TV-Tipp: "Tatort: Wer Wind sät, erntet Sturm" (ARD)

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TV-Tipp: "Tatort: Wer Wind sät, erntet Sturm" (ARD)
"Tatort: Wer Wind sät, erntet Sturm" am 14. Juni um 20.15 Uhr in der ARD
Es ist immer eine Gratwanderung, wenn ein Krimi mehr als bloß spannende Unterhaltung vermitteln will. In den "Tatort"-Drehbüchern, die der als investigativer Journalist vielfach ausgezeichnete Autor Wilfried Huismann bislang mit wechselnden Partnern für Radio Bremen geschrieben hat, ging es meist um mehr als bloß die übliche Suche nach einem Mörder.

Stand wie in dem hartgesottenen Gangster-Film "Brüder" der Krimi im Vordergrund, war das Ergebnis herausragend; ging es wie in "Schlafende Hunde" in erster Linie um ein Thema von gesellschaftspolitischer Relevanz, gab es vor allem viel Erklärungsbedarf. Das gilt auch für "Wer Wind sät, erntet Sturm".

Hier ist der Grat gleich in doppelter Hinsicht schmal, denn der Motor der Handlung ist in diesem Fall ein Rotor: Der Umweltschützer Henrik Paulsen stellt sich gegen den Strom und kämpft buchstäblich gegen Windmühlen, weil sich die Windparks in der Nordsee als Todesfallen für Zugvögel erwiesen haben. Nun ist der Mann jedoch verschwunden; seine Spur verliert sich auf einem der mächtigen Windkrafträder. Kurz zuvor ist ein Mitstreiter erschossen worden. Hauptverdächtiger ist selbstredend der Betreiber des Parks, Overbeck.

Neben der Tatsache, dass sich eine vermeintlich saubere Energiegewinnung als Umweltfrevel herausstellt, liegt der Reiz der Geschichte vor allem in der Konfrontation der beiden Gegenspieler. Sie zieht sich durch den gesamten Film, selbst wenn Paulsen im Grunde bloß in Form seiner Videoblogs vorkommt: Er und Overbeck standen früher als Öko-Aktivisten auf der selben Seite. Auch die Besetzung dieser beiden Figuren ist interessant, zumal der unerschrockene Don Quichote für Helmut Zierl eine ausgesprochen ungewöhnliche Rolle ist. Thomas Heinze wiederum passt perfekt zu dem charismatischen Overbeck, dem das Wasser bis zum Hals steht, weil ihm seine Bank angesichts der negativen Schlagzeilen keinen Kredit mehr gewährt. Dritte im Bunde ist Paulsens Ex-Frau: Katrin Lorenz (Annika Blendl) ist die attraktive Leiterin einer Umweltorganisation, deren Unbedenklichkeitsbescheinigung sich Overbeck einen großzügigen Scheck kosten lassen würde; ein Vorgang, für den es ebenso Vorbilder gibt wie für die Figuren des Films.

Tatort ist dank einer sorgfältigen Bildgestaltung sehenswert

Die Grundidee des Drehbuchs, das Huismann gemeinsam mit Dirk Morgenstern und Boris Dennulat geschrieben hat, ist also durchaus faszinierend, zumal die Beteiligten die unterschiedlichen Wege repräsentieren, die viele Mitglieder der Umweltbewegung seit den Achtzigern eingeschlagen haben; nun hätte es nur noch gelingen müssen, die Ökoebene elegant mit der Krimiebene zu verknüpfen. Das allerdings klappt nicht immer, was nicht allein der Komplexität des Themas geschuldet ist. Wie so oft in solchen Fällen werden die Ermittler (Sabine Postel, Oliver Mommsen) in Form von Kurzreferaten über die Hintergründe informiert, was dem Fluss der Handlung naturgemäß nicht gut tut. Außerdem sind die Figuren allzu schematisch geraten und entwickeln jenseits ihrer dramaturgischen Rolle kaum Tiefe.

Wenn sie dann doch mal aus dieser Rolle fallen, ist das prompt unglaubwürdig. Dass beispielsweise die Begegnungen von Overbeck und einem jugendlich impulsiven Umweltschützer (Lucas Prisor) regelmäßig in Handgreiflichkeiten enden, wirkt ebenso übertrieben wie der Amoklauf des jungen Mannes am Ende. Immerhin ist die Figur des eigentlichen Schurken ungleich diffiziler ausgefallen: Rafael Stachowiak versieht den Manager eines global operieren Hedgefonds-Unternehmens, der Overbeck in den Ruin treiben und sämtliche Windparks in der Nordsee übernehmen will, mit einer spielerisch Abgründigkeit, die ungleich wirkungsvoller ist als das Gepolter der beiden anderen Männer.

Sehenswert ist "Wer Wind sät, erntet Sturm" dennoch, weil Florian Baxmeyer, schon seit Jahren Regiestammkraft beim "Tatort" aus Bremen, dem Film dank einer sorgfältigen Bildgestaltung (Peter Joachim Krause) und einer stilistisch abwechslungsreichen Musik (Stefan Hansen) eine ganz spezielle Atmosphäre gegeben hat. Dass die wenigen Spannungsszenen fast wie Fremdkörper wirken, zeigt allerdings, woran es dem Film hauptsächlich mangelt.