Im kommenden Jahr steigen die Renten so stark wie lange nicht mehr

epd-bild/Juergen Blume
Im nächsten Jahr sollen die Rentenbezüge steigen.
Im kommenden Jahr steigen die Renten so stark wie lange nicht mehr
Endgültige Zahlen erst im Frühjahr 2016 bekannt.
Die Rentenversicherung verkündet gute Nachrichten: Im kommenden Jahr werden die Renten deutlich angehoben. Das wird aber eine Ausnahme bleiben. Langfristig wird das Rentenniveau weiter sinken.

Würzburg, Berlin (epd)Die Renten werden im kommenden Jahr so stark steigen wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Der Vorsitzende der Rentenversicherung Bund, Alexander Gunkel, stellte am Mittwoch in Würzburg den rund 21 Millionen Rentnern in Deutschland eine Erhöhung ihrer Bezüge um vier bis fünf Prozent in Aussicht. Endgültig wird die Rentenanpassung im kommenden Frühjahr festgelegt.

Ausnahme bleiben

Eine ähnlich starke Erhöhung wie im kommenden Jahr hatte es zuletzt 1993 gegeben. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 waren die Renten sogar viermal gar nicht angehoben worden. In diesem Jahr sind die Altersbezüge um 2,1 Prozent im Westen und 2,5 Prozent im Osten Deutschlands erhöht worden.

Gunkel erklärte, 2016 werde eine Ausnahme bleiben. Langfristig werde die Rentenanpassung bei zwei bis drei Prozent pro Jahr liegen. Gründe für die deutliche Anhebung im kommenden Jahr sind die gute Konjunktur, die Lohnsteigerungen und die Zunahme sozialversicherungspflichtiger Jobs sowie ein statistischer Effekt bei der Berechnung der Rentenanpassung, der sich 2016 günstig auswirkt.

Die Rentenversicherung geht laut Gunkel davon aus, dass der Beitragssatz bis 2020 bei 18,7 Prozent stabil bleibt. Zu Beginn des Jahres 2021 müsse der Beitrag dann auf 19,3 Prozent steigen. Bis zum Jahr 2030 wird eine Steigerung auf 21,8 Prozent vorausgesagt.

Dennoch sinkendes Lohnniveau

Die gesetzliche Rentenversicherung steht Gunkel zufolge trotz der Milliarden-Mehrausgaben für die Mütterrenten und die abschlagfreie Rente mit 63 besser da als erwartet. Statt eines Defizits von vier Milliarden Euro, wie es im vorigen Herbst vorausgesagt worden war, werde das Defizit im laufenden Jahr mit 1,9 Milliarden Euro nur knapp halb so hoch ausfallen. Die Rücklagen der Rentenversicherung werden Gunkels Angaben zufolge von 33,7 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 29,4 Milliarden Euro im Jahr 2016 sinken.

Die alternierende Vorsitzende der Rentenversicherung, Annelie Buntenbach, wies indes darauf hin, dass die Rentenerhöhungen nicht ausreichten, um das sinkende Rentenniveau abzufangen. "Das Risiko, dass immer mehr Menschen in Altersarmut fallen, ist nicht gebannt", warnte Buntenbach, die als Vorstandsmitglied im DGB für Sozialpolitik zuständig ist. Das Nettorenteniveau wird nach Angaben der Rentenversicherung in den kommenden Jahren zunächst bei 47,5 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns stabil bleiben. Bis 2030 wird es den gegenwärtigen Prognosen zufolge auf 44,3 Prozent sinken.

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, erklärte dazu, die Neurenten befänden sich "im rasanten Sinkflug". Das Rentenniveau müsse mindestens auf 50 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns angehoben und dort eingefroren werden: "Sonst ist auch für einen Durchschnittsverdiener die Einschränkung der Lebensqualität im Alter zu hoch", erklärte die VdK-Präsidentin.

Vorläufiger Stand

Am Mittwoch billigte das Bundeskabinett den Haushaltsplan für die Deutsche Rentenversicherung Bund. In dem Plan, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, wird davon ausgegangen, dass im Juli 2016 die Renten im Westen Deutschlands um 4,35 Prozent und im Osten um 5,03 Prozent steigen.

Eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums wies vor dem Hintergrund der Schätzungen der Rentenversicherung darauf hin, dass es sich um einen "vorläufigen Stand", handele. Die Schätzung der Rentenfinanzen werde Anfang November abgeschlossen, und die für die endgültige Berechnung erforderlichen Daten lägen erst im Frühjahr vor. Klar sei aber: Die gute Wirtschaftslage und die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wirkten sich positiv auf die Renten aus.