Zwar sei es prinzipiell richtig, über erweiterte Öffnungszeiten der Kindertagesstätten nachzudenken, sagte der Sprecher der Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz, Albrecht Bähr, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung würden jedoch weniger die betroffenen Familien als vielmehr die Wirtschaft profitieren: "Es stellt sich die grundsätzliche Frage, ob Kinder sich wirtschaftlichen Abläufen unterordnen müssen."
Unternehmen, die Mitarbeiter im Schichtdienst beschäftigen, müssten selbst einen erheblichen finanziellen Beitrag zu einem solchen Ausbau der Betreuung leisten, forderte Bähr. Ausgeweitete Betriebszeiten würden aber in jedem Fall gemeinsame Unternehmungen und pädagogische Arbeit in den Kindergärten erschweren. Denn kein Kind könne durchgehend von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends in einer Betreuungseinrichtung bleiben.
"Kinder dürfen nicht das Gefühl haben, abgestellt zu werden"
Ähnliche Bedenken gibt es auch bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Kirche sei offen für eine moderate Ausweitung der Öffnungszeiten, sagte der Pressesprecher Volker Rahn. Eine 24-Stunden-Betreuung an sieben Tagen in der Woche werde es jedoch in kirchlichen Kindertagesstätten mit Sicherheit nicht geben. Solche Einrichtungen hätten allenfalls als Betriebskindergärten, etwa von Krankenhäusern, möglicherweise eine Berechtigung. "Kinder dürfen nicht das Gefühl haben, abgestellt zu werden", sagte Rahn.
Bundesfamilienministerin Schwesig will den Ausbau der Spätbetreuung in Kindergärten mit 100 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt fördern. Auch Eltern oder Alleinerziehende, die im Schichtdienst arbeiten, seien darauf angewiesen, dass ihre Kinder gut betreut werden, begründete sie ihre Pläne.