Zunächst sieht es recht lange so aus, als sei Roger (Charly Hübner) in einer Sackgasse angekommen. Er fristet sein Dasein gemeinsam mit anderen verkrachten Existenzen in einem Schweriner Plattenbau. Das Gebäude steht allerdings kurz vor dem Abriss; der Prolog endet mit der grimmigen Zeitraffereinstellung eines gefräßigen Baggers, der die Häuser ringsherum in Nullkommanix dem Erdboden gleichmacht. Und dann schickt das Schicksal einen Sonnenstrahl: Ellen (Christina Große) hat sich für den Start in ein neues Leben ausgerechnet diesen Wohnsilo ausgesucht. Roger ist hin und weg, aber seine trinkfreudige Mutter (Renate Krößner) sorgt dafür, dass ihrem Sohn die Flausen gründlich vergehen. Natürlich lässt sich die Liebe nicht beirren, auch wenn sie einen Umweg in Kauf nehmen muss.
Dramaturgisch erzählt Wolfgang Stauch (zuletzt "Der Andi ist wieder da") mit seinem Drehbuch eine ganz normale Liebesgeschichte, die dem üblichen Schema gehorcht: Zwei Menschen sind füreinander bestimmt, aber es dauert eine Weile, bis auch beide dies erkennen; und auf dem Weg zum Happy End türmt sich ein unüberwindbar scheinendes Hindernis auf. Aber schon diese Hürde ist ausgesprochen originell: Ellen hat die Geschäftsführung einer Kneipe übernommen, bessert ihr Gehalt aber mit Flirt-SMS auf. Als sich der einsame Roger meldet, entdecken die beiden ihre Seelenverwandtschaft und beginnen einen regen Nachrichtenaustausch, natürlich ohne zu ahnen, mit wem sie kommunizieren. 500 sündhaft teure Botschaften später fällt der Hausmeister angesichts der Rechnung aus allen Wolken. Als sich dann noch rausstellt, dass seine Brieffreundin Ellen war, fühlt er sich gleich doppelt hintergangen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Mit ähnlich viel Liebe sind auch unter anderem von Steffi Kühnert, Hermann Beyer und Barbara Philipp gespielten Nebenfiguren entworfen. Ganz famos ist die Leistung der jungen Emilie Neumeister (in ihrer zweiten Rolle nach "Der Kotzbrocken") als Ellens fast 15jähriger Tochter, die maßgeblichen Anteil daran hat, dass am Ende tatsächlich alles gut wird.