Diese Einschätzung teilte der Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland, Hartmut Steeb, am Montag mit. In diesem Jahr hatten der Kirchentag, der am Sonntag zu Ende ging, und die "Christusbewegung Lebendige Gemeinde" zum ersten Mal kooperiert: Am vergangenen Donnerstag hatte der konservativ ausgerichtete "Christustag" parallel zum Kirchentag in Stuttgart stattgefunden.
Dies hatte auch Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär als eine historische Zäsur bezeichnet, und gesagt, es gebe zwar weiterhin inhaltliche Unterschiede, aber keine Abgrenzung mehr. Insgesamt habe der Kirchentag noch "ein großes Lernprogramm vor sich", sagte Steeb. Die evangelikale Gemeinschaft stehe bereit, daran mitzuarbeiten.
"Deutschsprachiges Kreuzverhör"
Es sei auch "ein Anfang" gewesen, dass bei einer Kirchentagsveranstaltung ein Vertreter der messianischen Juden sprechen durfte, schreibt Steeb in seiner Kirchentags-Bilanz. Er kritisiert aber, dass es sich dabei um den Theologen Richard Harvey aus London und nicht um einen deutschsprachigen messianischen Juden handelte. So sei der "fremdsprachige Gast einem deutschsprachigen Kreuzverhör" ausgesetzt worden. In der Kirchentags-Veranstaltung am Freitag hatte Harvey ein Impulsreferat gehalten und mit dem jüdischen Erziehungswissenschaftler und ehemaligen Leiter des Fritz-Bauer-Instituts, Micha Brumlik, sowie dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister diskutiert. Allianz-Geschäftsführer Steeb bemängelt, dass zu dem Gespräch kein "evangelikaler Nichtjude" eingeladen worden war, um die messianischen Juden zu verteidigen, die daran glauben, dass Jesus der Messias ist.
Die Deutsche Evangelische Allianz vereint Christen mit einem pietistisch, freikirchlich oder charismatisch geprägten und eher konservativen Glaubensverständnis. Das evangelikale Netzwerk vertritt nach eigenen Angaben rund 1,3 Millionen Christen in Deutschland.