Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (STA)

Foto: www.adventist.org/Wikipedia
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (STA)
Die Siebenten-Tags-Adventisten (STA) glauben an die baldige Wiederkunft Jesu Christi und richten danach ihr Leben aus. Ihren Gottesdienst feiern sie am Samstag und jedem Abendmahl geht dem Beispiel Jesu folgend eine Fußwaschung voraus. Informationen über Entstehung und Glaubensinhalte der STA im Rahmen unserer Serie "Was glaubt ihr? evangelisch.de besucht Freikirchen".

Der Ursprung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten liegt im Nordamerika des frühen 19. Jahrhunderts. Die erste Generalkonferenz am 21. Mai 1863 gilt als offizielles Gründungsdatum der Freikirche, damals kamen rund 3.500 Mitglieder aus etwa 125 Gemeinden in Battle Creek im US-Bundesstaat Michigan zusammen. Heute hat sie nach Angaben des Leiters des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim, Walter Fleischmann-Bisten, rund 18,8 Millionen Mitglieder und wächst enorm: So habe sich die Zahl der STA-Mitglieder in den vergangenen 30 Jahren um ein Drittel erhöht. Einen Zuwachs gibt es vor allem in Südamerika und in Afrika. In Deutschland wurde 1875 in Wuppertal die erste Adventgemeinde gegründet, heute gibt es knapp 35.000 deutsche Mitglieder.

Als besonders bedeutend in der Frühphase der Adventisten wird das Wirken des baptistischen Farmers und Predigers William Miller (1782-1849) gesehen, der die Wiederkunft Christi für 1843 beziehungsweise später für den 22. Oktober 1844 berechnete. Die dreifache Engelsbotschaft (Offenbarung 14, 6-12) ist für die Adventisten Sinnbild der Verkündigung der Wiederkunft Christi. Aus diesem Glauben heraus ist auch der Name der Freikirche entstanden.

Aufgrund der Erwartung Christi – wenngleich dies heute nicht mehr mit einem genauen Datum verbunden ist – pflegen die Adventisten zumeist einen gesunden Lebensstil. Schädliche Einflüsse sollen vom Körper ferngehalten werden, weshalb die Gläubigen dem Alten Testament folgend kein Schweinefleisch essen. Viele sind vollständige Vegetarier, verboten sind in der Regel auch Nikotin und Alkohol. Beim Abendmahl wird deshalb auch Traubensaft anstelle von Wein ausgegeben.

Eigene Schulen ohne Samstagsunterricht

Neben William Miller ist die frühe Prophetin Ellen Gould White (1827-1915) von großer Bedeutung für die Adventisten. Sie sah in einer Version die Gesetzestafeln im himmlischen Heiligtum, wobei das Gebot "du sollst den Sabbat heiligen" in leuchtenden Buchstaben hervorstach. Ihre Schriften werden stark verehrt – mit ein Grund dafür, dass die Siebenten-Tags-Adventisten bis vor mindestens 30 Jahren und mitunter auch heute noch als Sondergemeinschaft beziehungsweise als Sekte bezeichnet werden. Zu Unrecht, wie der Theologe Walter Fleischmann-Bisten meint. Die Schriften Whites stünden zwar hoch in Achtung, trügen aber eher einen Status wie die Bekenntnisschriften in der evangelisch-lutherischen Kirche. Die Adventisten hätten "nie andere Offenbarungsquellen als die Bibel" gehabt und seien zudem seit vielen Jahrzehnten am ökumenischen Dialog interessiert, so der Experte.

Unbestreitbar unterscheiden sich die Adventisten allerdings durch die Heiligung des Sabbats von anderen christlichen Gemeinden. In Zeiten, in denen die Gesellschaft in Deutschland noch keine Fünf-Tage-Woche kannte, wurden die Adventisten damit automatisch zu Außenseitern. Damit ihre Kinder am Samstag nicht die öffentlichen Schulen besuchen mussten, gründeten sie selbst etliche Bildungseinrichtungen, weltweit sind es heute mehrere Tausend Schulen und einige Dutzend Hochschulen. Nahe Magdeburg wurde 1899 die Theologische Hochschule Friedensau gegründet.

Im Gemeindeleben der Adventisten nimmt das Bibelstudium einen großen Raum ein und ist sogar regulärer Teil des samstäglichen Gottesdienstes. In vielen Gemeinden setzen sich die Gläubigen dabei in kleineren Gruppen zusammen und sprechen über ausgewählte Texte der Heiligen Schrift. Das Abendmahl wird nicht in jedem Gottesdienst gefeiert, sondern nur etwa vier Mal im Jahr. Ihm geht eine Fußwaschung voraus, die Gemeindeglieder untereinander vornehmen.

Frauen nicht in leitenden Ämtern

Getauft werden keine Säuglinge oder Kinder, das eigene Bekenntnis steht für die Adventisten im Mittelpunkt. Beim Taufakt selbst wird der ganze Körper untergetaucht. Fleischmann-Bisten zufolge gibt es bei den Adventisten theoretisch auch die Möglichkeit der Wiedertaufe, wenn sich ein Mensch in seinem Leben komplett von Gott abgewandt hatte und sich neu bekehrt. Allerdings werde die Wiedertaufe in den westlichen Regionen nicht praktiziert. Es solle solche Fälle aber in Afrika gegeben haben, sagt der Theologe.

Die Bibel nehmen die Adventisten wörtlich und sind nach Einschätzung von Fleischmann-Bisten "sehr fromme Leute". Als problematisch empfindet der Experte, dass zahlreiche Vertreter der Freikirche auch die Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen. Außerdem gebe es derzeit innerhalb der Kirche auch Auseinandersetzungen über die Ordination von Frauen: So sei diese erst im Sommer 2015 bei der Weltsynode in den Vereinigten Staaten erneut abgelehnt worden. Frauen bei den Siebenten-Tags-Adventisten dürfen nach einem Theologiestudium zwar als Pastorinnen "gesegnet" werden und sind dann damit beauftragt, Amtshandlungen wie Taufe, Abendmahl, Trauung oder Beerdigung vorzunehmen. Doch diese Vollmacht ist örtlich begrenzt, und auch "leitende Ämter" dürften die gesegneten Pastorinnen dennoch nicht übernehmen, erklärt Fleischmann-Bisten. Der Streit über dieses Thema ist nach seiner Einschätzung noch nicht beendet.