Der mit fast allen wichtigen Fernsehpreisen ausgezeichnete Max Färberböck gehört zu den namhaftesten deutschen Regisseuren, obwohl er in den letzten 25 Jahren gerade mal ein gutes Dutzend Filme gedreht hat; darunter aber immerhin den Auftakt des ZDF-Dauerbrenners "Bella Block" (1994) und das Kinodrama "Aimée & Jaguar". Für den Bayerischen Rundfunk hat Färberböck zuletzt die wunderbaren Niederbayernkrimis "Sau Nummer vier" und "Paradies 505" gemacht, die viel zu gut waren, um bloß im dritten Programm gezeigt zu werden. Kein Wunder, dass er nach Ansicht des BR der richtige war, um das neue "Tatort"-Team aus Franken einzuführen. Im Unterschied zu den anderen Geschichten aus der Provinz, beide dank schräger Figuren, bizarrer Ereignisse und verblüffender Handlungswendungen auch sehr komisch, ist "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" ein klassischer Krimi.
Allerdings hebt sich das Duo aus Nürnberg wohltuend von sonstigen Ermittlergespannen ab: Paula Ringelhahn und Felix Voss sind erfrischend normal. Einziges ungewöhnliches Merkmal ist die Schießhemmung der Kommissarin. Schon die Einführung ist angenehm unspektakulär: Voss ist der Neue, der sich brav vorstellt; von Profilneurose keine Spur. Das gilt auch für die Darsteller. Die schauspielerischen Qualitäten gerade von Dagmar Manzel stehen außer Frage, und Fabian Hinrichs, in Reihenkrimis gern als stilles Wasser besetzt, ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt; beide haben viel Bühnenerfahrung, sind jedoch keine Fernsehstars. Für personelle Irritationen sorgt allein der Polizeipräsident (Stefan Merkl), der seine Gespräche vorwiegend schreiend führt, weil sich Ringelhahn und Voss doch immer wieder auf sympathische Weise anarchisch verhalten.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Wie die Figuren, so mutet auch die Inszenierung auf den ersten Blick unauffällig an. Die Bildgestaltung ist allerdings von großer Sorgfalt; immer wieder sorgt Kameramann Felix Cramer für kunst- und stimmungsvolle Aufnahmen. Und an das Fränkische, ein gerade im Fernsehen seltener Dialekt, gewöhnt man sich auch recht bald.