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Berlin (epd)So etwas dürfe sich nicht wiederholen, sagte ein Sprecher am Montag in Berlin. Ob es sich bei dem Angriff auf die Klinik um ein Kriegsverbrechen handelt, wollte er nicht kommentieren: "Unsere Informationen über die Lage in Kundus sind lückenhaft." Die Bundeswehr hatte in der nordafghanische Stadt von 2003 bis 2013 ein Feldlager betrieben.
Am Samstag war die von "Ärzte ohne Grenzen" betriebene Klinik vermutlich von US-Kampfflugzeugen angegriffen und zerstört worden. Dabei starben mindestens 22 Menschen, darunter zwölf Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen". Unter den zehn getöteten Patienten sind drei Kinder. Die Hilfsorganisation sprach von einem Kriegsverbrechen und wies den Vorwurf der afghanischen Regierung zurück, mit den radikal-islamischen Taliban kollaboriert zu haben.
Klinik schwer zerstört
"Ärzte ohne Grenzen" erklärte am Sonntagabend, man sei "angewidert" von Vertretern der afghanischen Regierung, die die Luftangriffe auf die einzige Unfallklinik im Norden Afghanistans mit der angeblichen Präsenz von Taliban-Kämpfern im Krankenhaus rechtfertigten. "Diese Statements implizieren, dass das afghanische und amerikanische Militär gemeinsam beschlossen haben, eine vollfunktionierende Klinik mit mehr als 180 Patienten und Mitarbeitern dem Erdboden gleichzumachen, indem sie behaupten, dass sich dort Taliban-Mitglieder befanden", heißt es in einer Erklärung.
Per Twitter teilte die Organisation auch mit, keiner ihrer Mitarbeiter habe Kämpfe in der Klinik gemeldet. Das Krankenhaus ist so schwer zerstört, dass dort keine Arbeit mehr möglich ist. Die Nothilfeorganisation hat sich für unbestimmte Zeit aus der Stadt zurückgezogen, die nach offiziellen Angaben aus Kabul vom Montag der afghanischen Armee weitgehend zurückerobert wurde.
Mehr als eine Stunde lang bombardiert
US-Präsident Barack Obama und das US-Verteidigungsministerium haben eine Untersuchung des Angriffs auf die Klinik zugesagt. "Ärzte ohne Grenzen" hatte nach eigenen Angaben die GPS-Koordinaten des medizinischen Zentrums in Kundus "an alle beteiligten Konfliktparteien, Washington und Kabul eingeschlossen," weitergegeben. Dieses Vorgehen ist üblich, um zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser zu schützen.
Zudem soll das Krankenhauspersonal in Kundus militärische Stellen in Kabul und Washington per Telefon davon informiert haben, dass die Klinik angegriffen werde. Dennoch sei das Hospital mehr als eine Stunde lang in Abständen von 15 Minuten bombardiert worden. Die Organisation betriebt die Klinik in Kundus seit mehr als vier Jahren. Ende September hatten die Taliban die Stadt eingenommen.