München (epd)IfZ-Direktor Andreas Wirsching bezeichnete die Edition bei der Präsentation am Freitag in München als politisch-moralisch notwendig. Ein Verbot sei der falsche Weg. Es wäre "schlicht unverantwortlich, dieses Konvolut der Unmenschlichkeit gemeinfrei und kommentarlos vagabundieren zu lassen, ohne ihm eine kritische Referenzausgabe entgegenzustellen", sagte Wirsching. Mehr als 100 Journalisten aus aller Welt und knapp 20 Fernsehstationen waren der Einladung zur Pressekonferenz gefolgt.
Die kritische Edition beruhe auf dem aktuellsten Stand der wissenschaftlichen Forschung, betonte Wirsching. Sie enttarne die von Hitler gestreuten Falschinformationen und Lügen. Um einem kommerziellen Interesse mit der Neuauflage vorzubeugen, werde das Buch im Eigenverlag publiziert. Derzeit gebe es bereits mehr als 15.000 Bestellungen.
Kershaw: Verbannung sinnlos
"Mein Kampf" von Adolf Hitler wurde bis 1945 mehr als zwölf Millionen Mal gedruckt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte der Freistaat Bayern die Rechte an dem Buch inne und konnte so Nachdrucke untersagen. Ende 2015 - also 70 Jahre nach Hitlers Todesjahr - sind die Urheberrechte nun erloschen.
Der englische Historiker Ian Kershaw sagte, es sei "höchste Zeit, dass eine wissenschaftliche Edition erscheint". Eine Zensur in freier Gesellschaft würde nur dazu beitragen, einen Mythos zu schaffen und die Faszination des Unzugänglichen noch zu steigern. Ohnehin sei eine Verbannung sinnlos, zumal der Text im Internet stehe und das Buch antiquarisch erworben werden könne.