Oslo (epd)Die vier gesellschaftlichen Organisationen hätten einen friedlichen politischen Prozess angestoßen, als Tunesien nach der Jasminrevolution 2011 in einen Bürgerkrieg abzugleiten drohte, sagte die Nobelkomitee-Vorsitzende Kaci Kullmann Five in ihrer Laudatio. Damit war die Initiative aus Gewerkschaftsbund, Arbeitgeberverband, Menschenrechtsliga und Anwaltskammer treibende Kraft für eine demokratische Entwicklung in dem nordafrikanischen Land.
Große Ehre
Vertreter des Quartetts bezeichneten die Auszeichnung als große Ehre. Diese gelte allen politischen Akteuren in Tunesien, die die Interessen des Landes und des tunesischen Volkes über ihre eigenen gestellt hätten. Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet rund 860.000 Euro dotiert.
Kullmann Five verwies zugleich darauf, dass Tunesien weiter vor großen Herausforderungen stehe. In dem bei Touristen beliebten Land wurden in jüngster Zeit mehrere terroristische Anschläge verübt.
Bundespräsident Joachim Gauck beglückwünschte die Tunesier. "Dies ist auch eine Auszeichnung für das ganze tunesische Volk", schrieb Gauck in einem Brief an den tunesischen Präsidenten Béji Caid Essebsi am Donnerstag. Die Auszeichnung veranschauliche die Stärke und den Mut der tunesischen Zivilgesellschaft, ohne die die Transformation und der erfolgreiche Verfassungsprozess nicht denkbar gewesen wären. "Möge diese Auszeichnung Ihrem Land Kraft und Zuversicht geben, den friedlichen Wandel zu vollenden und die bestehenden Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen."
Bewaffnete Konflikte
Gegründet wurde das Quartett im Sommer 2013, als der Demokratisierungsprozess wegen Unruhen und politischer Morde zu scheitern drohte. Tunesien gilt als Ursprungsland des sogenannten "Arabischen Frühlings". Allerdings kam in vielen anderen Ländern der Region die Revolution wieder zum Stillstand, wurde unterdrückt oder mündete gar in bewaffnete Konflikte.