Darmstadt (epd)"Jetzt auch in Deutschland Angst zu empfinden, ist eine natürliche Reaktion", sagte Hoffmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. "Wir haben das große Glück, dass wir in Mitteleuropa an einem sicheren Ort leben. Solche Attentate stellen unser Sicherheitsempfinden auf den Kopf." Wichtig sei, sich die Angst bewusst zu machen und zu akzeptieren: "Man sollte die Angst nicht tabuisieren und einfach zur Seite schieben, denn dann kommt sie zur Hintertür irgendwann wieder herein."
Es sei unproblematisch, nun eine kurze Zeit lang bestimmte Orte wie ein Fußballstadion oder eine Konzerthalle zu meiden, sagte Hoffmann. "Aber ich rate dringend, das Verhalten nicht grundlegend zu verändern. Nach ein paar Tagen oder Wochen sollte man wieder zur Normalität zurückkehren." Ein dauerhaftes Vermeidungsverhalten könne zu einer psychischen Störung werden: "Daraus kann sich eine Phobie entwickeln, die das soziale Leben sehr einschränkt", erläuterte der Psychologe, der einer der Geschäftsführer des "Team Psychologie & Sicherheit" ist, einem Verbund von Kriminal- und ehemaligen Polizeipsychologen, die Behörden und Unternehmen beraten.
Keine Angst vor der Angst entwickeln
Zunächst seien Fakten hilfreich, um der Angst zu begegnen: "Man sollte sich klarmachen: Das Risiko, von einem Terroranschlag getroffen zu werden, ist extrem gering." Außerdem helfe es, bewusst an das grundsätzliche Lebensrisiko zu denken: "Der Tod steht bei jedem Menschen jederzeit vor der Tür. Ich rate, daran zu denken, dass wir diese Gewissheit im Alltag sonst gut meistern." Wichtig sei darüber hinaus, keine Angst vor der Angst zu entwickeln: "Man sollte sich selbst vertrauen, dass man schon damit umgehen kann, wenn man beispielsweise im Stadion dann doch Angst empfinden sollte."
Komme vor Ort Angst oder Panik auf, sollten Betroffene den Fokus von dem Gefühl weglenken: "Man sollte gelassen bleiben und versuchen, das Gefühl an sich vorüberziehen zu lassen", sagte Hoffmann. Der nächste Schritt sei, bewusst an etwas anderes zu denken: "Es hilft, sich wieder auf das Fußballspiel oder das Konzert zu konzentrieren." Bei irritierenden Geräuschen wie beispielsweise einem Knall könne helfen darüber nachzudenken, was wahrscheinlich die Ursache dafür sei: "Man sollte überlegen, was die Ursachen sein könnten. Dann kommt man darauf, dass es vermutlich etwas ganz Harmloses ist."