TV-Tipp des Tages: "Der Kommissar und das Meer: Wilde Nächte" (ZDF)

TV-Tipp des Tages: "Der Kommissar und das Meer: Wilde Nächte" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Der Kommissar und das Meer: Wilde Nächte", 21. März, 20.15 Uhr im ZDF
Elsa Noréns Leben (Ida Engvoll) ist aus der Bahn geraten. Ihr Vater wurde ermordet, in dem ihm eine volle Wodkaflasche in den Rachen gedrückt wurde. Robert Anders (Walter Sittler) kann Elsa gerade noch davon abhalten, sich von einer Klippe in die Tiefe zu stürzen und gerät mitten hinein in ein Familiendrama.

Seit zwanzig Jahren tun sich Regisseur Miguel Alexandre und Autor Harald Göckeritz in regelmäßigen Abständen zusammen, um große Filme zu machen. „Nana“ war 1995 für beide einer der ersten großen Erfolge, „Grüße aus Kaschmir“ bescherte ihnen 2005 einen Grimme-Preis, und 2011 haben sie mit dem Udo-Jürgens-Drama  „Der Mann mit dem Fagott“ für einen bemerkenswerten Zweiteiler gesorgt. Ein Reihenkrimi stellt natürlich eine ganz andere Herausforderung dar, schließlich ist hier weniger der persönliche Stempel gefragt. Der Grund, warum „Wilde Nächte“ dennoch herausragt, hat einen Namen: Die Schwedin Ida Engvoll ist ein Ereignis. Sie spielt gemeinsam mit ihrem nicht minder sehenswerten Landsmann Magnus Krepper die Episodenhauptrolle des Films. Die Leistungen der beiden Schweden lassen gemeinsam mit der guten Synchronisation vergessen, dass „Der Kommissar und das Meer“ zumindest vor der Kamera mittlerweile eine überwiegend skandinavische Sache ist, denn außer Titeldarsteller Walter Sittler und Andy Gätjen als Mitarbeiter des Kommissars wirken keinerlei deutsche Schauspieler mehr mit.

Sie haben den Vater schon vor Jahren verlassen

Engvall, obschon knapp dreißig, spielt sehr überzeugend eine junge Frau, die zumindest ihrem Verhalten nach eher wie ein Teenager wirkt. Allerdings hat Elsa Norén nach dem Fund ihres ermordeten Vaters auch allen Grund dazu, aus der Bahn geraten zu sein; Robert Anders (Sittler) kann sie gerade noch davon abhalten, sich an einer Klippe in die Tiefe zu stürzen. Die Leiche ist übersät mit Schuhabdrücken, doch gestorben ist der Mann, weil mit Gewalt eine volle Wodkaflasche in den Rachen gedrückt wurde; er ist ertrunken. Die Nachforschungen des deutschen Ermittlers auf Gotland führen Anders mitten hinein in ein Familiendrama. Elsa und ihre Mutter haben den Vater schon vor Jahren verlassen; seit einiger Zeit ist die junge Frau auf den doppelt so alten Mikael Berglund (Krepper) fixiert. Er hat ihr versprochen, gemeinsam mit ihr nach Amerika auszuwandern, hat jedoch Familie; außerdem ist er Makler und womöglich nur auf den Bauernhof des alten Norén scharf, den Elsa nun erben wird. Dass Berglund überdies sexsüchtig ist, tut zwar im Grunde nichts zur Sache, beschert der ansonsten eher zugeknöpften Reihe allerdings einige erotische Momente. Auch der brave Anders verlässt ausnahmsweise den Pfad der Tugend, verschafft sich unerlaubten Zutritt zum Liebesnest des Liebespaares und wird sogar gewalttätig.

Engvoll zieht jede ihrer Szenen fast mühelos an sich

Das sind aber auch die einzigen auffälligen Ausreißer, ansonsten fügt sich „Wilde Nächte“ gerade auch visuell gut in die Reihe ein, die sich unter anderem durch eine sorgfältige Bildgestaltung auszeichnet. Alexandre, der in seinen Filmen seit einem „Tatort“ aus Leipzig („Die Wahrheit stirbt zuerst“, 2013) auch die Kamera führt, taucht das schöne Gotland in ein kühles Licht. Die Bilder sind auf unaufdringliche Weise stets im Fluss, was dem Film eine ruhige Dynamik verleiht. Ihre inhaltliche Tiefe verdanken die Aufnahmen der ausgezeichneten Musik von Wolfram de Marco, so dass sich Optik und Akustik perfekt ergänzen. Gerade zu Beginn, als die Geschichte noch gar nicht richtig angefangen hat, wird auf diese Weise viel Atmosphäre vermittelt: Für sich genommen sind die Bilder völlig harmlos; erst de Marco sorgt dafür, dass eine hintergründige Spannung entsteht. Und dann ist da ja noch Ida Engvoll mit ihren eisblauen Augen unter den dunklen Brauen. Die Schwedin zieht jede ihrer Szenen fast mühelos an sich und ist die ideale Besetzung für einen Krimi: weil man dieser Frau nach einem tiefen Blick in ihre Augen alles zutraut.