Im Grunde ist es eine ganz gewöhnliche Geschichte, aber gerade das macht dieses Familiendrama zu einem besonderen Film. Zunächst erzählt "Der Andi ist wieder da" von der Heimkehr eines Gescheiterten: Vor zwanzig Jahren hat Andi (Nicholas Reinke) die badische Provinz hinter sich gelassen, um in Berlin sein Glück zu suchen. Nun, mit fast vierzig, steht er vor den Überresten einer Karriere, die nie über den Status großer Hoffnungen hinausgekommen ist. Der Architekt hat zwar einen Wettbewerb gewonnen, doch sein Entwurf kann aus Kostengründen nicht realisiert werden; jetzt hat er keine Arbeit mehr, keine Wohnung und keine Perspektiven.
Das Elternhaus
Also besinnt er sich des einzigen Ortes auf der Welt, an dem man auch dann willkommen ist, wenn die großen Träume zerplatzt sind: im Elternhaus. Doch allein Mutter Hilde (Taja Seibt) freut sich, als Andi unangekündigt zum Geburtstag seines Vaters (Tilo Prückner) auftaucht. Zwar ist auch sein jüngerer Bruder (Emanuel Fellmer) ganz aus dem Häuschen, aber Ecki ist seit einem Badeunfall in der Kindheit geistig behindert. Michi (Michael Kranz), der dritte der Brüder, reagiert dagegen mit offener Ablehnung; er war stets neidisch auf den älteren, der sich aus dem Staub gemacht hat, während er im Handwerksbetrieb des Vater 15 Stunden am Tag schuften darf. Und dann ist da noch Kathi (Dagmar Leesch), die einst Andis Freundin war, aber nicht mit nach Berlin wollte, statt dessen Michi geheiratet hat und nach wie vor mehr für Andi empfindet, als ihrer Ehe gut tut.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Nicht einen Moment lang tut Regisseurin Friederike Jehn ("Draußen ist Sommer") so, als sei dies alles in irgendeiner Weise spektakulär. Dass ihr Film trotzdem fesselt, liegt an den Entwürfen der Figuren (Buch: Wolfgang Stauch) und den vorzüglichen Darstellern. Gerade die drei Brüder werden von Reinke, Kranz und Fellmer ganz großartig verkörpert. Und selbstverständlich hat "Der Andi ist wieder da" letztlich doch noch mehr zu bieten, denn natürlich fragt man sich, was der Auslöser für die unverhohlene Feindseligkeit zwischen Vater und Sohn war. Immer wieder zieht es alle Beteiligten zu jenem Waldsee, an dem sich damals die Tragödie ereignet hat. Nach und nach lüften Buch und Regie das düstere Familiengeheimnis. Bis dahin vertreibt sich der Film die Zeit mit kleineren und größeren Ereignissen, die viel zur Komplexität der Figuren beitragen. Der väterliche Betrieb zum Beispiel steht vor der Pleite, weil ein Kunde seine Rechnung in Höhe von 30.000 Euro nicht bezahlt kann. Nun hoffen alle auf das Erbe des kürzlich verstorbenen Großvaters, aber der alte Herr hat offenbar ausgerechnet Andi als Alleinerben eingesetzt. Der vertreibt sich derweil die Zeit mit Kathi und klaut seinem Vater das gebunkerte Schwarzgeld. Wie es Buch und Regie gelingt, die festgefahrenen Verhältnisse doch noch zu einem guten Ende zu bringen und dann auch noch mit einem ironischen Schlussgag zu krönen, ist ebenfalls sehenswert.