Missbrauchsbeauftragter Rörig: Finanzierung für Kommission steht

epd-bild / Andreas Schoelzel
Der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig.
Missbrauchsbeauftragter Rörig: Finanzierung für Kommission steht
Die lange erwartete Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs kann nächstes Jahr starten.

Berlin (epd)Der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Berlin, er habe nun eine verbindliche Zusage der Bundesregierung, wonach die Kommission über die geplante Laufzeit von drei Jahren mit rund 1,4 Millionen Euro pro Jahr finanziert werde. Knapp 1,2 Millionen Euro kommen aus dem Etat des Familienministeriums. Weitere 200.000 Euro steuert der Justizhaushalt bei.

Anhörung von Betroffenen

Mit dem Geld sei es möglich, sagte Rörig, das "Herzstück" der Kommissionsarbeit zu finanzieren: die Anhörung von Betroffenen und Zeitzeugen. Dabei würden sich die Experten zunächst Fälle im familiären Umfeld konzentrieren. Offen ist Rörig zufolge, ob die Kommission auch Forschungsaufträge vergeben kann. Ursprünglich waren drei Millionen Euro pro Jahr veranschlagt worden, wovon die Hälfte in die Forschung gehen sollte. Der Missbrauchsbeauftragte äußerte sich aber zuversichtlich, dass konkrete Vorhaben vom Bildungsministerium finanziert oder einzelne Forschungsinstitute gewonnen werden können.

Rörig zeigte sich sehr zufrieden mit der Unterstützung durch das SPD-geführte Familienministerium. Noch bis Mittwoch war unklar, ob die Finanzierung der Kommission über 2016 hinaus verbindlich gesichert werden würde.

Vorbild ähnlicher Kommissionen

Die Aufarbeitungskommission soll mit ihrer Arbeit in den ersten Wochen des kommenden Jahres beginnen. Ihr werden sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören. Eine Geschäftsstelle wird mit zwei Juristen besetzt, die das Bundesjustizministerium finanziert. Sie soll nach dem Vorbild ähnlicher Kommissionen in Irland, den USA oder Australien Ausmaß, Ursachen und Aufklärung der Missbrauchsskandale in Deutschland vorantreiben und das Leid der Betroffenen sichtbar machen.