Berlin (epd)Wie der Evangelische Pressedienst (epd) aus Abgeordnetenkreisen erfuhr, hatten die Haushaltspolitiker der Fraktionen "bibelfest" zu ihrem diesjährigen Codewort erklärt. Nach dem speziellen, inoffiziellen Ritual des Ausschusses waren danach alle Redner der Abschlussdebatte angehalten, dieses Wort in ihren Beiträgen unterzubringen.
Stets gut vorbereitet
Den Anfang machte die Linken-Haushälterin Gesine Lötzsch, die das Wort gleich zweimal in ihrer Rede unterbrachte. Bei ihrer Kritik an den Plänen für einen Militäreinsatz in Syrien sagte sie, es helfe auch "bibelfest zu sein, um in dieser komplexen Welt zurechtzukommen". Zudem bescheinigte sie ihren Kollegen im Haushaltsausschuss, bei den Beratungen stets gut vorbereitet - "sozusagen bibelfest" - gewesen zu sein.
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bewies seine Bibelfestigkeit mit einem Zitat des Evangelisten Lukas: "Wenn ihr also im Umgang mit dem leidigen Geld nicht zuverlässig seid, wird euch niemand das wirklich Wertvolle anvertrauen." Große Aufgaben könne nur der lösen, der auch solide Finanzpolitik betreibe.
Der SPD-Haushaltspolitiker Johannes Kahrs räumte ein, er und sein Kollege Eckhardt Rehberg (CDU) seien vielleicht nicht bibelfest, dafür könnten sie im Gegensatz zur Opposition solide Finanzpolitik machen. Die verwechsele den Bundeshaushalt mit der Brotvermehrung, bei der aus fünf Broten und zwei Fischen nach biblischer Überlieferung genug Nahrung für Tausende wurde.
Interesse an der Bibel
Bezüge der Bibel hatten schon den Beginn der Haushaltsdebatte geprägt. Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Dietmar Bartsch, zitierte in der Generaldebatte am Mittwoch unter Hinweis auf die Flüchtlingspolitik aus dem Matthäusevangelium: "Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen."
Der bekennende Christ Volker Kauder (CDU) beglückwünschte Bartsch daraufhin zu dessen Interesse an der Bibel. Der Unions-Fraktionsvorsitzende, dessen Partei naturgemäß von Bartsch aber auch viel Kritik zu hören bekam, hielt seinerseits mit der Bibel dagegen: "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?"