Neue Bibelausgaben sorgen für Diskussionen

Verschiedene Bibelausgaben der Deutschen Bibelgesellschaft.
Foto: epd-bild/Dt. Bibelgesellschaft
Verschiedene Bibelausgaben der Deutschen Bibelgesellschaft.
Neue Bibelausgaben sorgen für Diskussionen
In den beiden großen Kirchen kommen die Überarbeitungen der Heiligen Schrift zum Abschluss. Zum Reformationstag 2016 wird die neue Lutherbibel offiziell mit Gottesdienst und Festakt eingeführt, sie löst dann die Fassung von 1984 ab. Auf katholischer Seite soll bis dahin die Überarbeitung der Einheitsübersetzung vorliegen. Zu ökumenischen Anlässen können und sollen beide Übersetzungen genutzt werden.
16.09.2015
epd
Rainer Clos

Lutherbibel: Die Heilige Schrift nach Martin Luther ist die klassische deutsche Bibelübersetzung und der kirchenamtliche Text der Evangelischen Kirche in Deutschland. In der Fassung von 1545 war sie bis ins 19. Jahrhundert in Deutschland die "Volksbibel". Überarbeitete Fassungen von 1892 und 1912 setzen sich jedoch nicht durch. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Bestrebungen, den Luthertext stärker an der Gegenwartssprache zu orientieren. Die revidierte Lutherbibel von 1975 stieß jedoch auf breite Kritik, da sie sich weit von der Sprache Luthers entfernt hatte. Erst die revidierte Fassung von 1984, die an vielen Stellen zur Diktion Luthers zurückkehrte, beendete den Bibel-Streit. 1999 wurde sie an die neue Rechtschreibung angepasst. Die EKD als Herausgeber beschloss 2010, die Lutherbibel erneut im Lichte neuer Forschungserkenntnisse in Theologie und anderen Disziplinen zu überprüfen.

Einheitsübersetzung: Im Februar 2005 leitete die katholische Kirche die Neubearbeitung der sogenannten Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift von 1980 ein. Grundlage dafür ist eine Vereinbarung der deutschsprachigen Bischofskonferenzen und benachbarter Bistümer als Herausgeber. Ein Abschluss der Revision ist nunmehr für 2016 angestrebt. Danach wird die "Einheitsübersetzung" nur noch von katholischer Seite verantwortet, es steht dann keine evangelisch-katholische Bibelübersetzung mehr zur Verfügung. Bislang waren die Psalmen und das Neue Testament ökumenische Texte. Die Evangelische Kirche hatte sich im September 2005 aus dem Projekt zurückgezogen. Dieser Schritt wurde damit begründet, dass nach vatikanischen Vorschriften auch für eine ökumenische Bibelübersetzung eine "katholische Identität" verlangt werde.

Zürcher Bibel: Die neue Übersetzung der "Zürcher Bibel" wurde 2007 der Öffentlichkeit übergeben. Hinter der Neufassung steckt eine Übersetzungsarbeit von mehr als 20 Jahren. Eine vollständige Übersetzung der Zürcher Bibel, die auf den Schweizer Reformator Huldrych Zwingli (1484-1531) zurückgeht, war zuletzt 1931 erschienen. Anliegen aus der feministischen Theologie zu Geschlechter gerechten Formulierungen wurden nur sehr zurückhaltend aufgegriffen. Unverändert blieb die Wiedergabe des alttestamentlichen Gottesnamens als "Herr".

Bibel in gerechter Sprache: Für reichlich Aufregung sorgte die 2.400 Seiten "Bibel in gerechter Sprache", die 2006 vorgestellt wurde. Auffälliges Merkmal der neuen Übersetzung ist, dass darin "Herr" ersetzt wird durch Begriffe wie "die Ewige" oder "Ich-bin-da". Besondere Aufmerksamkeit gilt daneben dem Verhältnis zwischen jüdischer und christlicher Religion, sowie zwischen sozial schwachen und privilegierten Personen. Erarbeitet wurde die Übersetzung ohne amtskirchlichen Auftrag von Theologen aus dem Umkreis der feministischen Theologie und des christlich-jüdischen Dialogs. Von der gebundenen Ausgabe wurden 75.000 Exemplare verkauft, von der Taschenbuchausgabe seit 2011 mehr als 10.000.

BasisBibel: Seit fünf Jahren gibt es eine Neuübersetzung des Neuen Testaments als BasisBibel, die mit kurzen Sätzen und zusätzlichen Erklärungen am Seitenrand auf die durch elektronische Medien veränderten Lesegewohnheiten reagiert. Diese Bibelausgabe, die es bisher als gedrucktes Buch, im Internet und als App für Mobilgeräte, richtet sich an junge Menschen, denen die klassische Kirchen- und Bibelsprache nicht mehr vertraut ist. Bis 2019 soll eine komplette Übersetzung der Heiligen Schrift als BasisBibel zur Verfügung stehen.

Volxbibel: Die Volxbibel ist eine freie Übertragung der Heiligen Schrift in moderne Jugend- und Szenesprache. Initiator ist der Kölner Pädagoge, freikirchliche Pastor und Gründer der "Jesus Freaks"-Bewegung, Martin Dreyer. Er will damit kirchenferne Jugendliche erreichen. Schon vor dem Erscheinen der ersten Ausgabe löste die Volxbibel heftige Diskussionen aus. Im Herbst 2014 erschien die erste komplette Ausgabe der Volxbibel, die bisher eine Verbreitung von mehr als 300.000 Exemplaren verzeichnet.