Interessanteste Figur ist zunächst jedoch eine junge Frau (Julia Brendler), die die Arbeit von Verena Berthold, Otto Garber (Maja Maranow, Florian Martens) und den anderen Mitgliedern des "Starken Teams" im Auftrag der polizeilichen Presseabteilung filmisch dokumentieren soll. Was die Ermittler nicht ahnen: Sie ist ein Maulwurf und soll dafür sorgen, dass verräterische Indizien verschwinden.
Natürlich spekuliert Vielfilmer Näter (Buch und Regie) darauf, dass die Frau mit der Kamera die Neugier weckt: Was hat sie mit dem Mord zu tun, wer ist ihr Auftraggeber? Immerhin erledigt sie ihren Job ausgezeichnet: Es gelingt es ihr nicht nur, die Festplatte des Mordopfers zu löschen; dank einer Affäre mit Kolberg (Kai Lentrodt) ist sie auch dabei, als der Kommissar in einem Schließfach einen Stapel Notizbücher mit brisanten Aufzeichnungen findet. Keller hat sämtliche Fehltritte seiner vermeintlichen Freunde (Wanja Mues, Thure Lindhardt) fein säuberlich notiert. Während die anderen auch dank seiner Hilfe Karriere gemacht haben, ist er stets ein kleines Licht geblieben. Die großzügige finanzielle Unterstützung, die sie ihm seit Jahren gewährt haben, war in Wirklichkeit Schweigegeld; aber die Erpressung hört auch mit dem Tod des Mannes nicht auf.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Eine ganz gewöhnliche Krimigeschichte also, die mit zunehmender Dauer interessanter wird, obwohl Näters Inszenierung völlig unaufgeregt ist; selbst wenn Kameramann Achim Hasse einige Male für ein interessantes Licht gesorgt hat. Die Spannung verdankt "Beste Freunde" vor allem der hörenswerten Musik von Axel Donner, die stellenweise fast zu gut für den Film ist: weil sie die Bilder oft mit mehr Bedeutung auflädt, als der Inhalt rechtfertigt. Außerdem erfolgt die Informationsvermittlung fast ausschließlich über die Dialoge, weshalb ein Bankier (Miguel Herz-Kestranek) seinen Sohn (Mues) darüber informieren muss, welchen Job er in der Bank ausübt. Da Herz-Kestranek beim Besuch der Polizei verdächtig um die Ecke lugt, ahnt man zudem, dass der populäre Gastdarsteller später noch eine größere Rolle spielen wird.
Auch das obligate Zwischenspiel mit Sputnik (Jaecki Schwarz) wirkt zunächst wie ein Fremdkörper. Der Ex-Kollege hat eine Alibi-Agentur gegründet, und es dauert fast bis zum Schluss, ehe den Ermittlern dämmert, dass Sputniks Geschäftsidee der Schlüssel zur Lösung des Falls ist: weil ein Alibi von Fremden natürlich ungleich glaubwürdiger ist als das von Freunden oder Verwandten.