19.12., Einsfestival, 20.15 Uhr: "Hannas Reise"
"Hannas Reise" ist ein Film über das Erwachsenwerden einer eher oberflächlichen jungen Frau (Karoline Schuch), deren Dasein bislang auf ihre Karriere fixiert war. Erst in Israel, wo sie ein Praktikum in einer Behinderteneinrichtung absolviert, wird ihr klar, dass sie die karrierefixierte Zukunft, die ihr vorschwebt, eigentlich gar nicht will. Und noch ein reizvoller Aspekt zieht sich durch die Handlung: Hanna hat seit vielen Jahren ein höchst schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Uta (Suzanne von Borsody) ist Friedensaktivistin und hatte nie viel Zeit für die Tochter; ihre Beziehung zu den eigenen Eltern war ähnlich kompliziert. In Israel findet Hanna raus, warum das so war: Neben der Arbeit in dem Behindertendorf soll sie auch Kontakt zu einer Holocaust-Überlebenden knüpfen. Die kluge alte Gertraud (Lia Koenig) erkennt die rothaarige Hanna sofort als Utas Tochter, denn auch die war vor vierzig Jahren bei ihr in Tel Aviv. Sie hat dort dank Gertraud Dinge erfahren, die sie ihre Eltern in einem völlig anderen Licht sehen ließen; und Hanna versteht endlich, warum ihre Mutter so ist, wie sie ist. Julia von Heinz erzählt diese potenziell dramatische Geschichte mit leichter Hand. Zum Ausgleich bietet der Film viele schöne nachdenkliche Momente, die verdeutlichen, wie sich die junge Frau langsam verändert; Karoline Schuch spielt das sehr glaubwürdig, zumal die zunächst völlig naive Hanna am Anfang alles falsch macht. Gerade die Szenen mit den Behinderten sind mit viel Feingefühl inszeniert und auf warmherzig sympathische Weise humorvoll. Ein sehenswerter Film über die Reise einer jungen Frau zu sich selbst, der nebenbei viel über das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel erzählt.
20.12., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Lieder zum Advent"
Zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest zeigt die ARD ein Konzert mit bekannten und unbekannten Adventsliedern, das in der evangelischen Michaelskirche in Stuttgart-Degerloch aufgezeichnet wird. Die Lieder sind Ausgangsbasis für einige Gedanken zur Adventszeit und zum bevorstehenden Weihnachtsfest und laden zum Mitsingen ein. Gesungen werden die Lieder von der Tübinger A-Capella-Formation Pepper & Salt sowie dem Chor Go(o)d News des Evangelischen Jugendwerks. Ein besonderer Gast wird Stefan Gwildis sein, der mit speziellen Liedern zum Advent überrascht. Durch die Sendung führt die Pastorin und ehemalige "Wort zum Sonntag"-Sprecherin Andrea Schneider.
22.12., WDR, 1.00: "Klänge des Verschweigens"
Seinen Onkel Wilhelm Heckmann hat der Filmemacher Klaus Stanjek im elterlichen Haushalt in Wuppertal als humorvollen Mitbewohner kennen gelernt, der oft als Unterhaltungsmusiker zu Gastspielen in ganz Deutschland unterwegs war. Erst als Erwachsener hat Stanjek entdeckt, dass dieser Onkel ein dunkles Geheimnis in sich trug, eines, über das in der Familie eisern geschwiegen wurde: Willi Heckmann war in der NS-Zeit insgesamt acht Jahre in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen inhaftiert gewesen, weil er schwul bzw. bisexuell war. Stanjek hat eine Spurensuche unternommen, um das Schicksal seines Onkels nachzuvollziehen und zu verstehen: ein von den Nazis geförderter Musiker, der wegen seiner sexuellen Orientierung verhaftet wird und die extrem harten Lebensumstände im Konzentrationslager auch durch die Musik überlebt, um dann nach dem Krieg jahrzehntelang über seine Erlebnisse zu schweigen, weil die Familie seine Geschichte um jeden Preis verdrängen wollte. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf diese sehr persönliche Suche, zu den überraschenden Begegnungen mit Angehörigen und Bekannten von Wilhelm Heckmann und zu den Schauplätzen seines Lebens als erfolgreicher Musiker in den 20er Jahren, als Häftling im KZ und als unauffälliger Bürger der Nachkriegszeit, der durch seine Musik viel gute Laune verbreitet. So entsteht ein intensiver Eindruck von der Dynamik des Verdrängens, die in vielen deutschen Familien den Zugang zur Vergangenheit verstellt hat.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
24.12., ARD, 16.15 Uhr: "Evangelische Christvesper"
"Sehnsuchtslicht" ist der Titel der Christvesper am Heiligen Abend, die vom WDR aus der evangelischen Christuskirche in Schwelm für das "Erste" übertragen wird. Die Predigt hält Pfarrer Uwe Rahn. Weihnachten verbinden fast alle mit einer Sehnsucht: Warm, geborgen, friedlich soll mein Leben sein. Christen glauben: Mit der Geburt Jesu in Bethlehem kam Licht in die Dunkelheit der Welt. In eine Welt voller Kriege, Streit, Armut, Hunger, Flucht und Tod. Damals zu Jesu Geburt waren es Hirten, die als erste davon erfuhren. Engel wiesen ihnen den Weg zu dem Neugeborenen in Bethlehem, den Weg zum Licht. Das nahmen sie mit von diesem Ort und trugen es in die Welt. Ein Sehnsuchtslicht. Wo leuchtet dieses Weihnachtslicht heute noch? Wie kann es zur Hoffnung werden, Freude schenken und Mut zum Leben? Musikalisch begleiten die Christvesper die Kantorei der Christuskirche Schwelm und ein Orchester unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin Sabine Horstmann sowie der Posaunenchor des CVJM Schwelm unter der Leitung von Michael Grams. Pantomimisch begleitet den Gottesdienst Kai Bettermann; dazu an der Querflöte: Tanja Kreiskott.
24.12., ZDF, 18.00 Uhr: "Weihnachten mit dem Bundespräsidenten"
Das festliche Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten eröffnet den musikalischen Heiligabend im ZDF. In der Kirche St. Stephan mit den berühmten Chagall-Fenstern begrüßt Johannes B. Kerner unter anderen Sol Gabetta, Albrecht Mayer, Yvonne Catterfeld, Natalia Wörner und den Mainzer Domchor. Es spielt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
Das Orchester steht unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens und wurde gerade erst mit dem "Echo Klassik" als Orchester des Jahres ausgezeichnet. Die Cellistin Sol Gabetta und der Oboist Albrecht Mayer zählen seit vielen Jahren zu den international gefragten Instrumentalsolisten. Schauspielerin und Sängerin Yvonne Catterfeld sorgt für eine besondere musikalische Weihnachtsüberraschung, und Natalia Wörner trägt eine zeitgenössische Weihnachtsgeschichte vor. Gemeinsam mit dem Bundespräsidenten Joachim Gauck blickt Moderator Johannes B. Kerner zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2015, das geprägt war von der Flüchtlingskrise in Europa. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen auch die beeindruckenden Kirchenfenster von Marc Chagall. Sein Wirken in St. Stephan gilt als besonderes Zeichen der jüdisch-christlichen Verständigung und Versöhnung.
Die Sendung "Weihnachten mit dem Bundespräsidenten" wurde 1995 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog und seiner Frau Christiane ins Leben gerufen. Seit der Premiere im bayerischen Dießen besuchen die amtierenden Bundespräsidenten alljährlich ein anderes Bundesland, um gemeinsam mit den Menschen Heiligabend zu feiern.
24.12., ZDF, 22.30 Uhr: "Evangelische Christvesper: In Gottes Licht geborgen"
Viele Menschen suchen zu Weihnachten Geborgenheit und Heimat. Die alte Stiftskirche in Fischbeck ist so ein Sehnsuchtsort seit über tausend Jahren. In der Heiligen Nacht ist sie in Licht gehüllt. Es verweist auf das Christuskind, das mitten in der Nacht geboren wurde und alle Menschen mit seinem Licht erfüllt. Landesbischof Ralf Meister erläutert in seiner Predigt, warum das bis heute Grund für Lebensmut und große Freude ist. Dazu gibt es festliche Musik mit Gesang und Orgel. Nach der Sendung bietet die evangelische Kirche ein telefonisches Gesprächsangebot unter der Telefonnummer 01803 - 678376 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz, maximal 42 Cent aus Mobilfunknetzen).
24.12., 3sat, 17.25 Uhr: "Stille Nacht"
Im Jahr 1818 wird der junge Hilfspfarrer Josef Mohr zum Dienst nach Oberndorf bei Salzburg berufen. Hier findet er in seinem neuen Vorgesetzten einen Verbündeten im Geiste. Pfarrer Kessler hat genau wie Mohr das Ziel, die Kirche den Menschen näher zu bringen und ihnen Hoffnung zu geben, statt an der tradierten Rolle der Kirche als befehlsgebende Autorität festzuhalten. Ihr erster gemeinsamer Schritt ist für damalige Zeiten sensationell: Die beiden Gottesmänner beschließen, eine Messe zu halten, in der die Predigt auf Deutsch gehalten wird - statt im kirchlich vorgeschriebenen Latein, das keiner der Anwesenden verstehen kann. Auch das Zusammentreffen mit Organist Franz Xaver Gruber trägt Früchte: Die beiden gründen einen Kirchenchor, der ebenfalls in deutscher Sprache statt lateinisch singen soll. Auf diese Weise entsteht das berühmte Weihnachtslied, dem der Film seinen Titel verdankt. Die authentische Geschichte ist an den Originalschauplätzen in Österreich entstanden und erzählt mit schönen Bildern eine besinnliche Weihnachtsgeschichte.
24.12., 3sat, 19.15 Uhr: "Bibelrätsel - Die Karriere Gottes"
Hat Gott eine Geschichte? Kann man seine "Karriere" zum einzigen und allmächtigen Gott für Juden, Christen und Muslime nachzeichnen? Die Ausgangsfragen erscheinen nur auf den ersten Blick provokant. Tatsächlich hat Jahwe, wie sich der Gott der Bibel selbst nennt, greifbare Spuren hinterlassen. Mit Margot Käßmann als Präsentatorin geht Friedrich Klütsch diesen Spuren in seinem Film nach. Da ist zunächst einmal der Name selbst. Die bislang älteste Erwähnung Jahwes außerhalb der Bibel findet sich in Soleb im heutigen Sudan. Pharao Amenophis III. hatte dort im 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an einem Tempel eine Liste der Regionen und Völker anbringen lassen, die unter seiner Herrschaft standen. Weitere Hinweise liefert die Bibel selbst. Im Buch Exodus bringt sie an mehreren Stellen die Auftritte Gottes mit vulkanischen Erscheinungen in Verbindung: das Bild vom brennenden Dornbusch etwa, oder die Rauch- und die Feuersäulen, die das Volk Israel bei seinen Wanderungen leiten.
Jahwe beginnt seinen Siegeszug als Schutzgott eines kleinen Nomadenvolkes. Wie sich die Alleinverehrung Jahwes schließlich durchsetzt, ist auch kein unlösbares Rätsel der Bibel. Laut Bibelwissenschaftler Bernhard Lang, einem Spezialisten für das Alte Testament, ist die Konzentration auf den Kriegs- und Nationalgott Jahwe eine notwendige Folge der ständigen militärischen Bedrohung Israels im 8. Jahrhundert vor Christus. Dass Gott dann aber ebenso wie sein Volk Israel den Untergang des Königreiches und das Exil in Babylonien im 6. Jahrhundert vor Christus übersteht, grenzt an ein Wunder. Ein Erfolgsgeheimnis ist dabei in der Anpassungsfähigkeit eines Gottes zu sehen, der auch ohne Tempel und Statuen auszukommen versteht. In der Form von Heiligen Schriften kann Jahwe auch nach der Katastrophe seine Verehrer in aller Welt und durch die Zeiten hindurch begleiten. Seine Wandelbarkeit macht schließlich auch die christliche Umdeutung des biblischen Gottes zu einem Universalgott für alle Völker möglich. Am Samstag (26.12.) zeigt 3sat um 19.15 Uhr Teil zwei: "Bibelrätsel - Die Macht der Zehn Gebote".
25.12., 3sat, 19.10 Uhr: "Das Kind, das Jesus hieß"
Jeder kennt die Weihnachtsgeschichte aus dem Neuen Testament. Das Kind in der Krippe und Jesus als friedlicher Knabe werden heute wie vor Jahrhunderten rund um den Globus verehrt.
Doch was wissen wir heute wirklich von dieser Epoche, und was von dem historischen Hintergrund, vor dem dieser Jesus aufgewachsen ist? Jens-Peter Behrends Dokumentation rekonstruiert diese spannungsgeladene Zeit und fragt, welche Auswirkungen die politischen Wirren auf das Leben Jesu und seine Familie hatten. Gedreht wurde vor allem in Israel, aber auch in Ägypten und in verschiedenen Ländern Europas. Berichte und Legenden von den Lebensumständen werden in der Dokumentation auf ihre Glaubwürdigkeit überprüft. Historiker ergänzen das Bild von den Bedingungen der Zeit. Archäologen, die in Nazareth die Fundamente eines Hauses entdeckten, äußern sich zu der These, dass dies der Wohnort der Maria gewesen sei. Außerdem geht der Film den Fragen nach, wie die Kindheit dieses Jesus von Nazareth aussah, wie er in der antiken Welt aufwuchs, welche Erziehung ihn prägte, ob er lesen und schreiben lernte und wie es um seine berufliche Ausbildung stand. Und sie zeigt, - auch jenseits vom Glauben -, wie das Kind Jesus zu einem abendländischen Mythos geworden ist, der in der Kunst und Literatur über die Jahrhunderte zu ganz eigenen, teilweise kuriosen Darstellungen gefunden hat. Jenseits aller Kenntnisse, die über die Kindheit und Jugend von Jesus gewonnen werden können, gehört für viele Menschen die versöhnende Kraft des unschuldigen Kindes zum Kern des christlichen Denkens. Es eröffnet der christlichen Welt den Weg, sich als religiöse Gemeinschaft zu erleben.