Hannover, Frankfurt a.M. (epd)Die kurzfristig Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande ist auf breite Zustimmung gestoßen. Die Absage und die Räumung des Stadions "waren leider notwendig", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Mittwoch in Hannover. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sagte: "Wir hatten sehr konkrete Hinweise, und wir haben die Entscheidung, der Politik zu empfehlen das Spiel abzusagen, uns nicht leicht gemacht."
Israel als Vorbild
Maaßen betonte im ARD-"Morgenmagazin" zugleich, Großveranstaltungen müssten trotz Terrorgefahr auch in der nächsten Zeit möglich sein. Er sagte, andere Staaten hätten schon seit vielen Jahren Probleme mit terroristischen Bedrohungen: "Wir müssen auf diese Staaten schauen, wie die mit den Problemen zurechtkommen und wie die auch diese Probleme überwunden haben", sagte Maaßen. Er nannte Israel, aber auch Großbritannien, Spanien und die USA als Beispiele. Dort gebe es trotzdem Fußballspiele und Musikveranstaltungen.
Auch Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) warnte im Deutschlandradio Kultur vor "permanenter Einschränkung". Genau das sei die Absicht des Terrors. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, sagte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe), die Hinweise würden stets sorgfältig abgewogen: "Leichtfertig wird da nichts abgesagt." Für die Vorsitzende des Sportauschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), ist die Absage ein Signal über den Fußball hinaus. Der Sport sei nun für alle sichtbar ins Visier der Terroristen geraten, sagte sie im Deutschlandfunk und äußerte die Befürchtung, das werde auch Auswirkungen auf die Olympischen Sommerspiele und für die Fußball-Bundesliga haben.
"Gute Reaktion auf die Bedrohung"
Das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande in Hannover war am Dienstag überraschend abgesagt worden. Die Fans wurden am Abend anderthalb Stunden vor Spielbeginn von der Polizei aufgefordert, sich "zügig, aber ohne Panik nach Hause zu begeben". Grund war laut Polizei eine konkrete Gefährdungslage. Auch eine Lichterkette in Gedenken an die Opfer des Terrors von Paris in der Nähe des Stadions in Hannover wurde abgebrochen. Bis zum Mittwochmorgen gab es nach Angaben der Polizei weder Festnahmen noch Sprengstoff-Funde. Die Einsatzkräfte seien aber weiter wachsam.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach von einer "guten Reaktion auf die Bedrohung". "Ich hatte mich sehr auf das Spiel gefreut und bedauere die sicherlich notwendige Absage sehr", betonte er. Er habe an der Lichterkette teilgenommen, bis sie aufgelöst worden sei. Damit hätte die Hannoveraner gemeinsam zeigen wollen, "dass wir an eine freie, offene und friedliebende Gesellschaft glauben und uns nicht von Angst und Terror bestimmen lassen. Daran halte ich fest."