In ihrem Film "Woche für Woche" (2009) haben Autorin Silke Zertz und Regisseur Martin Gies die Geschichte eines Jungen erzählt, der zwei "Zuhauses" hat: Seine Eltern haben sich getrennt, er verbringt eine Woche hier, die andere da, und schlägt deshalb nirgends richtig Wurzeln. Ging es damals vor allem um die Bedürfnisse des Kindes, so steht nun bei ganz ähnlicher Konstellation ein Vater (Jan Josef Liefers) im Mittelpunkt. Hans ist der "Mann auf dem Baum", er erzählt seine Geschichte: wie er zwischen Tür und Angel erfahren hat, dass Ex-Freundin Linda (Suzan Anbeh) mit dem gemeinsamen Sohn Moritz (Jannis Michel) und ihrem neuen Lebensgefährten nach Dänemark umsiedeln will; und wie er drei Männer kennen gelernt hat, die zu ausgefallenen Methoden greifen, um Linda an der Auswanderung zu hindern.
Wie schon "Woche für Woche" und auch ihren ersten gemeinsamen Film, "Reife Leistung" (2007), verpacken Zertz und Gies als Komödie, was im Grunde mindestens traurig, wenn nicht gar tragisch ist. Entsprechend hat Gies seine Darsteller geführt: Liefers und Co. verkörpern die Figuren mit angemessenem Ernst. Trotzdem gibt es immer wieder heitere Momente, weil Hans und seinen Freunden in ihrer komischen Verzweiflung jedes Mittel recht ist. Schon die Zusammenführung des illustren Quartetts ist originell: Student Martin (Philipp Danne) überfährt Hans mit seinem Skateboard. Im Krankenhaus belegen sie ein Zimmer mit dem Manager Morgenstern (Bernhard Schütz) und dem eher maulfaulen Arbeitslosen Leo (Sven Pippig). Da sie auf unterschiedliche Weise alle unter einer Frau leiden, gründen sie eine "Männerbewegung" und überlegen gemeinsam, wie sie Hans helfen können. Plan A scheitert auf der ganzen Linie und führt bloß dazu, dass der Manager seinen Job verliert. Auch Plan B – Martin soll Linda den Kopf verdrehen – führt nicht zum gewünschten Erfolg. Bleibt nur noch Plan C, eine von vornherein zum Scheitern verurteilte Verzweiflungstat. Deshalb bezieht Hans öffentlich Position, und das durchaus buchstäblich: Um auf seine Lage aufmerksam zu machen, nistet er sich mitten in der Stadt (gedreht wurde in Aachen) auf einem Podest ein.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).