Der erste Film hieß "Überleben an der Wickelfront", also musste der Titel der Fortsetzung "Überleben an der Scheidungsfront" lauten. Von Scheidung ist zwar in der Tat die Rede, aber eingeleitet wird sie zum Glück nicht. Die kurzweilige Komödie basiert auf dem Roman "Mann darf sich doch mal irren!" von Dieter Bednarz und hätte als Verfilmung auch "Mann tut, was man kann" heißen können.
Die im Sommer 2012 ausgestrahlte erste Geschichte bezog ihr komödiantisches Moment aus der Zerrissenheit der Hauptfigur: Magazin-Journalist Dieter Lindemann (Uwe Ochsenknecht) hatte Gattin Esther (Valerie Niehaus) versprochen, sich ausschließlich um die neu geborenen gemeinsamen Zwillinge zu kümmern, damit die Gattin ihre Kanzlei als Scheidungsanwältin nicht schließen muss, wollte aber trotzdem nebenher weiter an seiner Karriere basteln; das konnte nicht gut gehen. Mittlerweile sind die beiden Jungs ein paar Jahre älter und haben eine kleine Schwester. Dieter und Esther teilen sich Haushalt und Erziehung, und alles wäre wunderbar, gäbe es da nicht den attraktiven dänischen Juristen Lars (Claes Bang). Er vertritt in einem Prozess die Gegenseite, und weil er im Gegensatz zum Kindskopf Dieter ein durch und durch erwachsener Mann ist, fühlt sich Esther zu ihm hingezogen. Es kommt zum Streit, Dieter nimmt sich ein Hotelzimmer, und schließlich fasst Esther den Entschluss, zu Lars nach Kopenhagen zu ziehen.
Das ist selbstredend ein Dramastoff, und tatsächlich sind die Zwischentöne deutlich ernster als im ersten Film (das Drehbuch des neuen Films stammt von Jens Urban, Regie führt erneut Titus Selge). Gäbe es nicht immer wieder die herrlichen Slapstick-Einlagen mit Uwe Ochsenknecht, wäre "Überleben an der Scheidungsfront" kaum noch komödiantisch.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Höhepunkt in dieser Hinsicht ist der handgreifliche Auftritt der beiden Männer beim Kindergeburtstag, als sie versuchen, sich gegenseitig als Clown zu übertrumpfen, was erst zu Handgreiflichkeiten und schließlich zu einer stummfilmreifen Tortenschlacht führt.
Auch diesmal gibt es wieder einen beruflichen Nebenstrang, und erneut steht Dieter im Wettbewerb mit einer weiblichen Konkurrentin. In Teil eins war das noch Kollegin Saskia (Marie-Lou Sellem), die mittlerweile seine Chefin ist. Dafür versucht nun Praktikantin Lisa, ihm eine Story über brisantes russisches Geheimdienstmaterial wegzuschnappen. Cornelia Gröschel, Titeldarstellerin des ZDF-Weihnachtsmärchen "Die Schöne und das Biest" (2012), ist eine ausgesprochen attraktive Ergänzung des Ensembles. Unangefochtener Star des Films aber ist Ochsenknecht, der sich erneut als einer der größten deutschen Komödianten beweisen darf.