8. August, ZDF, 18.05 Uhr: "Trabbi oder Käfer?"
Die Kontraste könnten kaum nicht sein: hier Individualismus und Pluralismus im Westen, dort die Ideale von kollektiver Arbeit und kollektivem Leben in der DDR. Die filmische Gegenüberstellung zeigt, wie sich die Menschen im Osten und Westen mit ihren Lebensentwürfen und Lebenszielen unterschieden. Beleuchtet werden Alltagserfahrungen und Alltagsprobleme in zwei Systemen. Themenbereiche sind unter anderem die Rolle der Frau, Wohnen, Urlaub, Arbeitsleben, Freizeit und Religion.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
8. August, Bayerisches Fernsehen, 20.15 Uhr: "Silberhochzeit"
Matti Geschonneck, vielfach ausgezeichneter Regisseur herausragender Krimis und Thriller, beweist auch im ungewohnten Komödiengenre bekannte Klasse: Er inszeniert den erstklassig besetzten und gespielten Film über die Szenen einer in die Jahre gekommenen Ehe angemessen melodramatisch, aber immer auch humorvoll; selbst wenn es sich mitunter um Galgenhumor handelt. Kein Wunder: Der Stoff basiert auf einer Vorlage von Elke Heidenreich.
9. August, ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Was haben sie mit meinem Bruder gemacht?"
Ein Jahr vor Kriegsende kommt Wolfgang Sandlein ohne Wissen der Eltern in eine Pflegeheilanstalt vor den Toren Münchens. Der Junge ist geistig und körperlich behindert, die NS-Medizin stuft ihn als lebensunwert ein, sein Tod ist beschlossene Sache. Die Eltern sehen, dass ihr Kind nicht versorgt wird, und versuchen, Wolfgang aus dem Krankenhaus mitzunehmen. Ohne Erfolg: Er stirbt offiziell an einer Lungenentzündung; die Familie ist sich sicher, dass er ermordet wurde. Der Film begleitet die Spurensuche von Wolfgangs Schwestern, die siebzig Jahre später verstehen wollen, was ihrem Bruder widerfahren ist.
9. August, 3sat, 21.45 Uhr: "ThuleTuvalu"
Was haben Thule in Nordgrönland und Tuvalu im Pazifik miteinander gemeinsam? Ganz einfach: Wenn hier das Eis schmilzt, steigt auch dort der Meeresspiegel. Erwärmt sich das Erdklima nur um zwei Grad, wird der idyllische Pazifikstaat vom Meer überspült. Selten hat ein Film den globale Klimawandel derart nachdrücklich vor Augen geführt wie "ThuleTuvalu". Der Schweizer Matthias von Gunten hat viel Zeit mit den Menschen im Norden und im Süden verbracht und dokumentiert, welche konkreten Konsequenzen die Erderwärmung für sie hat.
9. August, Arte, 22.00 Uhr: "Peace ’n’ Pop"
Im Rahmen seines Sommerschwerpunkts "Summer of Peace” beschreibt Arte mit dieser zweiteiligen Dokumentation, was Friedenskampf mit Pop zu tun hat und wie die Künstler auf die Kriege reagiert haben. Teil eins (22.00 Uhr) steht unter dem Motto "Make Love Not War!" und befasst sich mit den Jahren 1950 bis 1979, Teil zwei (22.55 Uhr) beginnt mit dem hilflosen Protest gegen den Falkland-Krieg und beschreibt den Zwiespalt der deutschen Friedensbewegung angesichts des Kosovo-Krieges. Weitere Informationen unter arte.tv/summerofpeace.
11. August, ARD, 22.45 Uhr: "Puppe"
Der Schweizer Regisseur Sebastian Kutzli erzählt in seinem Spielfilmdebüt die Geschichte eines jungen Straßenmädchens. Die von Anke Retzlaff bemerkenswert abgeklärt verkörperte Anna nimmt auf der geradewegs ins Unheil führenden Straße ihres Lebens die letztmögliche Ausfahrt: Nach einem traumatisierenden Erlebnis landet sie auf einem einsam in den Alpen gelegen Hof. Geschickt kombiniert der mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnete Film die in langen Einstellungen aufgenommenen ruhigen Bergbilder mit den sich beständig zuspitzenden Stadtszenen, bis schließlich beide Handlungsstränge ihre tragischen Höhepunkte erreichen. Eine deprimierende Geschichte, die Kutzli mit Hilfe hervorragender junger Darstellerinnen ausgesprochen intensiv erzählt.
11. August, Arte, 23.20 Uhr: "Mit 90 die Welt retten"
Angesichts diverser Missstände fragen sich viele Menschen, was sie als Individuen schon ausrichten können. Eine ganze Menge, finden Shirley und Hinda, die beiden Heldinnen dieser norwegischen Dokumentation: Mit viel Lebenslust im Gepäck fahren die beiden rund neunzig Jahre alten Damen quer durch die USA, um ihre Landsleute davon zu überzeugen, dass es nie zu spät ist, die Notbremse zu ziehen. Mutig und humorvoll machen sie sich auf die Reise zu Obdachlosen und zur Wall Street.
12. August, ARD, 20.15 Uhr: "Du bist dran"
"Du bist dran" ist ein Drama über den ehelichen Rollentausch: Peters Lebensentwurf ist irgendwann gescheitert, er kümmert sich um Haushalt und Kinder, während Elisabeth als Entwicklungshelferin Karriere gemacht hat. Andersrum wäre das nicht der Rede wert, doch so birgt die Konstellation großes Reibungspotenzial: Peter scheint sich in seiner Rolle durchaus wohl zu fühlen, hat aber ein Problem damit, wie andere ihn sehen. Sein Weltbild gerät erst ins Wanken und stürzt schließlich ein, als er innerhalb kurzer Zeit drei Schläge verkraften muss. Lars Eidinger und Ursina Lardi spielen vorzüglich.
12.8. August, ARD, 22.45 Uhr: "Houston"
Der ungewöhnliche gestaltete Film erzählt von einer Reise in die Finsternis, aber Regisseur Bastian Günther hat für seine Geschichte ein verblüffendes Lichtkonzept gewählt: "Houston" ist in gleißend helles Licht getaucht. Hauptfigur ist ein deutscher Headhunter (Ulrich Tukur), der so diskret wie möglich Kontakt zum Chef eines globalen Energieunternehmens aufnehmen soll. Seine vergeblichen Versuche, zu dem Topmanager vorzudringen, nehmen mit jedem Scheitern immer verzweifeltere und skurrilere Züge an; der Gesuchte wird mehr und mehr zur Chimäre. Trost sucht der Deutsche im Alkohol, weshalb die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit alsbald verschwimmen.
12. August, ZDF, 22.45: "ZDFzoom: Aus Liebe zum Tier"
Mehrere Monate haben Reporter radikale Tierschützer bei ihren meist nächtlichen Feldzügen begleitet. Ziel der Aktionen waren Bauern, Wissenschaftler und Geschäftsleute, die mit Tieren ihr Geld verdienen. Auch wenn sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, sehen sich die Aktivisten im Recht, "Tiere zu befreien und Dinge zu zerstören, um viel schlimmeres Unrecht, Tiere töten, zu verhindern", wie es eine Aktivistin formuliert. Im Zentrum der Reportage steht die Frage, wie weit Tierschützer gehen dürfen.
12. August, EinsFestival 20.15: "Digitale Dissidenten"
Digitale Dissidenten sind die Krieger des digitalen Zeitalters: Republikanische Patrioten, radikale Anarchisten und Cyber-Hippies kämpfen Seite an Seite für Transparenz und Privatsphäre. Von vielen als Helden gefeiert, verurteilen Kritiker, Geheimdienste und Konzerne ihre Aktionen als Angriff auf unsere Sicherheit. Der Dokumentation porträtiert "Whistleblower" wie Edward Snowden und den WikiLeaks-Gründer Julia Assange.
13. August, 3sat, 20.15 Uhr: "Meine Familie bringt mich um!"
Der Titel dieses Films signalisiert eine Komödie, doch tatsächlich geht es um existenzielle Konflikte: Hauptfigur Helen, eine Frau in den Wechseljahren, wird nicht nur von ihren Hormonen heimgesucht, sie muss außerdem tagtäglich aussichtslose Kämpfe mit ihrer pubertierenden Tochter durchstehen. Zu allem Überfluss hat ihr Mann auch noch eine Affäre; glaubt sie jedenfalls. Das tragikomische Drama lebt vor allem von den ausgezeichneten Darstellern. Gerade die Wortgefechte zwischen August Zirner und Iris Berben treiben die Realistik immer wieder um genau die richtige Nuance auf die Spitze. Die Rollenverteilung entspricht konsequent dem Klischee: Dem Mann verhelfen die so genannten besten Jahre zu grauen Schläfen und Gelassenheit, der Frau zu Selbstzweifeln und Schweißausbrüchen. Das mag für die Betroffenen nicht komisch sein; aber es birgt eine Menge Potenzial für Selbstironie.