25.10., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Glaube, Sex und Sünde"
Mit der zweiten Bischofssynode zum Thema "Familie" steht die katholische Kirche selbst an einem Scheideweg. Findet sie unter der Führung von Papst Franziskus zu einer grundlegenden Reform und Liberalisierung der Themen Familie, Ehe, Sexualität - oder verweigert sich eine Mehrheit der katholischen Bischöfe und beharrt auf der Beibehaltung dogmatischer Vorgaben?
So oder so, diese Synode wird die Zukunft der Institution Kirche grundlegend verändern. Denn die Basis der Gläubigen folgt laut Umfragen bei den Themen Ehe, Familie und Sexualität ohnehin nur noch in der Minderzahl den offiziellen katholischen Dogmen. Gerade die Pfarrer an der Glaubensbasis wissen um diese Dilemmata der Gläubigen und handeln deshalb oft genug pragmatisch und abweichend von offiziellen Vorgaben. Gleichzeitig hoffen und drängen Millionen katholische Gläubige weltweit auf eine Öffnung der Kirchenleitung in diesen Fragen. Schon zur ersten Bischofssynode im vergangenen Jahr zum Thema Familie, Ehe und Sexualität war das öffentliche Interesse außerordentlich hoch. Zum ersten Mal überhaupt wurde in für den Vatikan ungewöhnlich offener Form über die bis dahin als Tabu behandelten Fragen wie die Erlaubnis des Gebrauchs von Verhütungsmitteln bis hin zum Umgang mit dem Thema Homosexualität und Kirche beraten. Diesmal aber werden konkrete Beschlüsse erwartet, die nicht nur das tägliche Leben der Gläubigen unmittelbar tangieren könnten, sondern auch Einfluss darauf haben werden, ob die Mehrheit der Gläubigen ihrer Kirche in diesen zentralen Fragen künftig noch folgen will oder aber sich enttäuscht abwendet.
26.10., ARD, 23.00 Uhr: "Die Story im Ersten: Alles Lüge oder was?"
Ein Video erregte Anfang 2015 weltweit Aufsehen. Es zeigte, wie ein etwa zwölfjähriger Junge, angeleitet von einem Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), aus nächster Nähe anscheinend zwei enttarnte russische Spione erschoss. Experten des Bundesnachrichtendienstes (BND) haben den Clip nun als Inszenierung bezeichnet. Die beiden Männer seien zumindest während dieses Videos nicht ermordet worden, denn der Film zeige im Unterschied zu anderen Inszenierungen des IS weder Schusswunden noch Nahaufnahmen der angeblich Toten. Aus der Waffe des Jungen seien auch keine Kugeln gekommen. Vermutlich habe das Video nur Kinderkämpfer anwerben oder mögliche Spione abschrecken sollen. Im Mittelpunkt des Films von NDR-Reporter Klaus Scherer stehen gleich mehrere sogenannter "Fake News", die vor allem dank sozialer Netzwerke und Online-Plattformen wie YouTube mitunter Millionen Zuschauer erreichten. Auch ein Junge, der angeblich im Kugelhagel ein Mädchen aus einem Autowrack rettet, machte so als "syrischer Heldenjunge" im Internet Karriere. In Wahrheit hatte ein norwegischer Regisseur die Szene auf Malta gedreht, um auf Kinderschicksale im Krieg hinzuweisen. Über die konkreten Fälle hinaus hinterfragt Scherer auch, wie etablierte Nachrichten-Redaktionen, etwa die "Tagesschau", mit den vielfältigen und zum Teil ungesicherten Quellen umgehen.
26.10., ARD, 23.45 Uhr: "Verbotene Filme"
Weit über tausend Spielfilme wurden in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus hergestellt. Gut vierzig davon sind bis heute nur unter Auflagen zugänglich; sie sind "Vorbehaltsfilme". Volksverhetzend, kriegsverherrlichend, antisemitisch und rassistisch - so lauten die Begründungen, warum diese Produktionen für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich sind. Urheberrecht und Jugendschutz sind dabei die juristischen Hebel, denn das deutsche Grundgesetz erlaubt keine Zensur. Der Umgang mit den Filmen ist umstritten: bewahren oder entsorgen, freigeben oder verbieten? In seiner Dokumentation stellt Felix Moeller, der sich auch schon in verschiedenen Büchern mit der Thematik befasst hat, die "Nazifilme aus dem Giftschrank" vor. Aber er macht sich auch auf die Suche nach ihrem Mythos, ihrem Publikum und ihrer Wirkung heute, in Deutschland wie im Ausland. Gesprächspartner sind unter anderem Oskar Roehler, Margarethe von Trotta, Götz Aly sowie Aussteiger aus der Nazi-Szene und Holocaust-Überlebende.
27.10., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Zickenalarm"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Kein anderer Lebensabschnitt ist so turbulent wie die Zeit, in der die Eltern schwierig werden. 24 Monate lang haben Katharina Gugel und Ulf Eberle für ihre zweiteilige Dokumentation fünf Mädchen durch die aufregenden Jahre der Pubertät begleitet. Die Rahmenbedingungen für das Quintett wirken auf den ersten Blick rosig, denn vieles scheint heute möglich. Sie sind besser in der Schule als Jungs, sie sind selbstbewusster als die Generation ihrer Mütter. Sie können Karriere machen, können Kinder kriegen, müssen es aber nicht mehr. Sie können emanzipiert und trotzdem weiblich sein. Dennoch warnen Jugendforscher, dass der Druck, unter dem diese Mädchen heute zu jungen Frauen heranwachsen, enorm sei. Sie sollen erfolgreich und begehrenswert sein, einem Schönheitsideal entsprechen und trotzdem zu autarken, einzigartigen Frauen reifen, denen eingeschärft wird: Ihr könnt alles erreichen, wenn ihr nur wollt. Und wenn sie es dann nicht schaffen? Wie kommen sie damit klar? Sarah zum Beispiel ist 15 Jahre alt, geht auf eine Realschule und wird gemobbt. Nach der Schule gehen die Beschimpfungen per WhatsApp weiter.
Auch Iwa und Marie-Celine (beide 15) bekommen ab und zu blöde Bemerkungen zu hören, wenn sie sich wieder einmal die Haare lila, rosa oder grün gefärbt haben.
Lunas Mutter muss zum Elterngespräch, weil ihre Tochter gern in virtuelle Welten abtaucht, was sich prompt negativ auf ihre schulischen Leistungen ausgewirkt hat. Den zweiten Teil der Dokumentation sendet das ZDF am nächsten Dienstag.
27.10., Arte, 20.15 Uhr: Themenabend "Die Angst vor Schmerzen"
Experten würden frei verkäufliche Wirkstoffe wie Paracetamol wegen ihrer Schädlichkeit am liebsten verbieten, aber ihre Warnungen verhallen ungehört; die Verflechtungen von Medizin, Pharmaindustrie und Politik sind zu lukrativ, die Lobbyarbeit ist erfolgreich. Trotz aller Versprechungen steigt die Zahl der chronischen Schmerzpatienten. Schuld daran ist das fehlende Wissen in der Ärzteschaft, aber auch die mangelnde Bereitschaft der Gesundheitssysteme, sich schnell und nachhaltig um Schmerzpatienten zu kümmern. Die Dokumentation "Angst vor Schmerzen" (20.15 Uhr) beschreibt den Schaden, der entstehen kann, wenn rezeptfreie Schmerzmittel sorgenlos konsumiert werden, und schildert, wie die Industrie mit Hilfe medizinischer Experten versucht, bereits Kinder und Jugendliche als Käufer zu gewinnen. Die Autoren zeigen anhand eines Beispiels, wie Ärzte von der Pharmabranche eingebunden werden, und sprechen mit Kritikern und den von der Industrie beauftragten Ärzten. Der zweite Film ("Leben mit Schmerzen", 21.05 Uhr) befasst sich mit den Leidenswegen chronisch Schmerzkranker und zeigt, wie moderne Therapien heute schon erstaunliche Erfolge erzielen. Ein Problem bleibt jedoch der Expertenmangel. Mit nur 900 Schmerzexperten in Deutschland gibt es zu wenige Spezialisten für zu viele Patienten. Anhand von Betroffenen in Deutschland und Frankreich zeigt die Dokumentation, wie der gelernte Schmerz entschärft und wieder "verlernt" wird: mit Sport, Medikamenten, mentalem Training und Psychotherapie.
29.10., 3sat, 20.15 Uhr: "Tabu Kernforschung"
Der Atomausstieg in Deutschland wird von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen. Kein anderes Land hat so rasch und so rigoros auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima reagiert. Anderswo aber wird die Kernenergie munter weiter genutzt; Länder wie Saudi-Arabien und die Türkei wollen sogar erstmals in die Kerntechnik einsteigen.
Deutsche Expertise ist bei diesen Unternehmungen allerdings kaum noch gefragt. Die Zahl der Studierenden in den Nuklearwissenschaften nimmt ab, Forschungsmittel werden gekürzt und Professuren fallen weg. Nur noch in wenigen Forschungszentren beschäftigen sich hierzulande Wissenschaftler mit Kerntechnik. Weltweit geht die Forschung zu neuen Reaktor-Systemen und die Suche nach einer risikoarmen Atomenergie weiter. Deutschland steht derweil vor einem Problem: Wie soll der Ausstieg aus der Atomkraft und der Rückbau der Kraftwerke gelingen, wenn es keine Experten mehr für diese Technologie gibt? Der Film geht deshalb der Frage nach, ob es nicht ein gravierender Fehler ist, dass Deutschland die Kernforschung zerfallen lässt.
29.10., 3sat, 21.00 Uhr: "scobel: Tabus früher und heute"
Gert Scobel und seine Gäste befassen sich mit der Entstehung von Tabus, aber auch mit Theorien der wissenschaftlichen Erklärung und Analyse von Tabus: Wie bestimmen heutige Wissenschaften den Begriff des Tabus, den Sigmund Freud 1912 in seiner Schrift "Totem und Tabu" erstmals in seiner ethnologischen und psychologischen Dimension bestimmte, womit er die wissenschaftliche Betrachtung des Themas über Jahrzehnte dominierte? Wie entstehen Tabus, und wie wirken sie? Welche Impulse, Wünsche, Gefahren sollen durch sie abgewehrt oder zumindest entschärft werden? Und wie sollten wir in einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft mit Tabus – vor allem seitens der Religionen – umgehen? Gäste sind die Historikerin Alexandra Przyrembel, Autorin des Buchs "Verbote und Geheimnisse. Das Tabu und die Genese der europäischen Moderne", und der Analytiker und Kunstsammler Hartmut Kraft, Autor von "Die Lust am Tabubruch".
29.10., WDR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Menschen hautnah: Das tote Kind"
Der Fall sorgte auch im Ausland für Schlagzeilen: Vor einigen Jahren musste sich eine Hebamme wegen Totschlags vor dem Dortmunder Landgericht verantworten, weil ein Baby nach der Geburt gestorben war. Bei ähnlichen Prozessen hatten sich Ärzte, Schwestern oder Hebammen, denen folgenschwere Fehler unterlaufen sind, wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. In diesem Fall war die Staatsanwaltschaft jedoch der Meinung, sie habe den Tod des Kindes "billigend in Kauf genommen", um ihr Konzept einer Hausgeburt durchzuziehen. Nach zwei Prozessjahren erging das Urteil: über sechs Jahre Gefängnis, Schadenersatz- und Schmerzensgeldzahlungen, Berufsverbot. Die Reportage rollt den Fall auf und versucht, Antworten zu finden: Wer trägt die Schuld? Ist der Hebamme ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen? Oder war der Tod des Kindes nicht zu vermeiden? Die Autoren Lena Rumler und Florian von Stetten haben die angeklagte Hebamme monatelang begleitet und auch den Prozessverlauf dokumentiert.
30.10., Arte, 21.50 Uhr: "Epigenetik - Sind wir Gene oder Umwelt?"
Wissenschaftler waren lange Zeit der Ansicht: Nur die Erbanlagen entscheiden über unsere biologische Entwicklung. Heute bahnt sich ein Umdenken an, denn nicht allein die DNS ist für die Entwicklung eines Menschen maßgeblich. Was formt neben den Genen unsere Identität und womöglich sogar unser Erbgut von außen? Nach der Entschlüsselung des Humangenoms widmete sich die Wissenschaft der Epigenetik verstärkt der Frage, was die Genaktivität beeinflusst.
Warum leidet bei eineiigen Zwillingen einer an einer chronischen Krankheit, während sich der andere bester Gesundheit erfreut? Epigenetiker beantworten diese und andere Fragen in diesem Film: Den Ergebnissen verschiedener wissenschaftlicher Studien zufolge können Umweltfaktoren wie Ernährung, Stress oder Pestizide die Genexpression entscheidend beeinflussen. Die Epigenetik untersucht, ob bestimmte Krankheiten oder Symptome auch an die nächste Generation weitergegeben werden können.