Die Wahl des neuen sächsischen Landesbischofs ging am Wochenende in Dresden wie ein Krimi über die Bühne. Sechs Mal wurde gewählt, gebangt, gewartet, standen die Fotografen für ein erstes Bischofs-Bild bereit. Am Ende entschied der Markneukirchner Pfarrer Carsten Rentzing die Wahl für sich. Er erhielt von den Synodalen zuletzt 40 von 78 gültigen Stimmen. Er gilt als konservativer Theologe, auch im Alltag - er habe kein Handy, heißt es.
Kurz nach der Wahl am Sonntag betonte Rentzing, dass er Bischof der gesamten Landeskirche sein werde und "für jeden ein offenes Ohr und ein offenes Herz" haben wolle. Zugleich bat er die Synode in einer ersten Ansprache um "vorauseilendes Vertrauen".
In der kontroversen Debatte um die Öffnung der Pfarrhäuser für gleichgeschlechtliche Paare hatte er sich vor Jahresfrist klar gegen eine Öffnung in Sachsen ausgesprochen, weil es seiner Meinung nach der Bibel widerspricht. Bis heute wird die Frage innerhalb der Kirche kontrovers diskutiert. Er wolle als Bischof weiter theologisch streiten - in der Erwartung der "gemeinsamen tieferen Erkenntnis", hatte Rentzing angekündigt.
Von Ende August an wird er nun neuer Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens sein. Am 29. August soll er in Dresden in das Amt eingeführt werden. Er folgt auf Jochen Bohl, der mit 65 Jahren in den Ruhestand geht. Erstmals ist ein Bischof der sächsischen Landeskirche auf Zeit gewählt. Eine Amtszeit beträgt künftig höchstens zwölf Jahre.
Ein "Rufer, Mahner und Ermutiger" wolle er sein, sagt Rentzing. Und er werde die Öffentlichkeit suchen. "Wir wollen die Öffentlichkeit mit unserer Botschaft erreichen", so Rentzing. Als "fröhlicher Lutheraner" wolle er ein "Signal der Ermutigung" geben. Allerdings sehe er die Kirche auch vor großen Herausforderungen in den nächsten Jahren, vor allem vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Da müsse dann auch gefragt werden: "Welche Kapazitäten haben wir? Was können wir nicht mehr abdecken?"
Rentzing ist nach dem gebürtigen Westfalen Jochen Bohl der zweite Landesbischof, der nicht in Sachsen geboren wurde. Der gebürtige Berliner kam 1999 nach dem Theologiestudium nach Sachsen, erst ins Erzgebirge nach Annaberg-Buchholz, dann seit 2010 in den vogtländischen Musikwinkel Markneukirchen. Seit 2009 ist Rentzing Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Tradition und Moderne möchte er miteinander verbinden, sagt er. Er wolle "Dinge, die wir von den Vorfahren ererbt haben, nicht so ohne weiteres über Bord werfen". Synoden-Vertreter der liberalen Gemeinden zeigten sich am Sonntag enttäuscht vom Wahlausgang.
Ein "gemeindebezogener Bischof" wolle er sein, sagt Rentzing. In der Tat wird er von seinem Gemeinden im Vogtland geschätzt. Und auch im Rathaus der vogtländischen Kleinstadt Markneukirchen gibt es viel lobende Worte über den engagierten Pfarrer und Vater von vier Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren. Dort heißt es jetzt Abschied nehmen.
EKD-Ratsvorsitzender gratuliert neuem sächsischen Bischof
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte den künftigen sächsischen Landesbischof als Vertreter der Ortsgemeinden. Rentzing setze sich zudem dezidiert für die Stärkung der Gemeinden ein. Kirchenleitende Verantwortung sei ihm aber nicht nur aus der Praxis in der Gemeinde bekannt, sondern vor allem auch durch die Mitarbeit in der EKD-Synode.
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich, sagte zu Rentzings Wahl, mit dem 47-jährigen Theologen habe die sächsische Landessynode einen Bischof gewählt, der über die Fähigkeit verfüge, "die Frohe Botschaft fröhlich, substanziell und zugleich verständlich zu verkünden".