5.12., Bayerisches Fernsehen, 22.05 Uhr: "Eine Liebe für den Frieden"
Die spätere Schriftstellerin Bertha von Suttner war in jungen Jahren vorübergehend die Privatsekretärin des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel. Verbürgt ist auch eine ausführliche Korrespondenz. Sollten die beiden, wie dieses Drama nahe legt, tatsächlich mehr als bloß Bewunderung für einander gehegt haben, so ist darüber zumindest nichts bekannt. Aber das spielt auch keine Rolle, zumal die beiden berühmten Figuren allem Anschein nach ohnehin auf verschiedenen Seiten stehen: Bertha hatte während des Russisch-Türkischen Krieges mit eigenen Augen gesehen, welche verheerenden Verletzungen Soldaten durch Alfreds Sprengstoff davontrugen. Der als Kriegstreiber angefeindete Nobel wiederum wehrt sich mit dem Argument, er sei nicht verantwortlich dafür, was die Menschen mit seiner Erfindung machten. Der Rest ist vortrefflich gespieltes historisches Drama; Birgit Minichmayr und Sebastian Koch sind ohnehin eine grandiose Kombination. Auch wenn Koch als eigenbrötlerischer, aber charmanter Kauz die interessantere Figur verkörpern darf: Dass das Fernsehen der österreichischen Pazifistin ein filmischen Denkmal setzt, ist aller Ehren wert.
5.12., Einsfestival, 20.15 Uhr: "Unter der Haut"
Dank eines neuen Medikaments konnte die Lebenserwartung von Menschen, die an der Bluterkrankheit litten, ab den frühen Siebzigern deutlich verlängert werden. Gut zehn Jahre später kam es zu einem der größten Pharmaskandale in der Geschichte der Bundesrepublik: Obwohl Politik, Ärzte und Pharmakonzerne wussten, dass das aus Blutplasma gewonnene Gerinnungsmittel ein potenzieller HIV-Virenträger war, wurden die entsprechenden Medikamente zunächst weiterhin vertrieben; weit über tausend Menschen haben sich auf diese Weise mit Aids infiziert. Eva und Volker A. Zahn erzählen die Geschichte konsequent und ausschließlich aus Sicht eines Betroffenen, können aber gleichzeitig die skrupellose Perspektive der Pharmaindustrie schildern: Martin (Friedrich Mücke) ist Bluter und musste als Kind miterleben, wie sein Bruder nach einem Schwimmunfall an der Krankheit gestorben ist. Aus seiner Dankbarkeit für die Entdeckung des Medikaments hat er einen Beruf gemacht: Er leitet die Presseabteilung eines Unternehmens, dass das Gerinnungsmittel herstellt. Als in Berichten aus Amerika erstmals der Begriff Aids erwähnt wird und der Verdacht auftaucht, das Virus könne auch in dem aus Blutspenden gewonnenen Plasma enthalten sein, auf dem das Gerinnungsmittel basiert, sorgt er mit einem miesen Trick dafür, dass die Wortführerin (Bibiana Beglau) der deutschen Kritiker mundtot gemacht wird. Kurz drauf erkrankt er selbst an Aids.
6.12., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Gefragt hat uns keiner"
Gefragt hat die Büdinger keiner. Wie so viele andere deutsche Städte steht der Ort vor beinahe unlösbaren Problemen, wenn es darum geht, den nicht enden wollenden Flüchtlingsstrom nach Deutschland aufzufangen. Die Weltpolitik hält Einzug in der deutschen Provinz: Am Rande der Altstadt stehen ehemalige US-Kasernen, die gerade zu einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge umfunktioniert werden. Rund 800 Menschen aus Syrien, Eritrea oder Afghanistan sollen dann hier untergebracht werden. Vielleicht werden es auch 2.000 oder 3.000 sein. So munkelt man in Büdingen. Und das bei nur 21.000 Einwohnern. Schafft Büdingen das? Eine Ehrenamtsagentur wird gegründet, Deutsch-Kurse werden vorbereitet, auch der Bürgermeister ist optimistisch. Die Kirchen und die muslimische Gemeinde wollen helfen. Viele in Büdingen freuen sich sogar auf den frischen Wind, der bald durch die alten Straßen wehen wird. Aber der Film von David Gern und Marco Giacopuzzi zeigt auch die andere Seite, die Angst der Einwohner vor der Islamisierung; bei den Bürgermeisterwahlen erreichte die NPD kürzlich 9 Prozent, in manchen Stadtteilen sogar 20 Prozent. Wo heute Touristen gehen und stehen, kamen vor 500 Jahren schon einmal Flüchtlinge an. Nach Wochen und Monaten der Flucht ließen sich Hugenotten und Waldenser, die wegen ihres Glaubens ihre Heimat verlassen mussten, am Büdinger Stadttor auf die Knie fallen und riefen: "Das hier ist unser Jerusalem!". Noch heute heißt das Stadttor in Erinnerung an diese Geschichte der Flucht "Jerusalemer Tor". Ob sich die Geschichte wiederholen und Büdingen erneut ein Jerusalem werden kann, steht noch in den Sternen.
6.12., ZDF, 0.20 Uhr: "Der Katakombenpakt. Papst Franziskus und die Kirche der Armen"
"Wir verzichten auf Titel, Luxus und leben mit den Armen!" So haben es 40 katholische Bischöfe 1965 im Katakombenpakt geschworen. Die Unterzeichner waren Teilnehmer des II. Vatikanischen Konzils, in dem die katholische Kirche den Anschluss an die Moderne suchte. Die meisten Teilnehmer kamen aus Lateinamerika und entwickelten in der Folge des Konzils die Befreiungstheologie. Über mehrere Jahrzehnte wurden die Katakomben-Pakt-Anhänger, deren bekanntester Vertreter Dom Helder Camara war, vom Vatikan unterdrückt. Heute fordert Papst Franziskus diesen Stil für alle. Dabei stößt er auf Widerstand. Jürgen Erbacher und Jan Frerichs decken in ihrer Dokumentation auf, was kurz vor Ende des II. Vatikanischen Konzils geschehen und bis heute kaum bekannt ist. Sie beschreiben außerdem die Machtkämpfe, die damals wie heute in der Kirche stattfinden. Der Film analysiert Geschichte und Gegenwart der "Kirche der Armen", wie sie Papst Franziskus vorschwebt. Die Autoren begeben sich auf Spurensuche in Rom und Lateinamerika. Sie sprechen mit dem letzten noch lebenden Erstunterzeichner des Katakombenpakts, dem italienischen Bischof Luigi Bettazzi. Sie treffen Bischof Erwin Kräutler. Er lebt heute die Inhalte des Katakombenpakts in den Weiten des Amazonasgebietes in Brasilien. Kräutler hat an der Ökoenzyklika von Papst Franziskus mitgearbeitet. Der Film spürt aber auch den Kritikern von Papst Franziskus nach, die verdeckt den ersten Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri auszubremsen versuchen.
7.12., ARD, 22.45 Uhr: "Die Flüchtlingskrise: Schaffen wir das?"
"Wir schaffen das!" hatte die Bundeskanzlerin voller Zuversicht verkündet. Doch spätestens nach den Anschlägen von Paris sind die sympathischen Bilder der vielen Helfer überschattet von Bildern des Terrors und der Angst. Die Befürchtung, dass Islamisten unter den Einreisenden sein könnten, sorgt für Verunsicherung und gibt rechten Populisten Auftrieb. Fast flehentlich bitten Politiker fast aller Parteien, die Themen nicht zu vermischen, die Terrorbedrohung und das Flüchtlingsthema zu trennen. Schließlich suchen viele der Flüchtlinge doch genau vor dem Terror bei uns Schutz. Doch je mehr kommen, umso größer wird die Sorge, dass Deutschland nicht halten kann, was die Kanzlerin verspricht. "Schaffen wir das?" ist die bange Frage, die sich immer mehr Menschen stellen. ARD-Autoren aus ganz Deutschland suchen nach einer Antwort, sowohl aus Sicht der Deutschen als auch aus Sicht der Flüchtlinge, die selbst einen Neustart zu schaffen haben.
Im Fokus des Films stehen ganz praktische Fragen wie die Organisation von Wohnraum und Arbeit, Kosten und Integration. Außerdem überprüft der journalistische Faktencheck die diskutierten Lösungen zu Obergrenzen der Flüchtlingszahlen in Deutschland und Europa: Grenzschließung, Abschiebung, Begrenzung des Familiennachzugs. Und es geht um zentrale Fragen der gemeinsamen Zukunft: Wie werden wir zusammen leben? Wie wird sich Deutschland verändern durch die große Zuwanderung von Menschen, die in Gesellschaften groß geworden sind, in denen unsere Werte und unsere Vorstellung von Freiheit abgelehnt wurden? Und wie erleben die Neuankömmlinge unsere Gesellschaft? Mit Reportagen und Analysen untersucht die Dokumentation Vorbehalte auf beiden Seiten. Autoren aus ganz Deutschland gehen unvoreingenommen vor, betrachten die Ängste der Flüchtlinge in allen Bundesländern genauso wie die Ängste in der deutschen Bevölkerung.
7.12., ZDF, 0.25 Uhr: "Corinnes Geheimnis"
Vorige Woche hat das ZDF die Geschichte von Corinne schon im Rahmen von "37 Grad" erzählt, nun gibt es sie als Kleines Fernsehspiel in der unkommentierten und drei mal so langen Version: Zehn Jahre lang hat Autorin Maike Conway die Heldin durch ihre Kindheit und Jugend begleitet. Nicht mal Corinne selbst wusste als Kind, warum sie dauernd Tabletten nehmen musste: Sie ist HIV positiv. Die Pflegeeltern haben ihr als Jugendliche eingeschärft, dieses Geheimnis für sich zu behalten, weil sie fürchteten, dass die Eltern der Mitschüler hysterisch reagieren würden. Trotzdem hat Conway ihren Film nicht unnötig dramatisiert. Sie zeigt Corinnes Leben so, wie es war: indem sie den Alltag filmt. Offenbar hat sich ihr Aufwachsen nur unwesentlich vom Dasein anderer Kinder unterschieden; abgesehen natürlich von ihrem Geheimnis sowie den damit verbundenen Medikamenten und Arztbesuchen. Meist verstehen sich Pflegemutter und -tochter gut, aber es gibt auch Szenen, in denen sie nicht ein Herz und eine Seele sind. Das ist wichtig, weil man auf diese Weise erahnen kann, wie die Auseinandersetzungen abgelaufen sind, wenn es Corinne wieder mal satt hatte, ihren Freundinnen und Freunden eine unbeschwerte Fassade vorzuspielen. Die junge Frau möchte mit Hilfe der Filme eine Botschaft vermitteln: Es ist völlig egal, ob jemand HIV hat; er ist dennoch ein Mensch wie jeder andere.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
8.12., Arte, 20.15 Uhr: "Jesus und der Islam"
Jesus ist nicht nur Gründerfigur des Christentums, er spielt auch im Koran eine wichtige Rolle. Gérard Mordillat und Jérôme Prieur, die Autoren der Dokumentarfilmreihen "Corpus Christi", "Apokalypse" und "Die Geburt des Christentums", sprachen darüber mit 26 bedeutenden Wissenschaftlern aus aller Welt. Sie befragten Historiker, die sich mit den Anfängen des Islam, dem orientalischen Christentum und dem rabbinischen Judentum befassen, ebenso wie mit Philologen, Epigraphisten und Spezialisten für die Geschichte des Korans. Den Ausgangspunkt bildet das eingehende Studium der beiden Verse in der Koransure 4, denen zufolge es allen Zeugen der Kreuzigung nur so schien, als sei Jesus gekreuzigt worden. Nach und nach weitet sich die Betrachtung auf sämtliche theologische, literarische und historische Fragen aus, die der Text aufwirft.
Die Reihe arbeitet die Gemeinsamkeiten der drei großen monotheistischen Religionen heraus und zeigt die Kontinuität ihrer Entwicklung vom Judentum Moses über das Judenchristentum Jesu auf. Sie befasst sich mit der Entstehung des Islam in einer heidnischen Region, die seinerzeit stark von biblischen Einflüssen und den christlichen Gemeinden Syriens geprägt war. Mordillat und Prieur stützen sich wie auch in ihren vorherigen Dokumentarfilmreihen in erster Linie auf Textquellen als einzig verlässliche Zeitzeugen. Sie begleiten ihre siebenteilige Reihe mit diesem Statement: "Der kritische Umgang mit den Schriften und mit der Geschichte verlangt vor allem den Wissenschaftlern islamischer Tradition Mut ab, wenn es darum geht, Glaubensinhalte von historischen Fakten zu trennen. Dazu müssen dogmatische Ansätze und falsche Gewissheiten über Bord geworfen werden, denn wie bei der Bibelexegese gibt es auch hier keine endgültigen Antworten, sondern nur Fragen, die den Reflexionsprozess vorantreiben. Manche Hypothesen führen zu einem Konsens, während andere kontrovers diskutiert werden, denn zwischen den gängigen Vorstellungen über den Islam und den Erkenntnissen der Forschung besteht eine tiefe Kluft." Am 8. Dezember zeigt Arte die Teile eins bis drei, die weiteren folgen am 9. und am 10. Dezember.
9.12., 3sat, 20.15 Uhr: "Unsichtbare Hände"
Im Rahmen des Themenschwerpunkts "Unser Wohlstand – eure Not" zeigt 3sat mit dieser Dokumentation von Thomas Hauer und René Kirschey, wie viel unseres Wohlstands auf der Ausbeutung rechtloser Menschen beruht. Ob Tee oder Kaffee, Handy oder Laptop: Täglich benutzen wir Produkte, deren Herstellung ganz oder teilweise auf moderner Sklaverei basiert. Offiziell ist sie in der ganzen Welt abgeschafft. Doch diese Abschaffung existiert nur auf dem Papier. Formen moderner Sklaverei sind politische Gefangenschaft, Kinderarbeit, Rekrutierung von Kindersoldaten sowie die klassischen Formen der Leibeigenschaft und wirtschaftlichen Ausbeutung. Der amerikanische Sklaverei-Forscher Kevin Bales schätzt, dass heute mindestens 27 Millionen Menschen in Verhältnissen leben, die der Sklaverei ähneln. Die Menschenrechtsorganisation "terre des hommes" geht von mindestens zwölf Millionen Sklaven aus. Die Dunkelziffer ist wohl erheblich höher. Der Film beleuchtet die Hintergründe und fragt, welche Lösungsansätze es für dieses Problem gibt.
Um 21.30 Uhr folgt "Mama Illegal". In dem Dokumentarfilm stellt Ed Moschitz drei Frauen aus Moldawien vor, die seit Jahren illegal in Österreich und Italien leben. Sie gaben den Schleppern ihre Ersparnisse und riskierten auf ihrer Reise nach Westeuropa ihr Leben. Ihr Geld verdienen sie als Putzfrauen. Neben ihrem harten Job führen sie ein Dasein in Illegalität, ohne gültige Papiere und ohne medizinische Versorgung, jahrelang getrennt von Kindern und Familie. Der Film zeichnet sieben Jahre im Leben der drei Frauen nach. Die Kamera ist bei Schicksalsschlägen ebenso dabei wie bei Momenten der Freude. Ein Film über den Preis des Traumes von einem besseren Leben.
10.12., Arte, 23.35 Uhr: "Unter Bauern - Retter in der Nacht"
Vor einigen Jahren hat der Schauspieler Michael Degen in seiner Autobiografie "Nicht alle waren Mörder" beschrieben, wie er als Jude den Nationalsozialismus überlebte: Freunde haben ihn und seine Mutter versteckt. Marga Spiegel hat in ihrem Buch "Retter in der Nacht" eine ähnliche Geschichte erzählt. Sie, ihr Mann Menne und die gemeinsame Tochter Karin waren die einzigen Juden aus dem westfälischen Ahlen, die dem Nazi-Terror entkommen sind: weil Bauern, die gemeinsam mit Menne im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten, es als ihre christliche Pflicht betrachteten, der verfolgten Familie ab 1943 zwei Jahre lang Unterschlupf zu gewähren. Der Holländer Ludi Boeken hat aus den Erlebnissen der Spiegels ein filmisches Denkmal für ihre Retter gemacht: "Unter Bauern" ist eine Parabel über Engagement ohne Eigennutz. Die Landwirte brachten sich in größte Gefahr; sie mussten damit rechnen, umgehend erschossen zu werden, wenn die versteckten Juden entdeckt werden sollten. Ein auch dank der Hauptdarsteller Veronica Ferres und Armin Rohde sehenswerter Film, nicht zuletzt wegen des zivilen Ungehorsams und des westfälischen Mutterwitzes.
10.12., WDR, 22.30 Uhr: "Menschen hautnah: Flucht war gestern - heute ist Zukunft"
Vor drei Jahren hat Claudia Wolters Tenzin aus Tibet, Ramadan aus Somalia und Amir aus Afghanistan zum ersten Mal getroffen. Sie mussten als Jugendliche vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen; allein, ohne ihre Familien. Schwer traumatisiert und nach teils jahrelanger Flucht landeten sie in München und mit viel Glück wenig später an der "Schlau-Schule", einer Schule für junge Flüchtlinge. Hier versuchen Lehrer und Sozialarbeiter jungen Asylbewerbern, die kein Deutsch sprechen, einen Schulabschluss zu ermöglichen - und damit eine Zukunft. In ihrem neuen Film zeigt die Autorin, was aus Tenzin, Amir und Ramadan geworden ist: Konnten die drei ihre Hoffnungen auf ein normales Leben in Deutschland, das sie sich so sehr gewünscht haben, verwirklichen?
Amir würde gerne Schreiner werden, tut sich aber noch schwer mit der deutschen Sprache. Ramadan hat seine Ausbildung abgeschlossen und arbeitet jetzt als Betreuer in einer Erstaufnahmeeinrichtung für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Er will Deutschland auf diese Weise etwas zurückgeben. Tenzins Traum war seit der "Schlau-Schule", Krankenschwester zu werden. Alle drei wollen selbstständig und unabhängig sein und niemandem auf der Tasche liegen. Aber Rückschläge und Sorgen, die Unsicherheit, hier bleiben zu dürfen, und die Einsamkeit fern von der Familie bestimmen immer noch ihr Leben.
11.12., ARD, 20.15 Uhr: "Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel"
Der Titel dieses sehenswerten tragikomischen Dramas mit Michael Gwisdek ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch verharmlosend: Titelheld Hans ist kein Stinkstiefel, sondern ein Rassist, und Michael Gwisdek gibt diesem durch und durch verbitterten Witwer zunächst nicht mal ansatzweise sympathische Züge. Prompt zieht der bösartige Alte, der mit seinem Sohn Joe (Stefan Murr) im tiefverschneiten Oberbayern auf einem Bauernhof lebt, ordentlich vom Leder, als eines Tages eine hübsche Asiatin vor der Tür steht: Joe hat sie während eines Thailandurlaubs lieben gelernt und geheiratet. Für Hans gibt es nun kein Halten mehr, er bezeichnet Lamai (Mai Duong Kieu) als Gesindel und Hure, aber als sein Sohn stirbt, müssen sich die beiden notgedrungen zusammenraufen. Natürlich ist der Handlungskern vom fremdenfeindlichen Grantler, der sein gutes Herz hinter einer besonders rauen Schale verbirgt, nicht neu, und Michael Gwisdek spielt den bösen alten Mann, der sich zum freundlichen Großvater wandeln darf, nicht zum ersten Mal, aber Sven Bohse würzt die Geschichte freigiebig mit schwarzem Humor und bösen Dialogen. Auch optisch ist der Film dank der wunderschönen Winterbilder ein Genuss.