Mit der Bibel im Handgepäck auf Reisen

Pilgern im Heiligen Land
Foto: Universal Images Group/Getty Images
Orientierung: Mit der Bibel als Reisebuch unterwegs im Heiligen Land.
Mit der Bibel im Handgepäck auf Reisen
Einmal nach Israel zu reisen ist für viele Christen ein Herzenswunsch. Oder doch lieber eine Tour auf den Spuren des Apostels Paulus oder des Reformators Martin Luther? Wer eine Reise mit kirchlichem Hintergrund buchen möchte, kann unter etlichen Reiseveranstaltern auswählen. Der Deutsche ReiseVerband (DRV) listet allein rund 150 Mitgliedsunternehmen auf, die Angebote für Religions- oder Pilgerreisen mit in ihrem Programm haben. evangelisch.de stellt fünf christliche Reiseveranstalter aus Deutschland vor, die auf Gruppenreisen mit kirchlichem Hintergrund spezialisiert sind. Sie eint ein soziales Engagement, das oft weltweit zum Einsatz kommt.

Fest in der Branche etabliert sind die Biblischen Reisen aus Stuttgart, rund 15.000 Menschen verreisen pro Jahr mit dem Unternehmen. Im Angebot sind Studienreisen mit religiösem Hintergrund  für Einzelne und für Gruppen. Dabei soll laut Geschäftsführer Georg Röwekamp ein Mittelweg zwischen einer traditionellen Pilgerreise und einer säkularen Studienreise beschritten werden. Denn obwohl die Biblischen Reisen 1962 als Teil des Katholischen Bibelwerkes entstanden sind, sind sie seit 1971 ökumenisch ausgerichtet. Seit rund fünf Jahren gibt es neben den Reisen ins Ausland, die zumeist nach Israel und Palästina führen, auch einen sogenannten "Incoming-Bereich". Betreut werden dabei kirchlich interessierte Gruppen, die für eine Reise nach Deutschland kommen. Zahlreiche Anmeldungen aus den USA liegen bereits für das Reformationsjubiläum 2017 vor. Das soziale Engagement des Reiseveranstalters konzentriert sich auf die Unterstützung von koptischen Ordensschwestern in Kairo, die sich der Verbesserung der Lebenssituation von Müllsammlern widmen.

Das Bayerische Pilgerbüro aus München ist seit 1954 als gemeinnütziger Verein organisiert und gilt als Platzhirsch in der Branche,  auch wenn genaue Zahlen nicht veröffentlicht werden. Die Geschichte des Reiseveranstalters begann 1925, als der spätere Münchner Weihbischof Johannes Neuhäusler (1888-1973), das "Bayerische Pilgerkomitee" gründete, um Pilger auf dem Weg nach Rom zu unterstützen. Noch heute leistet der Verein finanzielle Hilfe für bedürftige und kranke Menschen, die an einer Pilgerreise teilnehmen wollen. Unterstützt werden aber auch soziale Projekte in den bereisten Ländern. Schwerpunkte des Bayerischen Pilgerbüros sind Individual- oder Gruppen-Wallfahrten nach Rom, Lourdes, Fátima, Santiago de Compostela und dem Heiligen Land. Bei Wanderreisen entlang des Jakobsweges ist der Verein eigenen Angaben zufolge Marktführer im deutschsprachigen Raum. Ziel des Bayerischen Pilgerbüros ist, den Menschen auf den Reisen spirituelle Begegnungen mit Gott zu ermöglichen und katholisches Leben rund um den Globus zu vermitteln.

Gruppen- und Studienreisen für evangelische und katholische Kirchengemeinden bieten auch die ECC-Studienreisen aus Frankfurt am Main an; das Kürzel ECC leitet sich dabei vom lateinischen Wort für Kirche ("ecclesia") ab. Gemeinsam mit Partneragenturen vor Ort organisiert das Unternehmen Reisen in die ganze Welt, Begegnungen und Gespräche mit den Angehörigen verschiedener Konfessionen sind dabei den meisten Gruppen ein besonderes Anliegen. Die ECC-Studienreisen haben etliche ferne Länder mit im Programm, zumeist reisen die rund 5.000 Teilnehmer pro Jahr allerdings innerhalb Europas oder in den Mittelmeerraum. Das Unternehmen unterstützt Einrichtungen in den Ländern, in denen die Gruppen unterwegs sind. Zum Beispiel werden derzeit die Deutsche Evangelische Schule in Addis Abeba (Äthiopien) sowie ein Diakonissen-Kinderprojekt in Tansania gefördert.

Auf den Spuren Martin Luthers oder der Cranach-Familie

Ein recht junges Unternehmen ist die ReiseMission aus Leipzig, welche 1999 vom Geschäftsführer Günter Grünewald gegründet wurde. Die Gruppenreisen sind ökumenisch, bildungsorientiert und offen für alle, die sich für Religion sowie Geistes- und Kulturgeschichte interessieren. Rund 5.800 Reisende zählte das Unternehmen im vergangenen Jahr, pro Teilnehmer wurde ein Euro gespendet. 2014 flossen so (aufgerundet) je 3.000 Euro an Misereor und das in Leipzig ansässige Gustav-Adolf-Werk für Projekte in Syrien und Kolumbien. Spitzenreiter sind auch bei der ReiseMission die Touren nach Israel und Palästina, mit steigender Tendenz werden aber auch Reisen zu den Wirkungsstätten Martin Luthers oder der Cranach-Familie gebucht. Im Mittelpunkt der Reisen stehen auch hier Begegnungen mit unterschiedlichen Gruppen und Personen in dem jeweiligen Land. Treffen mit Partnerkirchen oder Vertretern aus kulturellen oder gesellschaftlichen Bereichen sind wesentlicher Bestandteil der Touren. Insgesamt können heute Reisen in rund 70 Länder gebucht werden.

Im Vergleich sehr klein ist der christliche Reiseveranstalter evangtours aus dem ostsächsischen Pulsnitz, nur einige Hundert Menschen fahren mit dem Unternehmen jedes Jahr auf Reisen nach Israel, Jordanien, Italien, Ägypten und in andere biblische Länder. Das Unternehmen unterstützt zudem Missionare bei der Suche nach einer günstigen Reisemöglichkeit in ihr Zielland, finanziell gefördert wird auch die christliche Kinder- und Jugendarbeit vor Ort. In der heutigen Form gibt es die evangtours seit 2000, doch den Gründer Maik Förster zog es schon direkt nach der Wiedervereinigung an den Jordan. Mehr als 50 Mal besuchte er seitdem Israel und half außerdem, in Ostsachsen ein eigenes kleines "Heiliges Land" aufzubauen: Seit zehn Jahren gibt es in Pulsnitz-Oberlichtenau einen Bibelgarten mit nachgebauten Elementen aus der biblischen Zeit. Rund 5.000 Menschen machen sich laut Förster jedes Jahr auf eine "kleine Israelreise" nach Oberlichtenau.