Bonn (epd)Es gebe immer weniger Geld und Aufmerksamkeit für die Flüchtlinge in der Region, sagte Irene Dulz, Leiterin des Care-Büros im Nordirak, am Donnerstag in Bonn. Die Vereinten Nationen hätten ihre Nahrungsmittelhilfe für die mehr als eine Million Vertriebenen im Nordirak kürzen müssen. "Unser Wunsch ist, dass den Menschen in ihrer Herkunftsregion weiter geholfen wird", betonte Dulz.
Tausende Kurden geflohen
Care Deutschland-Luxemburg arbeitet in einem Flüchtlingslager in Berseve an der türkisch-irakischen Grenze. Dort werden laut Dulz etwa 12.500 Menschen betreut. Die Hilfsorganisation habe neue Sanitäranlagen installiert und die Müllentsorgung organisiert. Außerdem seien Kühlschränke aufgestellt worden. Das verhindere bei Sommertemperaturen von bis zu 50 Grad, dass Lebensmittel verderben und deshalb Durchfallerkrankungen zunehmen. Für den nahenden Winter sei dringend Kerosin nötig, um die Zelte in der Bergregion zu beheizen.
Vor etwa einem Jahr waren unter anderem Zehntausende jesidische Kurden aus dem Sindschar-Gebirge in die kurdischen Provinzen des Irak geflohen. Viele kamen in Moscheen, Kirchen, Gastfamilien und öffentlichen Gebäuden unter, wie Dulz aus der Provinz Dohuk berichtete. Nur etwa ein Drittel der Vertriebenen müsse in Lagern leben. Unter ihnen seien Jesiden, Christen, schiitische Schabak, Turkmenen und sunnitische Araber. Die Aufnahmebereitschaft in den Kurdengebieten sei sehr groß. "Die Menschen in Dohuk kommen aber an die Grenzen ihrer Kapazitäten", sagte die Care-Mitarbeiterin.
Weitere 1,7 Millionen Flüchtlinge
Im gesamten Irak sind mehr als drei Millionen Menschen auf der Flucht. Die Vereinten Nationen gehen Dulz zufolge davon aus, dass durch die verschiedenen Konflikte im Land bis zum Jahresende noch einmal 1,7 Millionen Menschen hinzukommen.