Berlin (epd)Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat seine Forderung nach einem Schulfach Ernährung unterstrichen. Der überwiegenden Mehrheit der Deutschen gelinge es zwar, sich im Alltag gesund zu ernähren, sagte Schmidt am Dienstag bei der Vorstellung des ersten Ernährungsreports seines Hauses in Berlin. "Die wachsende Zahl der übergewichtigen Menschen und die hohe Zahl übergewichtiger Kinder machen aber auch deutlich, dass wir ein Wissens- und Kompetenzdefizit haben, wenn es um gesunde und ausgewogene Ernährung geht", betonte er.
Schmidt beklagte, dass die Wertschätzung für Lebensmittel besonders bei Kindern und Jugendlichen "unterdurchschnittlich" ausgeprägt sei. Mehr als zwei Drittel der Schüler werfen der Umfrage zufolge mindestens einmal die Woche Essen weg. Bei älteren liegt der Anteil wesentlich niedriger. Für die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums im Oktober 2015 1.000 Bundesbürger befragt.
Fleisch sehr beliebt
Schmidt sprach sich für eine feste Verankerung des Themas Ernährung in der Schule aus - "am besten als eigenes Schulfach". Er sei dazu mit der Kultusministerkonferenz im Gespräch, sagte der CSU-Politiker.
Den Ernährungsreport will Schmidt nach eigenen Worten künftig jährlich vorlegen. Die erste Befragung belegte, dass die Deutschen nach wie vor gern und oft Fleisch essen. Bei 83 Prozent der Bundesbürger kommen Fleischprodukte mehrmals in der Woche auf den Tisch. Männer greifen dabei häufiger zu: Bei 47 Prozent liegen Fleischprodukte täglich auf dem Teller, während nur 22 Prozent der Frauen angeben, täglich Fleisch zu essen.
Den Deutschen ist nach eigenen Aussagen das Wohl der Tiere wichtig. 45 Prozent sind "auf jeden Fall", 44 Prozent "eher" bereit, mehr für Fleisch auszugeben, wenn die Tiere artgerecht gehalten wurden. Im Schnitt würden sie der Umfrage zufolge 16,50 Euro für ein Kilogramm Fleisch bezahlen, wenn das aus herkömmlicher Tierhaltung zehn Euro kosten würde. Zudem sprechen sie sich für eine bessere Bezahlung von Landwirten aus.
Viele finden Informationen wichtig
Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner riet bei der Interpretation der Daten allerdings zu Vorsicht. Es sei nicht selten, dass Befragte Bereitschaft für höhere Kosten zeigten, weil sie es für erwünscht halten, erklärte er. Fraglich sei jedoch, ob dies in der Praxis auch umgesetzt würde.
Bei den Lieblingsgerichten der Deutschen - ob mit oder ohne Fleisch - rangieren Nudeln vorn. 35 Prozent gaben an, Spaghetti, Spätzle und Co. gern zu essen. Mit jeweils 18 Prozent folgten Kartoffel- und Gemüsegerichte.
Eine überwiegende Mehrheit der Befragten (82 Prozent) findet der Studie zufolge Informationen über Lebensmittel beim Einkauf wichtig. Am häufigsten (72 Prozent) werden dazu Informationen direkt im Laden oder Supermarkt herangezogen, auch wenn laut Umfrage bereits jeder Fünfte beim Einkaufen sein Smartphone für die Recherche zückt.
Schmidt: Lebensmittel-Label unübersichtlich
Schmidt forderte Klarheit und Erkennbarkeit für Verpackungen und beklagte die Unübersichtlichkeit der nach seinen Angaben inzwischen rund 2.000 Lebensmittel-Label. Eine Lebensmittelampel, wie sie Verbraucherschutzorganisationen fordern, lehnte er dennoch ab. Sie habe zu wenig Aussagekraft, sagte der Minister.
Reduziere man ein Lebensmittel auf seinen Nährwert, könnten stark zuckerhaltige Produkte ein Grün erhalten, während kalorienreduzierte als gelb oder rot gekennzeichnet würden. Wie die Deutschen zu einer einheitlichen Kennzeichnung stehen, blieb im Report offen. Eine Frage dazu wurde laut Forsa-Chef Güllner nicht gestellt.