Opfergruppe: Bischof Trelle soll wegen Strafvereitelung zurücktreten

epd-bild / Maik Schuck
Bischof Norbert Trelle.
Opfergruppe: Bischof Trelle soll wegen Strafvereitelung zurücktreten
Die Opfergruppe «Eckiger Tisch» wirft dem Hildesheimer katholischen Bischof Norbert Trelle Strafvereitelung in einem Missbrauchsfall vor. Sie fordert seinen Rücktritt.

Berlin, Köln (epd)Trelle und seine Mitarbeiter hätten 2010 in einem mutmaßlichen Fall von sexuellem Missbrauch durch einen Pfarrer "eigenständig im Geheimen ermittelt" und weder die Erziehungsberechtigten noch die Polizei oder eine unabhängige Beratungsstelle informiert, erklärte der Sprecher der Opferinitiative, Matthias Katsch, am Montag in Berlin. "Sie führten die Justiz in die Irre, schützten den Täter und ließen das Opfer allein."

Katsch forderte Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Verantwortlichen des Bistums wegen "Strafvereitlung durch Unterlassen". Durch ihr Verhalten sei die Strafverfolgung eines Serien-Missbrauchstäters behindert und letztlich verhindert worden. "Bischof Trelle muss die Verantwortung für dieses Vorgehen übernehmen und zurücktreten", verlangte Katsch.

Vorwurf: Staatsanwaltschaft erst zehn Monate später informiert

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Darstellung der Opfergruppe um einen ehemaligen Jesuiten, der sich in den 70er und 80er Jahren am Berliner Canisius-Kolleg an mindestens hundert Kindern und Jugendlichen vergangen habe. Er habe noch bis 2010 in Hildesheim sexuelle Übergriffe begangen. Im Jahr 2006 soll er eine damals Elfjährige körperlich bedrängt haben. Sie sei im März 2010 von engen Mitarbeitern Trelles angehört worden.

Die Staatsanwaltschaft sei erst zehn Monate später informiert worden, nachdem die Erziehungsberechtigten von den Taten erfahren hätten, erklärte Katsch. Dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um "einen der Haupttäter des bundesweiten Missbrauchsskandals vom Frühjahr 2010" handle, sei den Behörden verschwiegen worden. Die Berliner Staatsanwaltschaft habe den Fall im Frühjahr 2011 gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt, weil sie kein übergeordnetes öffentliches Interesse erkannt habe.

Der mutmaßliche Täter wurde der Darstellung zufolge 2013 von einem Kirchengericht "in einem Geheimverfahren 'wegen sexueller Handlungen an einer Minderjährigen'" dazu verurteilt, nicht mehr aktiv als Priester aufzutreten und 4.000 Euro Strafe an die katholische Kirche zu zahlen. Der Fall wird in der vom WDR produzierten Reportage "Richter Gottes - die geheimen Gerichte der Kirche" geschildert, die am Montagabend in der ARD ausgestrahlt werden soll.