamverständnis, das einen entspannten Umgang der Geschlechter verteufele, zu einer unterdrückten Sexualität führen und in Frust umschlagen. Eine Gegenstrategie sei, pädagogische Konzepte zu entwickeln, um mit Muslimen ins Gespräch zu kommen und klare Botschaften über unsere Grundwerte zu kommunizieren. "Eine Lösung ist sicher nicht, jedes Mal mit Abschiebung zu drohen, wenn es Probleme gibt." Bestehende Gesetze sollten mit aller Härte angewendet und die Straftäter von Köln konsequent bestraft werden. "Wir müssen aufhören, bestimmten Bevölkerungsgruppen Rabatte zu geben."