Auch "Minenspiel" mutiert mitunter zum Faltblatt, wie es einem samstagvormittags in der Fußgängerzone in die Hand gedrückt wird: Alle zwanzig Minuten explodiert irgendwo auf der Welt eine Mine, erfährt man; allein in Angola sind 12 Millionen Minen (und damit eine pro Einwohner) vergraben; eine Mine mit 200 Gramm Sprengstoff kostet drei Dollar, ihre Beseitigung bis zu tausend. Die Zahlen geben zwar den Stand des Produktionsjahres wider, aber im Prinzip wird sich seither nicht viel verändert haben. Deshalb stimmt auch dieser Satz noch: Das erste Opfer eines Krieges ist nicht die Wahrheit, sondern ein Kind. Das wird zwar so nicht gesagt, doch das ist auch gar nicht nötig; die diversen Bilder einbeiniger Kinder auf Krücken legen ihn beredt nahe.
Kein gewöhnlicher Sonntagskrimi
Dennoch ist "Minenspiel", der grimmig doppeldeutige Titel deutet es an, weit mehr als bloß ein plumpes Pamphlet; auch wenn Autor Karl-Heinz Käfer und Regisseur Torsten C. Fischer nie einen Hehl daraus machen, dass sie alles andere als einen gewöhnlichen Sonntagskrimi im Sinn hatten. Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der durch den Kölner Stadtwald joggt, auf eine Mine tritt und verblutet: ein spektakulärer Einstieg. Doch der Anschlag galt dem scheinbar Falschen: Der Tote ist Vorstandsmitglied einer Organisation "Land statt Minen"; sie beseitigt Bomben in Angola.
Erst nach und nach stellt sich heraus, dass der Tote wie auch sein Partner Schauff (Rudolf Kowalski) mehr als nur humanitäre Motive haben: Sie sind der Fuß, der die Tür nach Angola für deutsche Firmen ganz weit öffnet. Die Organisation entfernt die Minen, ihre Spender die Bodenschätze. Prompt fällt der Verdacht auf einen angolanischen Asylbewerber, der sich zudem als Bruder der angolanischen Witwe des Opfers entpuppt. Kurz drauf geht eine zweite Mine hoch, aber sie trifft nicht, wie geplant, Schauff, sondern seinen kleinen Sohn. Die Bomben stammen von einem Waffenexperten (Jürgen Tarrach), der noch eine dritte vermisst. Erst am Ende offenbart Käfer, dass die Spur in der Tat nach Afrika führt; aber nicht zu den angolanischen Rebellen.
Aggressiver Tonfall
Ungewohnt ruppig, sogar aggressiv ist diesmal der Tonfall zwischen Ballauf und Schenk. Vielleicht, weil beide nicht ganz frei von Befangenheit sind: Ballauf (Klaus J. Behrendt) verhält sich gegenüber der afrikanischen Witwe (Sheri Hagen) reichlich unhöflich, ist aber spürbar fasziniert. Und Schenk schließt Krankenschwester Hannah (Maria Simon) rasch in sein großes Herz, was ihm vermeintlich zum Verhängnis wird. Am Ende muss Ballauf hilflos aus dem Polizeihubschrauber zusehen, wie sein Freund und Kollege mit dem Auto geradewegs auf die dritte Mine zusteuert.
In der Schlussszene fährt das Duo mit einem Sack voller Schuhe zur Domplatte, denn dort entsteht eine riesige Schuhpyramide: Das Mahnmal steht für Hunderttausende Minenopfer, die keine Schuhe mehr brauchen.