Die "Amigo"-Geschichten zum Beispiel, die das ZDF in den Samstagskrimi "Unter Verdacht" erzählt, können sich in dieser Weise nur in der bayerischen Landeshauptstadt zutragen. Schöpfer der Reihe, deren Auftaktfilm das ZDF heute wiederholt, ist Alexander Adolph, der dafür vor gut zehn Jahren mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden ist. Sein Einfluss ist auch bei "München Mord" (das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Eva Wehrum) unverkennbar. Der Auftaktfilm lebt von jenem speziellen, stets leicht grimmigen Humor, der auch die München-Krimis von Dominik Graf auszeichnet.
Besonderes Merkmal der Reihe ist allerdings das zentrale Trio. Die Karrieren der drei Ermittler, für die eigens eine als Abstellgleis gedachte neue Abteilung gegründet wird, ist in eine Sackgasse geraten: Der Chef, Ludwig Schaller (Alexander Held), war früher Leiter der Mordkommission, wird intern jedoch bloß noch "der Irre" genannt; und Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) ist überhaupt nur deshalb Beamtin, weil sie die Nichte des Polizeipräsidenten ist. Der dritte im Bunde, Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier), macht eigentlich einen ganz ordentlichen Eindruck. Bei ihm war es die Libido, die eine vielversprechende Laufbahn beendete. Damit die drei Gestrandeten was zu tun haben, sollen sie unerledigte und als wahlweise unlösbar oder ausermittelt geltende Fälle zum Abschluss bringen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Schon allein die Zusammenstellung des Ensembles ist ausgesprochen gelungen. Der sonst gern als jovialer Schurke besetzte Alexander Held ist ohnehin immer sehenswert, aber auch die Kombination Heerwagen/Mittermeier funktioniert prima. Während der mitunter auch mal brachial agierende Neuhauser für Mittermeier keine besonders ungewöhnliche Rolle ist, darf Bernadette Heerwagen eine Polizistin der etwas anderen Art spielen: Das Selbstbewusstsein der jungen Frau tendiert ebenso gegen Null wie ihr Gesangstalent, was sie nicht davon abhält, auf eine Karriere als Sängerin zu hoffen. Eine Komödie ist der Film trotzdem nicht (Regie: Urs Egger), selbst es immer wieder heitere Momente gibt, zumal das Trio gegen Ende gewaltsam dezimiert zu werden droht.