Frankfurt a.M. (epd)Der französische Kunsthistoriker Georges Didi-Huberman erhält den Theodor-W.-Adorno-Preis 2015. Das Werk des 61-jährigen Hochschullehrers schreibe in exemplarischer Weise den kritischen Ansatz Adornos in die Gegenwart fort, teilte der Vorsitzende der Jury, der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), am Donnerstag zur Begründung mit.
Paradoxie der Bilder aus Auschwitz
Besonders hervorzuheben sei Didi-Hubermans Buch "Bilder trotz allem", urteilte die Jury. "Um sich zu erinnern, muss man sich ein Bild machen", schreibe der Autor. Im August 1944 gelang zwei Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz eine Serie fotografischer Aufnahmen der Exekutionen. Während einer der beiden Häftlinge die Wachmänner der SS im Auge behielt, machte ein Mitgefangener vier Aufnahmen, die das Gelände um das Krematorium V zeigen. Der Kunsthistoriker widme sich in seinem Buch der Paradoxie dieser Bilder, lobte die Jury.
Der in St. Etienne geborene Georges Didi-Huberman lehrt seit 1990 als Maître de Conférences im Centre d'Histoire et Théorie des Arts an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales. Seine Bücher erscheinen in Deutsch im Wilhelm-Fink-Verlag (Paderborn).
Der Theodor-W.-Adorno-Preis wird seit 1977 alle drei Jahre von der Stadt Frankfurt zum Gedenken an den Frankfurter Philosophen und Hauptvertreter der sogenannten Kritischen Theorie vergeben. Die Auszeichnung dient der Förderung und Anerkennung hervorragender Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film. Die Preisträgerin des Jahres 2012 war die US-amerikanische Philosophin und Literaturwissenschaftlerin Judith Butler, 2009 wurde der Filmemacher, Publizist und Philosoph Alexander Kluge geehrt.