Das Kohlekraftwerk Trianel in Lünen bei Dortmund erzeugt Energie mit Hilfe fossiler Brennstoffe. Das rund 80 Kilometer entfernte Saerbeck im Münsterland dagegen gewinnt seinen Strom aus Wind, Sonne und Biomasse. Die beiden gegensätzliche Orte sind Etappen des europaweiten Pilgerwegs für Klimagerechtigkeit, der vom 13. September bis zum 12. November durch den Norden und Westen von Deutschland führt.
Am 28. November wollen die Pilger in Paris ankommen, wo vom 30. November bis 11. Dezember die 21. Weltklimakonferenz tagen will. Dort wird ein neues internationales Klimaabkommen diskutiert. Wer einen oder mehrere Tage mitlaufen möchte, kann sich noch anmelden.
Unter dem Motto "Geht doch!" hat in Deutschland ein ökumenisches Bündnis aus Kirchen und Hilfswerken zum Klimapilgern zwischen Flensburg und Paris aufgerufen. Eine weitere Route führt von Ludwigshafen nach Metz und trifft dort auf den Pilgerweg aus dem Norden. Gestartet wurde die Aktion im Juni am Nordkap. Vertreter der skandinavischen Kirchen wollen am 13. September in Flensburg den Staffelstab an die deutschen Klimapilger übergeben. Ab dem 13. Oktober führt der Weg knapp drei Wochen durch Westfalen und das Rheinland, am 12. November wollen die Pilger am Dreiländereck an der Mosel die französische Grenze überqueren.
Die Aktion solle deutlich machen, dass weiterhin intensive Bemühungen zum Klimaschutz nötig seien, erklärt das Bündnis. Der Lebensstil der reichen Industrieländer trage erheblich dazu bei, dass Treibhausgase die Atmosphäre immer weiter belasteten. "Wir brauchen ein langfristiges Abkommen, das einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger und eine Zukunft mit 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2050 vorsieht." Dem Bündnis gehören unter anderem evangelische Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland, die katholischen Bistümer Münster und Speyer sowie die Hilfswerke "Brot für die Welt" und "Misereor" an.
Allein in Nordrhein-Westfalen sind 20 Zwischenstopps mit Gottesdiensten und Workshops zur Bewahrung der Schöpfung geplant. "Wir schauen uns 'Klima-Baustellen', aber auch Vorzeigeprojekte im Umweltschutz an", kündigt Energie-Expertin Eva-Maria Reinwald an, die im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen die Routenplanung mitgestaltet.
"Wer mitpilgert, setzt ein Zeichen"
"Wer mitpilgert, setzt ein Zeichen", ermutigt Reinwald zur Teilnahme. Im Internet können sich Gruppen und Einzelpersonen unter www.klimapilgern.de anmelden. Sie können wählen, ob sie eine der 20 bis 25 Kilometer langen Tagesetappen mitwandern oder für mehrere Tage teilnehmen. Anmeldeschluss ist vier Wochen vor Beginn der jeweiligen Etappen. Interessant für Kurzentschlossene: Wer nur eine kürzere Strecke ohne Übernachtung mitgehen möchte, muss sich nicht anmelden. Reinwald erwartet für die Route durch Nordrhein-Westfalen an Wochentagen bis zu 50, am Wochenende mehr als 100 Teilnehmer.
Für die deutsche Hauptroute von Flensburg bis Perl im Saarland haben sich bereits 300 Langzeitpilger angemeldet, wie Stefanie Maur-Weiss von der Nordkirche mitteilt. Diese nehmen gleich mehrere Etappen auf sich. "Einige gehen sogar die über 1.400 Kilometer lange Gesamtstrecke von Norddeutschland bis nach Paris", sagt sie.
Ein Anmeldeformular ist auf www.klimapilgern.de freigeschaltet. Dort gibt es weitere Informationen zu Etappen, Übernachtungsmöglichkeiten und der gesamten Aktion.